AboAbonnieren

50. SitzungWo in Gummersbach der Gürzenich steht

Lesezeit 3 Minuten
Karnevalssitzung des TV Gelpetal.

Neben Profi-Gruppen bestreiten bei der Sitzung des TV Gelpetal seit jeher auch viele Eigengewächse das Programm. Archivfoto:

Im Gummersbacher Ortsteil Peisel haben die Jecken seit 50 Jahren ihren Gürzenich.

Der gute Anzug und das schicke Abendkleid wurden in den ersten Jahren des Karnevalsfestes des TV Gelpetal noch aus dem Schrank geholt, um närrisch feiern zu gehen. Bernd Vorländer, Vorsitzender des Turnvereins, lacht, als er davon erzählt: „Damals kamen viele elegant zurechtgemachte Besucherinnen und Besucher aus reiner Neugier, ohne zu wissen, was da genau auf sie zukommt. Karneval wirkte in der Schützenstadt Gummersbach in dieser Zeit regelrecht abenteuerlich.“

Denn jeck zu sein, war in der Kreisstadt 1971 noch nicht wirklich etabliert. Wer jetzt denkt, der Verein habe sich verrechnet, wenn er Anfang Februar die Jubiläumssitzung feiert: Das Fest fiel dreimal aus. So sagt Vorländer: „Als der Irakkrieg begann, wurde pausiert, und auch die Pandemie hat uns zwei Jahre lahmgelegt.“ Damit stimmt die Rechnung wieder – es wird also zum 50. Mal gefeiert. Das Besondere, so sagt der Vorsitzende, sei von je her die Tatsache, dass viele Eigengewächse das Programm auf der Bühne gestaltet hätten.

Unerwähnt bleiben darf die selbstgebaute und immerhin hallenbreite Bühne übrigens nicht, denn ihr Auf- und Abbau ist etwas, das von Jahr zu Jahr an Eingeweihte weitergeben wird, wie Vorländer berichtet und hinzufügt: „Es ist immer total faszinierend zu sehen, wie sich die Halle eine Woche vor der Sitzung verwandelt.“ Eigengewächse waren zum Beispiel neben dem gelenkigen Gelpetaler Staatsballett und den Gelpetaler Gospel-Granaten die Gelpespatzen unter der Leitung von Rainer Simon, der Mitglied des Quartettvereins „Die Räuber“ war und somit bestens gerüstet, den Chor für das Fest fit zu machen.

Festliche Garderobe blieb mehr und mehr in den Schränken

Ab den 1980er Jahren blieb die festliche Garderobe dann endgültig im Schrank hängen. Die Kostüme wurden bunt und bunter, fantasievoll und waren in diesen Jahren oft liebevoll selbstgemacht. Heute kommen ganze Gruppen in aufwendigen Kostümen zur Sitzung, manche von ihnen sind treue Fans und denken sich für jedes Jahr ein neues Motto aus.

Auch Bernd Vorländer hält dem jecken Treiben im „Wilden Westen“ von Gummersbach schon lange die Treue. Er steht seit 40 Jahren auf der Bühne, tritt seit 30 Jahren mit der Band Six Pack, deren Sänger er ist, bei den Sitzungen auf. Und er betont: „Unser Karneval soll allen Spaß machen. Darum halten wir unsere Preise auch immer absolut moderat und stellen ein Programm für alle Generationen zusammen.“

Das Programm ist außerdem nicht so ausufernd lang, damit die Gäste anschließend noch tanzen können. Auch das ist im Übrigen eine Besonderheit, auf die sich viele Jecke freuen – der Tanz. Denn so viel Gelegenheit zum Paartanz gebe es ja in Oberberg nun wirklich nicht mehr, sagt Vorländer. Zur Jubiläumssitzung haben sich gleich zwei Dreigestirne angekündigt. Dass die Tollitäten aus Ründeroth und Lindlar gemeinsam auf einer Bühne stehen, gibts auch nicht so häufig. Mit dabei sind dazu die Steinenbrücker Schiffermädchen, die Ründerother Torwache und die Skihasen-Betreuer. Mehr Programm wird aber vorab nicht verraten! Katja Pohl Die Jubiläumssitzung des TV Gelpetal findet am Samstag, 3. Februar, ab 16.50 Uhr in der Turnhalle in Gummersbach-Peisel, Gelpestraße, statt.