Hingucker mit TückenNeu- und Umbau der Halle 51 stellt Bauherren vor Herausforderung
Gummersbach – Aller Anfang ist schwer. Dieses Sprichwort kann der Gummersbacher Investor und Bauunternehmer Michael Korthaus unterschreiben, wenn er sich die Halle 51 anschaut. Das einstige Gasometer der Firma Steinmüller zu einem architektonischen Hingucker zu machen, hat Korthaus sich auf die Fahne geschrieben. Dass der Aufwand dafür so groß werden würde, hat allerdings auch ihn etwas überrascht, wie er bei einem Rundgang durch den Rohbau gesteht. Einschließlich Gründung war die Dauer für Gründung und Kellerherstellung sogar mehr als doppelt so lang wie für die anderen Geschosse bisher.
Apropos Gründung: Mit der hatten schon andere Baufirmen auf dem Areal zu kämpfen. So auch beim Forum, für dessen Standfestigkeit hunderte Bohrpfähle im Boden versenkt werden mussten. 400 so genannte Rüttelstopfpfähle, bei denen der Boden in einem Säulenbereich verdichtet und verbessert wird, kamen jetzt bei der Halle 51 zum Einsatz. Das Areal sei von der Firma Steinmüller über die Jahre bis zu 18 Meter aufgeschüttet worden, sagt Korthaus und erklärt so, warum dem Untergrund die Standfestigkeit fehlt.
Einer der zukünftigen Mieter: der Innovation Hub Bergisches Rheinland
Der Umbau des Gasometers auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände zu einem modernen Büro- und Geschäftsgebäude scheint eine Herzensangelegenheit für ihn zu sein. Denn obwohl die Kosten für sein Projekt an einigen Stellen davongelaufen sind, wirkt er nach wie vor gelassen und freut sich darauf, den Neubau im Sommer kommenden Jahres hoffentlich an die Mieter übergeben zu können. Zu denen gehört neben der Industrie- und Handelskammer auch der Innovation Hub Bergisches Rheinland.
Dessen Ziel ist es, als zentrales Element zur Steigerung der Innovationsfähigkeit regionaler Unternehmen und Organisationen beizutragen und ein starkes Netzwerk für die zukünftigen Herausforderungen der digitalen Transformation und Industrie 4.0 zu sorgen. Eine Delegation des Vereins um den Vorsitzenden Bernhard Opitz machte sich vergangene Woche ein Bild vom Fortschritt der Bauarbeiten.
Innovation Hub Bergisches Rheinland
Bernhard Opitz, Vorsitzender des Innovation Hub Bergisches Rheinland, zeigte sich nach einem Rundgang mit Investor Michael Korthaus (l.) von der Halle 51 beeindruckt: „Das Gebäude ist technisch imposant. Das ist nicht einfach nur quadratisch, praktisch, gut. Das ist Baukunst und vermittelt einen optisch guten Eindruck“, wie Opitz sagt. Wer sich in der Baubranche auskenne, wisse, dass dieser Bau etwas Besonderes sei.
Für den Innovation Hub als eine Art Denkfabrik sei die Halle 51 eine ideale Umgebung, um eine kreative Stimmung entstehen zu lassen, wie Opitz betont. Aktuell ist der Hub auf zwei Etagen des Steinmüllerbildungszentrums untergebracht. Auch die dort vorherrschende Industrieumgebung sei ein gutes Umfeld. Momentan sind beim Innovation Hub 30 Mitarbeiter beschäftigt, etwa die Hälfte davon in Vollzeit, wie der Vorsitzende berichtet. Gearbeitet werde auf neun Handlungsfeldern bzw. an 18 Projekten. Diese würden betreut von bis zu acht Professoren der TH am Campus Gummersbach. Ziel sei es, den Innovation Hub unter Einbeziehung der beteiligten Unternehmen in der Region nach vorne zu bringen. „Das ist unser Bezug zur Praxis“, wie Opitz erklärt. So gesehen laufe es trotz der Corona-Pandemie bis dato recht gut für den Hub.
Aktuell sind dem Innovation Hub Bergisches Rheinland 25 Mitglieder angeschlossen. 17 von ihnen sind sogenannte Premiummitglieder. Weitere Mitglieder sollen hinzukommen. Von dem Umzug in die Halle 51 verspricht sich Opitz noch einen echten Zugewinn, wie er betont. Bis dahin sollen auch die ersten Projekte abgeschlossen sein. Diese hätten dann den Status, dass man deren Machbarkeit und Sinnhaftigkeit überprüft habe und die Unternehmen getrost ermutigen könne, daran weiter intensiv zu arbeiten: „Wir werden im Jahr 2021 schon eine ganze Menge vorzuweisen haben.“
Dabei schilderte Korthaus auch die technischen Herausforderungen, die der Bau für Architekt, Statiker, Prüfstatiker und Baumannschaft mit sich gebracht haben.
Der Innovation Hub geht mit einer Modellwerkstatt ins Erdgeschoss des Neubaus und bekommt zusätzlich das gesamte erste Obergeschoss. Mit diesen gut 1000 Quadratmetern ist der Verein zugleich der größte Mieter in zentraler Lage auf dem Steinmüllergelände.
Ein Bau mit vielen statischen Herausforderungen
Zu den Besonderheiten des Gebäudes gehören, wie Korthaus Bernhard Opitz und dessen Begleitern erklärte, die Sonderkonstruktionen. Also die Teile, die bis zu zehn Meter auskragen und dabei teilweise über die öffentliche Verkehrsfläche ragen. In diesem Teil der neuen Halle 51 soll die schon mit Spannung erwartete Skybar beheimatet sein. „Allein in dem Querriegel werden deutlich mehr als 100 Tonnen Bewehrungsstahl eingebaut, teilweise in Sonderabmessungen, die wir auch in unseren anderen Großprojekten noch nie eingebaut haben“, berichtet der Bauunternehmer.
Dieses enorme Gewicht muss an anderer Stelle aber kompensiert werden: „Zur Reduktion werden spezielle Hohlkörpersysteme aus Recycling-Kunststoff eingebaut. Diese sind mit Luft gefüllt, so dass Beton und damit auch Gewicht eingespart wird“, erläutert Michael Korthaus das Verfahren.
Für die Umsetzung dieser aufwendigen Statik holte er sich zusätzliche Experten mit ins Boot: „Es gab und gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Statikbüro Frank Albus aus Bergneustadt und dem leitenden Prüfstatiker Christoph Heinemann vom Büro Brendebach. „Immer wieder wurde diskutiert, wie Lösungen gefunden werden können, die auch baulich umsetzbar sind“, sagt Korthaus.
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Nachdem schon die Gründung zeitlich aus dem Rahmen gelaufen war, sorgt nun also auch der Stahlbau für weiteren Verzug: „Weil erst jetzt klar ist, welch große Stahlmenge tatsächlich eingebaut werden muss, dauert alleine die Stahlverlegung im Querriegel vier Wochen länger als geplant. Allein für die Stahlverlegung im Querriegel fallen ca. 2000 Stunden an, wie der Investor berichtet.
Was die Gastronomie in der Halle 51 angeht, ist Korthaus nach eigener Aussage auf einem „guten Weg“ die drei dafür vorgesehenen Flächen an einen Betreiber zu vermieten. Namen will er noch nicht nennen. Nur so viel: Die von ihm angekündigte Sushi-Bar könnte tatsächlich umgesetzt werden. „Und weil nicht alle Sushi mögen, gibt es Überlegungen, dass noch Tapas hinzukommen“, so der Unternehmer, der künftig ebenfalls mit seiner Firma auf das Steinmüllergelände umziehen wird und dann Nachbar von Innovation Hub und IHK sein wird. Ob seine Liebe zu Sushi da eine Rolle gespielt hat, dazu lächelt Korthaus nur.