Hunderte Kilometer für die Mordsgaudi„Neustadt-Turnier“ in der Burstenhalle
- In Deutschland gibt es einige Kommunen mit dem Namen Neustadt.
- Was für eine tolle Idee ist es da, ein eigenes Fußballturnier nur für diese Städte auszutragen.
- Und so kamen sie diesmal in Bergneustadt zusammen. Und wir waren da...
Bergneustadt – Wenn Torhüter quietschgrüne Ballettröckchen tragen, der Stürmer kurz vor seiner Einwechslung noch mal am Kölsch nippt und dazu Karnevalsklassiker aus Lautsprecherboxen dröhnen, dann ist klar: Der Sport ist diesmal nicht so wichtig. Und doch geht es am Samstag in der Bergneustädter Burstenhalle hoch her, angetreten sind da zehn Fußballmannschaften aus ganz Deutschland.
Seit nunmehr 32 Jahren richtet der heutige FC Wiedenest-Othetal ein Fußballturnier für Mannschaften aus, die entweder aus einer Kommune namens Neustadt kommen oder deren Heimatort wenigstens etwas mit etwas Neustädtischem zu tun hat. Und dafür reisen die Gäste Hunderte von Kilometern. „Wir wollten eben mal ein Turnier ausrichten, bei dem unser Team nicht auf Gegner trifft, die wir ohnehin aus der Liga kennen“, erinnert sich Mitgründer Detlef Kämmerer an den Beginn dieses Wettbewerbs, der übrigens seit 13 Jahren, meist am frühen Morgen, mit einer zünftigen Karnevalssause im stets ausverkauften Krawinkelsaal zu Ende geht. So natürlich auch diesmal.
Bei Karnevalssause das Herz verloren
Und dass beim rheinischen Karneval nicht nur der Pegel aus-, sondern auch das Herz schon mal ein wenig höherschlägt, hat sich längst bis Bayern herumgesprochen: Seit drei Sessionen sind Kämmerers Tochter Jule (35) und Fabian Wörmle (25) nun ein Liebespaar, gefunkt hat’s in Bergneustadt, natürlich bei der Party im Krawinkelsaal. Wörmle kickt beim FC Mittenwald in der bayrischen A-Klasse, angereist sind die Süddeutschen mit 17 Kickern und haben mehr als 650 Kilometer hinter sich gebracht. Mit mehr als 640 Kilometern liegt GS Italgrenchen aus der Schweiz auf Platz 2, gefolgt von den Gästen aus Neustadt in Sachsen mit 580 Kilometern.
„Alles gute Freunde“
Unterdessen freut sich der Mittenwalder Wörmle nicht nur über sein Liebesglück, sondern auch, „dass Jule uns heute die Kostüme macht“. Am Abend gehen die Fußballer als Trolle. Aber kommt man als Bayer überhaupt klar im närrischen Treiben? Torwart Timmi Hocker nickt prompt, zupft sich das grüne Röckchen zurecht und sagt: „Des is a Mordsgaudi.“ Zwar könne man einen solchen Spaß überall auf der Welt erleben, in Bergneustadt sei der aber immer etwas ganz Besonderes: „Die Menschen machen’s hier aus.“
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Jeweils zehn Minuten dauern die Begegnungen unterm Hallendach, jeweils sechs Spieler stehen auf dem Feld. „Eigentlich war das mal als Jugendturnier gedacht, aber heute sind auch Senioren dabei“, schildert Silvia König, Geschäftsführerin des FC Wiedenest-Othetal. Sie pflegt die Kontakte zu allen Neustädter Vereinen. In Deutschland gebe es wohl 30 bis 35 Kommunen mit einem Neustadt im Namen oder im näheren Umfeld. Zwischen 20 und 40 Jahre alt sind die rund 100 Kicker, die um Tore und Punkte kämpfen. „Inzwischen sind das alles gute Freunde“, freut sich derweil Vize-Vorsitzender Markus Bauch. Jedoch muss er erleben, dass für den Gastgeber diesmal nichts zu holen ist. Das Finale ist schließlich ein sächsisches: Die zweite Mannschaft des SSV Neustadt-Sachsen schlägt die erste Mannschaft mit 6:2. Aber das ist schnell vergessen. Wichtiger ist Detlef Kämmerer als Mitgründer: „Im kommenden Jahr geht’s auf jeden Fall weiter.“