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Umzug in den Bergischen HofKreis will raus aus Bücherei, Gummersbach weiß von nichts

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Außenansicht alte Bücherei in Gummersbach.

Die alte Bücherei wird demnächst aufgegeben.

Kreisverwaltung begründet Rückzug aus der neuen Kreis- und Stadtbücherei damit, dass in den neuen Räumen im Bergischen Hof kein Platz für sein Medienzentrum ist.

Es stimmt also doch: Der Oberbergische Kreis will die öffentlich-rechtliche Vereinbarung „Betrieb einer Kreisbücherei“ mit der Stadt Gummersbach kündigen. Im Finanzausschuss hatte Kreisdirektor Klaus Grootens noch Anfang Oktober nur ausweichend auf die Frage von Konrad Gerards (Grüne) geantwortet mit Verweis darauf, alle freiwilligen Ausgaben auf den Prüfstand stellen zu wollen. Alle Beratungen darüber fänden im Kreiskulturausschuss statt. Und das in der kommenden Sitzung am 14. November.

Und da steht es nun schwarz auf weiß: Der Kreis will kündigen. Das letzte Wort hat der Kreistag im Dezember. In der Erklärung der Verwaltung heißt es unter anderem, dass sich im Zuge der Planungen für die neue Bücherei im Gummersbacher Einkaufszentrum „Bergischer Hof“ gezeigt habe, dass „die räumlichen Gegebenheiten der neuen Anmietung keine weiteren Potenziale über die städtische Nutzung hinaus bieten. Insbesondere die Unterbringung eines kreiseigenen Medienzentrums ist in der Liegenschaft im Bergischen Hof nicht möglich“. Die Kreisverwaltung verweist auch darauf, dass mit dem Umzug der Bücherei die Grundlage der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung von 1975 entfalle.

Kreis hat laut Stadt Gummersbach gar keinen Raumbedarf deklariert

Kreisbaudezernent Felix Ammann berichtete auf Nachfrage, dass man in den Gesprächen mit der Stadt einvernehmlich zu dem Ergebnis gekommen sei, dass für das Medienzentrum des Kreises in der neuen Bücherei kein Platz sei. Gummersbachs Technischer Beigeordneter Jürgen Hefner kann das nur bedingt bestätigen und sagt, dass der Kreis gar keinen Raumbedarf deklariert habe. Daher sei dieser auch nicht weiter erörtert worden.

Was das Medienzentrum angeht, plant der Kreis – zumindest nach eigenen Angaben – nun an anderer Stelle: Im Rahmen der Regionale 2025 habe der Kreis das Projekt der Weiterbildungsakademie Oberberg entwickelt. Dieses Vorhaben habe bereits den C-Status erreicht, der B-Status werde angestrebt, heißt es in der Vorlage für den Kreiskulturausschuss. Aber: Das Strukturförderprogramm Regionale 2025 startet wie mehrfach berichtet im kommenden Jahr mit seinem Präsentationszeitraum, der bis ins Jahr 2026 geht. In der Projektbeschreibung der Weiterbildungsakademie auf der Seite der Regionale 2025 im Netz ist von einem „zentralen Lernort als Haus der Bildung“ die Rede. Ein „Medienzentrum“ wird dort bis dato indes noch nicht als Bestandteil erwähnt. Thomas Kemme, stellvertretender Geschäftsführer der Regionale, nennt das Projekt aus Sicht der Regionale 2025 auf Nachfrage ein „zartes Pflänzchen“.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein sagte am Donnerstag dieser Zeitung, dass mit der Stadt über eine Kündigung der Bücherei-Partnerschaft nach wie vor nicht gesprochen worden sei. Er hätte es aber gut gefunden, wenn die nunmehr fast 50 Jahre laufende Zusammenarbeit fortgeführt würde. Dass bei dem Thema Pingpong gespielt wird, will Bürgermeister Helmenstein nicht. Er habe das Projekt dem Oberbergischen Kreis quasi auf dem Silbertablett serviert und das für den gleichen Beitrag von gut 200 000 Euro im Jahr wie bisher – und das für „eines der aktuell bedeutendsten Projekte im Kreis beim Thema Bildung“, so Helmenstein.