Kritik am LandesbetriebNaturschutzbeirat ohne Verständnis für Kahlschläge in Oberberg
Oberberg – „Wir können es nur immer wieder zum Thema machen und hoffen, dass sich bald etwas an der Kommunikation ändert“, meinte Heinz Kowalski, Sprecher des Naturschutzbeirates des Oberbergischen Kreises in dessen jüngster Sitzung ratlos und sichtlich frustriert. Vorausgegangen war dem Frust eine längere Diskussion zu den Baumfällungen des Landesbetriebs Straßen NRW, der an einigen Ecken im Oberbergischen Kreis zuletzt nicht nur einzelne Bäume gefällt habe, sondern aus Sicht mancher für ganze Kahlschläge gesorgt hatte.
Michael Schmitz, Mitglied im NRW-Landesverband des Naturschutzbundes (Nabu) hatte das Thema in der Sitzung erneut auf die Tagesordnung setzen lassen und Bilder vom Ortseingang Wipperfürth mitgebracht, wo nach Fällarbeiten auf einer Strecke von 200 Metern kein einziger Baum mehr stehe.
Komplett verändertes Ortsbild
„Ich erkenne den Ortseingang kaum noch wieder und muss teilweise sogar überlegen, wo ich abbiegen muss. So anders sieht es dort aus“, meinte er und fragte sich, ob ein solcher Kahlschlag dort wirklich nötig gewesen sei.
Auch die Wipperfürther Ortschaft Agathaberg führte Schmitz als Beispiel an, wo zuletzt zahlreiche Salweiden gefällt worden waren. „Ich bin selbst Imker und weiß, wie wichtig diese Bäume für die Bienen sind. Bei solchen Kahlschlägen, wo am Ende gar nichts mehr stehen bleibt, frage ich mich schon, ob die beauftragten Firmen eigentlich wissen, wie wichtig diese Bäume für den Naturschutz sind“, betonte er.
Viele unbeantwortete Fragen an den Landesbetrieb
Wer entscheidet, wo und wie viele Bäume gefällt werden. Und wer überprüft das Ganze auf seine Notwendigkeit? Das waren weitere Fragen, die Schmitz auch an die Runde des Naturschutzbeirates stellte und breite Zustimmung erhielt.
Eine Antwort, wenn auch eine unbefriedigende, versuchte Volker Scheffels-von Scheidt, Sachbearbeiter im Fachbereich Siedlungsentwicklung, Freiraumplanung und Naturschutz des Oberbergischen Kreises, zu geben. Der Landesbetrieb Straßen NRW handele in den meisten Fällen bei den Fällarbeiten auf eigene Faust, teilte Scheffels-von Scheidt mit.
Fällungen wegen der Verkehrsscherungspflicht
Häufig würden die Arbeiten aufgrund der Verkehrssicherungspflicht als notwendig begründet. Der Kreis werde bei Kahlschlägen vielfach nicht beteiligt und vor vollendete Tatsachen gestellt. „Die Verkehrssicherung ist wichtiger als der Naturschutz, das ist klar.
Aber die Kahlschläge, wie es sie hier zuletzt gegeben hat, sind einfach zu viel“, sagte Scheffels-von Scheidt. „In den vergangenen Jahren lief die Zusammenarbeit besser als heute. Eigentlich müsste dieses Thema auf Landesebene diskutiert werden. Denn Straßen NRW hält sich oft nicht an seine eigenen Leitsätze.“
Was passiert mit dem abgeschlagenen Holz?
Warum so viele Bäume gefällt werden müssen, darüber könne er nur mutmaßen, so Scheffels-von Scheidt weiter. Fest stehe, dass durch das Fichtensterben und die damit verbundenen notwendigen Fällungen der kaputten Fichten andere Bäume nun freistehen und ohne Schutz weiterer Bäume im Wind zu Gefahrenbäumen werden können.
Kowalski brannte derweil die Frage unter den Nägeln, was eigentlich mit dem vielen Holz, das in Wipperfürth derzeit auf riesigen gehäckselten Holzhaufen zusammengeschichtet wurde, passiere. Auch darauf habe der Landesbetrieb bislang keine Antworten gegeben. Einladungen zu Ausschusssitzungen oder auch zur Sitzung des Naturschutzbeirats sei Straßen NRW nicht gefolgt. Fragen seien unbeantwortet geblieben. „Wir bekommen einfach keine Antworten und haben mittlerweile schon fast aufgegeben“, zog auch Kreismitarbeiter Volker Scheffels-von Scheidt ein ernüchtertes Fazit.
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Der Landesbetrieb verweist auf Nachfrage auf seine digitale Informationsseite „Gehölzpflege an Straßen“, wo er Fragen beantwortet. Demnach bleibe ein geringer Teil des abgeschlagenen Holzes vor Ort, wo es als Totholz für neuen Lebensraum sorge. „Das Schnittgut wird weiterverwertet und als gehäckselte Biomasse energetisch genutzt oder kommt als Holzwerkstoff zum Einsatz“, schreibt der Landesbetrieb. Eine Nutzung als klassisches Brennholz erfolge dagegen nur in sehr geringerem Umfang.