„Party gefeiert“Jugendliche brechen in Waldhotel in Marienheide ein und verwüsten es
Marienheide – Christina Polancec und Hans-Gerd Schumann stehen unter Schock. Die Räumlichkeiten des Waldhotels am Marienheider Eberg sind kaum wiederzuerkennen. Aufgebrochene Türen und Fenster, durchwühlte Schubladen, zerschlagene Spiegel und Fernseher, an den Wänden zerschmetterte Gläser und Tassen, herausgerissene Lampen und ein staubiger weißer Belag auf Boden und Möbeln durch ausgeleerte Feuerlöscher – die Liste könnte noch fortgeführt werden. Das Ausmaß der Zerstörung ist kaum fassbar.
Grund dafür ist ein Einbruch, der scheinbar weniger den Diebstahl, sondern vor allem die mutwillige Zerstörung fremden Eigentums zum Ziel hatte. Zwei kleine Tresore wurden zwar aufgebrochen. Darin habe sich aber lediglich Kleingeld befunden, berichtet Hans-Gerd Schumann, Inhaber des Waldhotels.
Marienheide: Entleerte Feuerlöscher lösen in Waldhotel Brandmeldeanalge aus
Die Polizei bestätigt auf Nachfrage den Einbruch. Zwischen Donnerstag, 17 Uhr, und Sonntag, 10.30 Uhr, hätten sich die Täterinnen und Täter, unter anderem im jugendlichen Alter, Zutritt zu dem leerstehenden Waldhotel verschafft, teilt Polizeisprecherin Monika Treutler mit. „Nach ersten Erkenntnissen ist in dem Gebäude eine Party gefeiert worden“, berichtet Treutler. Unterschiedliche Zeugen hätten im Nachhinein ausgesagt, am Donnerstag, Freitag und Sonntag mehrere Jugendliche im Alter zwischen 12 und 15 Jahren am Waldhotel und auf dessen Terrasse gesehen zu haben.
Da im Rahmen dieser Party Feuerlöscher entleert wurden, war die Brandmeldeanlage ausgelöst worden. Die alarmierte Feuerwehr erkannte beim Eintreffen vor Ort am Sonntag den Einbruch und verständigte die Polizei. „Am Montag haben wir gegen 14 Uhr mit der Sicherstellung der Spuren begonnen“, berichtet Treutler weiter. Den Polizisten habe sich vor Ort ein Bild der Verwüstung geboten.
Noch während die Spurensicherung vor Ort gewesen sei, habe sie plötzlich Jugendliche auf dem Dach des Gebäudes ausfindig gemacht. Ein Mädchen sei beim Fluchtversuch vom Dach aus 7,50 Metern Höhe gesprungen. „Dass sie sich dabei nicht alle Knochen gebrochen hat, ist für mich unverständlich“, erzählt Hans-Gerd Schumann, der den Sprung miterlebte.
„Das Mädchen, deren Identität uns bekannt ist, ist noch auf der Flucht und gilt derzeit als vermisst“, berichtet Polizeisprecherin Monika Treutler. Ein weiterer Jugendlicher sei in Richtung Bruchertalsperre geflüchtet. Dank der Verfolgung durch Schumann und die Polizei konnte er festgehalten werden, ebenso wie ein Jugendlicher direkt am Hotel. Treutler bestätigt: „Drei jugendliche Personen sind uns bekannt. Dabei handelt es sich um zwei Jungs und ein Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren.“
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Die Jungs seien noch am Montag auf die Wache nach Wipperfürth für erkennungsdienstliche Maßnahmen und DNA-Proben gebracht und danach an die Eltern übergeben worden.
Schaut man sich die Räumlichkeiten des Hotel genauer an, wird schnell deutlich, dass weit mehr als drei Personen für die Zerstörung gesorgt haben müssen. „Zu dritt wäre das hier alles nicht möglich gewesen“, sagt auch Christina Polancec, Pächterin des Hotels, das sie vor allem für Veranstaltungen wie Hochzeitsfeiern zur Verfügung stellt. Da sie am Wochenende selbst auf einer Hochzeit eingeladen war, standen die Räume zum Tatzeitpunkt komplett leer.
Schaden im Waldhotel in Marienheide liegt in sechsstelligem Bereich
„Es ist alles zerstört. Rund 20 Räume sind betroffen. Der Schaden liegt in einem sechsstelligen Bereich“, berichtet Hans-Gerd Schumann. Ob und inwiefern die Versicherung den Schaden übernimmt, sei noch völlig unklar. Ein Gutachter sei für die kommenden Tage bestellt. Deshalb hoffen Schumann und Polancec, dass noch weitere Täter ausfindig gemacht werden.
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. „Wir haben im großen Umfang Spuren gesichert“, betont Treutler. Bis in den Abend hätten zwei Kollegen Faser-, Speichel- und Blutspuren sowie Finger- und Schuhabdrücke sichergestellt. „Es ist üblich, dass solche Spuren vor Ort gesichert und keine Gegenstände mitgenommen werden“, erklärt Treutler. Auch Fotos seien gemacht worden.
Böller in die Steckdosen gesteckt
Die durchwühlten Betten lassen darauf schließen, dass auch im Hotel geschlafen wurde. „Wie abgebrüht muss man sein?“, fragt Christina Polancec. Zu welchen Mitteln die Jugendlichen noch gegriffen hätten, hätte die Brandmeldeanlage nicht ausgelöst, kann nur vermutet werden.
„Das gesamte Schwimmbecken im Keller wurde mit Holzmöbeln, Alkohol und dem Rasenmäher, aus dem Benzin ausgelaufen ist, gefüllt. Am Beckenrand steht ein Bunsenbrenner, der extra aus der Küche geholt worden sein muss“, beschreibt Polancec die Szenerie. In einem Zimmer steckten zudem Böller in der Steckdose. „Das ist lebensgefährlich.“ Anfang Juli soll im Waldhotel wieder geheiratet werden. „Ich mache das irgendwie möglich“, sagt Polancec, die bis dahin zumindest einzelne Räume wieder herzurichten will.