Die Kreisverwaltung will die Rettungsleitstelle an die Gummersbacher Moltkestraße holen. Kritiker setzen auf den Standort Kotthausen – vor allem, weil feststeht, dass das Interim dort mindestens eine Million Euro kostet.
Zoff im KreistagOberbergs Politik streitet über Standort der Rettungsleitstelle
Die Kreisleitstelle bleibt ein Zankapfel der oberbergischen Politik. Zuletzt hatten sich SPD, Linke und Grüne in der Sondersitzung des Kreistags zur Zentralisierung der Kreisverwaltung in der Gummersbacher Innenstadt für ihren Verbleib in Marienheide-Kotthausen ausgesprochen.
Der dortige Standort garantiere eine gute Verkehrsanbindung aus allen Richtungen Oberbergs und eine dezentrale Verteilung der wichtigsten Einrichtungen habe im Krisenfall möglicherweise Vorteile, hatte SPD-Fraktionschef Sven Lichtmann in der damaligen Sitzung argumentiert. Mit Blick auf die schmale Moltkestraße und das dortige Lindengymnasium hatten die Kritiker sogar gespottet, man müsse hoffen, dass eine Katastrophe nie morgens um halb acht das Oberbergische erreiche – dann sei die Moltkestraße nämlich durch Elterntaxis vor dem Gymnasium blockiert.
Mehrheit stimmte für das Areal an der Moltkestraße in Gummersbach
Die Kreistagsmehrheit war am 10. November dagegen der Sichtweise von Landrat Jochen Hagt gefolgt: Die Leitstelle und die geplanten angegliederten Stabsräume für Großschadenslagen gehörten in unmittelbare Nähe zu den Entscheidern, deren ständiges Pendeln zwischen der Moltkestraße und dem Lockenfeld gerade im Katastrophenfall unsinnig sei.
In der jüngsten Sitzung des Kreisbauausschusses griff die SPD das Thema nun erneut auf. Grund: Laut dem Bauprogramm 2023/2024, das die Kreisverwaltung dort vorstellte, sollen in den beiden kommenden Jahren jeweils 500.000 Euro in das bestehende Notfallzentrum fließen. Kritik kam vor allem von Heidrun Schmeis-Noack: „Das ist ja ein starkes Stück nach der Entscheidung im Kreistag.“
Viel Geld für Marienheide-Kotthausen vorgesehen
Die SPD-Politikerin wies zudem darauf hin, dass der Kreis erst vor gut einem Jahr „für viel Geld“ ein Nachbargrundstück in Kotthausen erworben habe, um dort expandieren zu können. Schmeis-Noacks Vorwurf: Es wurden und werden hohe Summen für ein Gebäude ausgegeben, dessen Tage ohnehin gezählt sind. „Statt für ein Interim zu zahlen, sollte an Ort und Stelle gleich neu gebaut werden“, forderte die Nümbrechterin.
Dem widersprach Baudezernent Felix Ammann energisch und erklärte, dass eine neue Leitstelle frühestens in fünf Jahren einsatzbereit sei. „Der Handlungsdruck in Kotthausen ist aber jetzt hoch.“ Es fehle an Arbeitsplätzen, Ruheräumen und nicht zuletzt an Unterstellmöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge von erheblichem Wert. „Natürlich ist es ärgerlich, wenn wir in eine Interimslösung investieren müssen, aber es geht darum, die Einsatzbereitschaft zu garantieren“, stellte Dezernent Ammann klar.
Zudem sei am alten Standort gar nicht genug Platz, um zeitgleich die alte Leitstelle weiterzubetreiben und nebenan den Neubau zu errichten. Am Freitag wurde bekannt, dass SPD, Grüne und Linke – auch mit Blick auf die nun bekannt gewordenen Investitionspläne – einen offiziellen Antrag zum Verbleib der Kreisleitstelle in Kotthausen an Landrat Jochen Hagt adressiert haben.
Diskutiert werden soll das Papier nach den Vorstellungen der drei Unterzeichner zunächst im Kreis-Finanzausschuss am kommenden Mittwoch.