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WinterdienstUnterwegs mit dem Schneeräumer des Gummersbacher Bauhofs

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann besteigt einen Lkw.

Der Unimog wird für den Wintereinsatz mit einem Räumschild und der Streusalzanlage ausgerüstet.

Normalerweise hat Markus Schmidt einen erfahrenen Kollegen dabei. Am Mittwoch durfte ein Zeitungsreporter auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.

Der tonnenschwere Unimog von Markus Schmidt ist eine eindrucksvolle Maschine. Die Fahrt durch das städtische Schneegestöber darf man sich aber nicht wie ein stures Pflügen vorstellen. Es ist eher ein sensibles Schlängeln, das dem Fahrer allerhöchste Konzentration abverlangt. Normalerweise hat Schmidt seinen erfahrenen Kollegen Volker Winheller dabei, der ihn auch mal ablösen kann. Am Mittwoch durfte ausnahmsweise ein Zeitungsreporter auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.

Markus Schmidt (36) hat eine Hand am Lenkrad, mit der anderen verändert er über einen Joystick immer wieder die Stellung des Räumschilds. Mal schiebt er den Schnee nach rechts, mal nach beiden Seiten, manchmal kann er das Schild breit machen, mal müssen Engpässe durchfahren werden. Zudem kann Schmidt während der Fahrt das Streumittel steuern, das hinter dem Fahrzeug über eine Zentrifuge verteilt wird. Mal reicht ein bisschen Salz, mal muss er an einer Steigung großzügig Sole verteilen.

Ein Mann am Steuer eines Lkw.

Bei der Fahrt durch die Stadt muss Markus Schmidt auch nach stundenlangem Einsatz noch volle Konzentration aufbringen.

Vier Spiegel und zwei Kameras helfen, rundum den Überblick zu behalten. „Und der Beifahrer“, ergänzt Schmidt. Der Kollege könne von seinem Blickwinkel aus oft schneller erkennen, dass hinter der Hecke gleich ein rodelndes Kind hervorschießt.

In Gummersbach sind 70 Leute und 20 Fahrzeuge im Einsatz

Markus Schmidt hat angesichts der Wetterprognosen am Mittwoch seinen Dienst um 5 Uhr morgens angetreten. Auf der ersten Runde durch seinen Bezirk, der Bernberg und Niederseßmar umfasst, hat er auf Steilstrecken vorsorglich Salz gestreut und der Polizei gemeldet, wo ein parkendes Auto den Schneeräumer behindern könnte. Um 14 Uhr macht er sich schon zur dritten Tour auf, und eine vierte wird noch folgen. Nachdem der Schnee mittags eingesetzt hat, schöpft der Bauhof alle Kapazitäten aus, um den Verkehr einigermaßen am Laufen zu halten. Rund 50 eigene Leute und 20 Helfer von örtlichen Bauunternehmen sind auf 20 Fahrzeugen unterwegs, um die Straßen zu räumen und zu streuen, oder sind in den Fußkolonnen unterwegs, um den Schnee an Bushaltestellen   per Hand wegzuschippen.

Koordiniert wird die Winterdienstoffensive im Baubetriebshof   an der Rospestraße.   Elsadat Music lässt sich an seinem Schreibtisch nicht aus der Ruhe bringen, er hat die Situation unter Kontrolle. „Das Wetter wurde diesmal frühzeitig angekündigt, viele Leute sind zu Hause geblieben, der Schulbusverkehr wurde eingestellt.“ Ein Fahrzeug kann er noch in Reserve halten. Technische Schäden sorgten heutzutage oft für lange Ausfälle, weil man auf Ersatzteile warten müsse, bedauert Music.

Blick aus dem Schneeräumer auf die Straße voraus.

Nicht alle Autos sind so vorschriftsmäßig geparkt wie diese, manche werden zu ärgerlichen Hindernissen.

Der Unimog von Markus Schmidt aber läuft wie geschmiert. Der gelernte Straßenbauer aus Lantenbach ist seit zehn Jahren beim Gummersbacher Bauhof und steuert das Fahrzeug mit routiniertem Geschick. Das sieht einfacher aus, als es ist. Schmidt kann per Knopfdruck Allradantrieb und auch Unterlegketten zuschalten, aber wenn der schwere Unimog an einer steilen Straße auf Blitzeis ins Rutschen kommt, ist er kaum zu halten. Bergauf zu fahren ist weniger gefährlich, denn dann kann Schmidt notfalls zurücksetzen und kommt auf den von ihm selbst geräumten und gestreuten Grund. Dafür nimmt der Fahrer auch mal einen Umweg.

Fahrer kennt seinen Gummersbacher Bezirk bis in die kleinste Stichstraße

Seinen Bezirk kennt er bis in die kleinste Stichstraße. Es gibt zwei Dringlichkeitsstufen. Die Tour am frühen Nachmittag führt nur über die wichtigen  Verkehrsverbindungen und Siedlungszuwegungen wie die Bernberger, die Dümmlinghauser und die Dorfstraße.

Schmidt manövriert sein Gefährt aber auch durch enge Gassen, haarscharf an Autos vorbei, die gedankenlos halb auf der Straße abgestellt wurden. Weil er damit rechnet, dass ein Wendehammer zugeparkt ist, fährt der Winterdienstmann eine hundert Meter lange Serpentine rückwärts hinauf. Nicht selten stehen Autos im Weg, die sich festgefahren haben – manchmal, nachdem sie ihn vorher überholt haben.

Die wichtigste Regel die sein erfahrener Kollege Volker Winheller ihm beigebracht hat, laute: „Ruhig bleiben. Wer hektisch wird, macht Fehler.“ Markus Schmidt hält sich daran. Zu der Aussicht, dass er zu Hause wohl auch noch Schnee schippen wird müssen, meint er jedenfalls nur: „Ist halt Winter.“