Schräge VögelIn Kreuzberg stehen zwei ganz besondere Skulpturen
Kreuzberg – Nichts deutet vor der alten Grundschule in Kreuzberg darauf hin, dass sich auf der anderen Straßenseite – nur 50 Meter von der Westfalenstraße entfernt – eine ungewöhnliche Metallplastik befindet, die von dem berühmten Bildhauer Erich Hauser stammen könnte. Er hat sich deutschlandweit mit einer Vielzahl von großen Edelskulpturen im öffentlichen Raum einen Namen gemacht und war dreimal auf der Weltkunstausstellung „documenta“ in Kassel vertreten.
Der Künstler lässt sich nicht klar zuordnen
Da die Stahlskulptur nicht signiert ist, kann die Kunststiftung Erich Hauser im badischen Rottweil die Kreuz-berger Plastik nicht eindeutig als „echten Hauser“ bestätigen. Möglicherweise stammt sie von einem unbekannten Künstler, der den typischen Hauser-Stil perfekt kopieren konnte.
Um die beeindruckende Edelstahlplastik zu Gesicht zu bekommen, folgt man neben dem Haus Nr. 42 in der Westfalenstraße einfach der Speer-Richtung des Heiligen Michael, der auf der Giebelwand der Steuerberatungsgesellschaft „à jour“ mit dem Drachen kämpft.
90 verschiedene Dreickesformen
Die rund 90 verschiedenen Dreiecksformen aus perfekt verarbeitetem Stahlblech, hat der (unbekannte) Künstler im Stil von Erich Hauser so angeordnet, dass sie einen einzigen, in sich geschlossenen, vielkantigen Metallkörper bilden. Er erinnert an eine übergroße, himmelwärts stehende Vogelschwinge in einer unwahrscheinlichen, aber stabilen Balance und erinnert mit seiner Konstruktion an die japanischen Papierfalttechnik Origami.
Skulptur erinnert an Origami
Die vielflächige Plastik lädt den Betrachter dazu ein, sie aus ganz verschiedenen Perspektiven zu betrachten und dabei auch einen neuen Blick auf die sie umgebende Natur zu gewinnen.
Aber wem gehört diese ungewöhnliche und schöne Metallstele? Und wie kommt sie hierher in die Westfalenstraße? Diese beiden Fragen kann am besten der ehemalige Steuerberater Alfons Köser aus Kreuzberg beantworten, denn er ist der Besitzer dieses so eleganten wie interessanten Kunstobjekts aus Edelstahl. Er hat sie vor ungefähr zwölf Jahren von einem Freund gekauft. Dem heute 87-jährigen Kreuzberger hat diese moderne, kristallin wirkende Skulptur von Anfang an gefallen, und auch seine Frau konnte sich sofort mit der Idee anfreunden, sie zu erwerben.
Bevor die „Vogelschwinge“ direkt neben den Mauerresten der alten Pfarrkirche „St. Johannes Apostel und Evangelist“ aufgestellt werden konnte, musste sie noch wetterfest patiniert werden. Alfons Köser hat sie deshalb eigenhändig zu einer Spezialfirma nach Monheim gefahren und dort auch wieder abgeholt.
Der kunstinteressierte Kreuzberger Steuerberater hat aber von seinem Freund noch eine zweite, große Metallplastik erworben – den „Kugelvogel“ – eine Eisenskulptur des Schweizer „Iron-Art-Künstlers“ Daniel Schwarz. Er arbeitet gerne naturalistisch und wählt als Objekte für seine Sujets am liebsten Tiere. Viele davon stehen in seinem Heimatkanton Aargau auf Verkehrskreiseln.
Mit Hilfe von Teilen einer alten Pflugschar, sechs verrosteten Mistgabeln und einer Edelstahlkugel hat der gelernte Schweizer Hufwagenschmied den Körper, die Flügel und den Schwanz eines fast 2,50 Meter großen Metallvogel zusammengeschweißt. Den Schnabel und die verlängerten Schmuckfedern hat der in Effingen (Schweiz) lebende Stahlplastiker aus demselben Blech geformt, mit dem auch Erich Hauser Zeit seines Lebens gearbeitet hat.
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Der beeindruckende „Recycling“-Reiher mit einer Flügelspannweite von zwei Me-tern und einer Größe von 2,60 Metern hat einen passenden Platz auf einer Wiese rechts neben dem großen, alten Goldregenbaum auf dem Grundstück der Familie Köser an der Roten Höhe 24 gefunden und kann dort jederzeit von jedermann besucht werden.