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ViehhaltungWeniger Milchkühe und weniger Betriebe im Oberbergischen

Lesezeit 2 Minuten
Eine Milchkuh steht in einem Stall.

Die Zahl der Betriebe mit Milchviehwirtschaft sinkt auch im Oberbergischen Kreis seit Jahren kontinuierlich.

In Oberberg hat seit 2014 fast jeder dritte Betrieb die Milchviehhaltung aufgegeben. Auch die Zahl der Milchkühe sinkt kontinuierlich.

Seit Jahren sinkt im Oberbergischen Kreis die Zahl der gehaltenen Rinder, die Zahl der Milchkühe, und auch die Zahl der Rinder haltenden Betriebe mit und ohne Milchkuh-Bestand geht kontinuierlich zurück. Das geht aus einer Statistik hervor, die Information und Technik NRW (IT NRW) als Statistisches Landesamt jetzt veröffentlicht hat.

Seit dem Jahr 2014 haben demnach allein im Oberbergischen Kreis fast 100 Betriebe die Milchviehwirtschaft aufgegeben; seitdem sank ihre Zahl von 324 auf 229. Dafür halten die Betriebe, die weitermachen, im Durchschnitt mehr Milchkühe: 2014 waren es durchschnittlich 64 Tiere, jetzt sind es 82 Tiere. Insgesamt sinkt die Zahl der Milchkühe in Oberberg aber: von 21 341 im Jahr 2017 auf 18 769 in diesem Jahr.

Wir haben viel zu wenig Hofnachfolger. Enorme Anforderungen an die Betriebe und eine Flut von Auflagen treibt die Jugend von den Höfen.
Hans Stöcker

Hans Stöcker aus Engelskirchen kennt die Zahlen, und er kennt auch Gründe für diese Entwicklung. Der Vorsitzende der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. vom Milchkuhbetrieb Hof Sonnenborn in Engelskirchen-Dörrenberg sagt: „Wir haben viel zu wenig Hofnachfolger. Enorme Anforderungen an die Betriebe und eine Flut von Auflagen treibt die Jugend von den Höfen.“

Im Oberbergischen würde das naturnahe Grünland für die Fütterung der Milchkühe verwendet, „unsere Bewirtschaftung passt zur Landschaft und zur Umwelt“, betont Stöcker und verweist auf Untersuchungen, nach denen sich die Qualität des Wassers in den oberbergischen Talsperren seit 20 Jahren verbessert. „Aber die große Politik will weniger Tiere. Dabei haben wir jetzt schon zu wenige, um alle Flächen naturnah zu nutzen.“

Kuhmilch statt Mandelmilch

Zu schaffen gemacht habe der Milchviehwirtschaft auch die Inflation mit gestiegenen Kosten und Marktmechanismen wie dieser: Durch den Krieg in der Ukraine stellten sich Lieferengpässe ein, der Milchpreis stieg, die Milchproduktion auch, doch der Absatz ging wegen der höheren Preise zurück.

Unterm Strich bleibe die Feststellung, dass Jahr für Jahr drei bis vier Prozent der Milchvieh-Betriebe die Brocken hinschmeißen. „Das klingt zunächst mal nach nicht viel, aber in zehn Jahren summiert sich das auf ein Drittel der Betriebe“, so der Engelskirchener Stöcker.

Und dann seien da auch jene Verbraucher, die im guten Glauben von Kuhmilch etwa auf Mandeldrinks umsteigen, dabei aber ausblendeten, dass zur Bewässerung der Mandeln, aus denen die „Mandelmilch“ hergestellt wird, in Kalifornien Wasser aus 2000 Metern Tiefe gepumpt werden müsse. Stöcker: „Der CO2-Footprint unserer naturnah erzeugten Kuhmilch ist nicht schlechter – aber unsere Milch ist gehaltvoller.“