Umfangreicher Abbau bis 2030An der Agger wird jede dritte Pfarrstelle gestrichen
Oberberg – Der evangelische Kirchenkreis An der Agger befindet sich im Umbruch. Seine Sommersynode hat jetzt einen Entschluss gefasst, dessen ganze Tragweite für die Kirchengemeinden in allen Einzelheiten wahrscheinlich noch gar nicht abzusehen ist: Das Pfarrstellenkonzept 2030 ist mit großer Mehrheit verabschiedet worden.
Kern dieses Beschlusses: Die momentan 38,5 Pfarrstellen werden auf 26 zusammengestrichen. Für die 24 Kirchengemeinden wird es 23 Pfarrstellen geben, drei weitere sollen auf Kirchenkreisebene angesiedelt sein, etwa der Superintendent und ein Krankenhausseelsorger.
Keine längeren Debatten mehr
Vorgegeben war die Zahl von 26 Stellen von der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Synode hatte sie schon im November 2020 akzeptiert. Die Einzelheiten des jetzt gebilligten Vorschlags hatte dann eine 57-köpfige Arbeitsgruppe erarbeitet, in der alle 24 Gemeinden vertreten waren. Dazu waren mehrere Sitzungen mit intensiven Diskussionen nötig. Diese akribische Vorbereitung war denn wohl der Grund, warum es auf der Synode selbst keiner längeren Debatten mehr bedurfte.
"Unglaublich hohe Ansprüche"
Pfarrer Ralf-Andreas Kliesch aus Nümbrecht wandte sich nicht nur, aber auch an den anwesenden Vertreter der Landeskirche, Henning Boecker. Gießkannen -Reduzierung von Pfarrstellen sei nicht die Lösung, so Kliesch. Darüber hinaus forderte er einen einfacheren Zugang zum Pfarramt und riet, das notwendige Theologiestudium zu straffen: „Wir haben unglaublich hohe Ansprüche.“
Pfarrstellenkonzept 2030
Wie viele Pfarrstellen soll welche Kirchengemeinde bekommen? Auch darüber hat sich die AG Pfarrstellenkonzeption Gedanken gemacht. Hauptkriterium, heißt es im Antrag, sei die Anzahl der Gemeindeglieder. Als Nebenkriterien flossen Größen wie die Gemeindefläche, Anzahl der Gottesdienste und die jeweiligen Einrichtungen in der Gemeinde in die Überlegungen mit ein.
Die Bedeutung übergemeindlicher Zusammenarbeit sei sehr groß: Stellen können erst ab einer Größe von 0,5 Pfarrstellen ausgeschrieben werden.
Die künftigen Umfänge: Bergneustadt: 1,25 Pfarrstellen; Denklingen: 0,75: Derschlag: 0,5 ; Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar: 1; Drabenderhöhe: 1; Eckenhagen: 0,75; Engelskirchen: 0,5; Gummersbach: 2; Holpe-Morsbach: 0,75; Hülsenbusch-Kotthausen: 1; Im Oberen Wiehltal: 0,5; Klaswipper: 0,25; Lieberhausen: 0,25; Marienberghausen: 0,25; Marienhagen-Drespe: 1; Müllenbach-Marienheide: 1, Nümbrecht: 2; Oberbantenberg-Bielstein: 1; Rosbach: 1,5; Ründeroth: 1; Waldbröl: 2; Wiedenest: 0,5, Wiehl: 1,5, Wipperfürth: 0,75.
Mit dem von der Synode beschlossenen Konzept will der Kirchenkreis schon jetzt künftigen Herausforderungen begegnen und den Spagat bewältigen, sicherzustellen, dass bei immer weniger Gemeindemitgliedern und immer weniger Nachwuchs-Pfarrern die Kirche handlungsfähig bleibt. „Wie können wir weiterhin – auch mit weniger Personal im Pfarramt – Menschen im Leben und im Glauben stärken? Wo wird in den nächsten Jahren der geistige Schwerpunkt für die Arbeit in den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis gesetzt?“ Diesen Fragen hatte sich die „AG Pfarrstellenkonzeption“ gestellt.
Der Beschluss des Konzeptes bedeutet, dass Maßnahmen ab sofort ergriffen werden müssen – bei jeder Stellenbesetzung muss das Pfarrstellenkonzept 2030 mitbedacht werden. „Durch den Pfarrstellenplan verändern wir unser kirchliches Leben mit Sicherheit und in erheblichem Maße“, sagte Superintendent Michael Braun.
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Er zitierte ein Lied: „Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest, weil sich’s in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt.“ Doch was, fragte er mit Hinweis auf Corona und den Krieg in der Ukraine, wenn es in unseren Häfen plötzlich ebenfalls unruhig wird? Er ermunterte zum Agieren: „Wer mutig ausschreitet, der kommt voran, der kann was erleben – kann Gott erleben!“