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Reaktion auf den KlimawandelOberbergs Talsperren behalten mehr Wasser

Lesezeit 3 Minuten
19.09.2023
Brüchermühle
Wiehltalsperre

Deutlich weniger Wasser als bis dato fließt im Sommer aus der Wiehltalsperre.

Der Aggerverband reagiert auf den Klimawandel und passt die Betriebspläne für seine Talsperren an.

Im Sommer immer genügend Trinkwasser für die Bevölkerung vorhalten und im Herbst/Winter genügend Stauraum zur Verfügung haben, um auf etwaigen Starkregen mit drohendem Hochwasser reagieren zu können: Dieser Job des Aggerverbands hat etwas von einem Hochseilakt, der in den letzten Jahren bei immer trockeneren Sommermonaten noch problematischer wird, wie Vorstand Dr. Uwe Moshage im Gespräch an der Wiehltalsperre sagt.

Kein Wunder, dass der Aggerverband nun noch einmal auf die klimatischen Veränderungen reagiert hat und seine Talsperrenbetriebspläne überarbeitet. Diese von der Bezirksregierung zu genehmigenden Pläne stammen noch aus dem Jahr 2006 und basieren auf den Daten aus den Jahren von 1973 (Bau der Wiehltalsperre) bis 2001. Seitdem hat sich aber viel getan und der Klimawandel hat an Fahrt aufgenommen, wie der Verband deulich macht. Hitze und Dürre im Sommer, nasse Winter oder unkalkulierbarer Starkregen treten immer öfter auf, so dass der Aggerverband mit Blick auf seine Talsperren reagieren musste.

Kein Grund zur Sorge

Ein Grund besorgt zu sein, sei das aber nicht: „Wir haben genug Rohwasser“, lautet das klare Statement von Moshage. Doch nach den trockenen Sommern seit 2018 wisse man nicht, was noch kommt. Und darauf will der Verband soweit es geht vorbereitet sein. Denn Gefahr zu laufen, in eine Wasserknappheit zu geraten, will hier niemand. Simulation zeigt Gefahr Das Szenario ist nicht aus der Luft gegriffen. Eine Simulation, die der Verband in Auftrag gegeben hat, zeigt, dass es binnen 50 Jahren zwei Mal die Gefahr einer leeren Talsperre gibt, wie Helge Klopsch vom Fachbereich Talsperren erläutert. Um hier entsprechend Vorkehrungen treffen zu können, hat der Aggerverband mit Genehmigung der Bezirksregierung die Menge des Wassers, das an die Wiehl abgegeben wird, bereits gedrosselt. Und zwar von 600 Litern in der Sekunde auf aktuell 100 Liter. „Wir stehen einfach vor dem Konflikt, genügend Stauraum und genügend Trinkwasser zu haben, erläutert Klopsch das Dilemma. Für den Unterlauf und die Ökologie dort sei das kein Problem, sagt der Aggerverband. Ohne die Wiehltalsperre und deren Reservoir würde die Wiehl während der heißen Sommermonate vermutlich trocken fallen, sagt Verbandschef Dr. Moshage.

Trinkwasser hat Priorität

Mit dem Wechsel der Betriebspläne an den Talsperren vom Normalbetrieb zum Trockenfahrplan könne man der Dürre auch ein Stück weit begegnen, so der Vorstand. Am Ende müsse man vor Augen haben, dass der Schutz des Trinkwassers bei all den Überlegungen die oberste Priorität haben müsse. Und mit Blick auf den Hochwasserschutz müssten die Unterlieger auch keine Sorgen haben, dass Agger- und Wiehltalsperre unvorhergesehene Unwetterereignisse nicht schadlos zwischenspeichern könnten. Aktuell liegt die Wiehl bei 85 Prozent ihrer maximalen Füllmenge und hat daher noch Platz für vier Millionen Kubikmeter Rohwasser.


Aggerverband

Der Aggerverband wurde im Dezember 1923 als Aggertalsperrengenossenschaft gegründet. Das Verbandsgebiet umfasst 1100 Quadratkilometer, 30 Kläranlagen, drei Talsperren, vier Stauweiher und verfügt über Flussläufe mit einer Länge von 3000 Kilometern. Der Aggerverband beschäftigt 400 Mitarbeitende. Die sorgen dafür, dass pro Jahr 25 Millionen Kubikmeter Trinkwasser aufbereitet und an 500 000 Menschen im Versorgungsgebiet geliefert werden.