Rußbrände befürchtetHolzofen-Boom beunruhigt Oberbergs Schornsteinfeger
Oberberg – Mit großer und wachsender Sorge blickt Paul W. Giebeler auf den nahen Herbst und den Winter, auf die ersten kalten Tage und den Beginn des Heizens. Der Waldbröler vertritt den Oberbergischen Kreis in der Kölner Innung der Schornsteinfeger – und gerade hat der 56-Jährige Arbeit wahrlich nicht zu knapp. „Wir fürchten, dass es bald zu vielen, vielen Rußbränden in Schornsteinen kommt, weil Holzöfen nicht richtig befeuert werden“, sagt Giebeler.
Denn viele Menschen wollen Energie und damit bares Geld sparen. „Entweder sie kaufen sich jetzt einen Holzofen – oder sie nehmen einen wieder in Betrieb, der womöglich jahrelang nicht mehr angefeuert worden ist.“ Und gerade das sei gefährlich, warnt der Experte. Er weist darauf hin, dass sowohl beim Neukauf eines Ofens als auch bei der Wiederinbetriebnahme einer solchen Feuerstätte eine Abnahme und eine tiefgehende Beratung durch einen Schornsteinfeger erfolgen muss, auf etwa 20 bis 30 Minuten beziffert er ein solches Gespräch. „Leider wissen das viele nicht – oder sie vergessen es“, sagt Giebeler und zückt sein Handy: Immer wieder ploppen prompt WhatsApp-Nachrichten aufs Display.
Schornsteinfeger: Aktuell zwischen 60 und 80 Anrufen am Tag
Anfragen sind es, ob der Schornsteinfegermeister dieses oder jenes Ofenmodell empfehlen kann oder auch nicht, Links zu den Internetseiten von Baumärkten, zu den Angeboten von Supermärkten oder auch anderen Händler sind enthalten. „So geht das den ganzen Tag, hinzukommen zwischen 60 bis 80 Anrufe am Tag, plus zehn bis 20 E-Mails und eben die unzähligen WhatsApp-Nachrichten.“
Schornsteinfeger in Oberberg
„Wir helfen gern“
28 Schornsteinfeger-Bezirke gibt es im Oberbergischen Kreis, die Zahl der Kolleginnen und Kollegen schätzt Paul W. Giebeler auf 70 bis 90. „Und auch wenn wir alle gerade am Limit sind, helfen wir gern“, betont der Schönenbacher.
Das gelte nicht nur für Beratungen zur richtigen Bedienung eines Ofens, sondern auch zu Fragen des Heizens und Lüftens. Da empfiehlt der Schönenbacher den Kauf eines Messgerätes für CO2. „Auch sollte man sich für jeden Raum im Haus oder in der Wohnung fragen, wie warm es dort sein soll, und danach für jedes Zimmer ein Temperaturprofil anlegen.“ Und dann seien schlicht und einfach die Türen zu schließen, „damit kein Raum, der warm sein soll, einen Raum mitheizt, der eigentlich kühl sein soll“. Auch werde auf diesem Weg Schimmel verhindert. „Das allein bewirkt schon unglaublich viel – ebenso ein moderates Senken der Raumtemperatur allgemein“, führt Giebeler aus. (höh)
Die Menschen aber, die nicht nachfragen, die nicht um Beratung bitten oder eine Wartung des Ofens vereinbaren wollen, die bereiten Paul W. Giebeler eben jene großen Sorgen – nicht nur, was den Ofen an sich angeht, sondern auch den Umgang damit. Das Schichten der Scheite will ebenso gelernt sein wie das richtige Anzünden des Holzes von oben nach unten, weil so weniger Emissionen entstehen.
Fahrlässigkeit: Kamin über Nacht brennen lassen
„Beim Heizen halten sich viele für kreativ“, erklärt der Kreisbeauftragte der Innung. „Aber viel Holz in den Ofen zu packen, bedeutet nicht, damit viel Wärme zu erzeugen.“ Schließlich brauche jedes Feuer Sauerstoff, eine geringe Zufuhr von Sauerstoff aber führe zu einem gefährlichen Schwelbrand. „Dabei entsteht Glanzruß, der entflammen und dann den Kamin in Brand setzen kann.“
Fahrlässig sei es, den Kaminofen über Nacht brennen oder auch nur glimmen zu lassen, ergänzt Giebeler. „Ein Ofen ist kein Heizkörper.“ Sollte in der Nacht etwa ein kräftiger Wind wehen und auf den Schornstein drücken, so müsse man unbedingt raus aus den warmen Federn, um die Sauerstoffzufuhr neu zu regeln, „damit weder Russ, noch starker Rauch entsteht“.
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Zudem sei darauf zu achten, dass kein feuchtes Holz im Ofen lande. „Dabei entsteht Kondensdampf, der sich im Schornstein ablagert und sich dort ebenfalls entzünden kann“, schildert der Schönenbacher und nennt eine weitere „Todsünde aus Großmutters Zeiten“: Wer mit Briketts heizt, darf diese auf keinen Fall in feuchtes Zeitungspapier einwickeln, um damit eine vermeintlich längere Heizdauer zu erzielen. „Leider hören wir auch davon immer wieder.“ Möbelreste und lackierte Hölzer, stellt Giebeler klar, dürfen ebenso wenig zu Hause verfeuert werden.