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Liebling der VogelforscherDer Mäusebussard liebt das Bergische Land

Lesezeit 4 Minuten

Stoischer Säulenheiliger: Der Mäusebussard sitzt oft auf Zaunpfählen, ist darum leicht zu beobachten.

Oberberg – Für Laien sind die Greifvögel des Bergischen Landes schwer zu unterscheiden. Den ziemlich häufig auftretenden Mäusebussard (Buteo buteo) können sogar fortgeschrittene Vogelfreunde im Sommer leicht mit einem Wespenbussard und im Winter mit einem Raufußbussard verwechseln. Diese beiden Arten sind allerdings deutlich seltener. Der Mäusebussard ist ein mittelgroßer Greifvogel mit braunweißem Gefieder. Jedoch gibt es eine unüberschaubare Vielzahl sogenannter Farbmorphen, von fast ganz braunen Individuen mit etwas Weißanteil bis hin zu ganz weißen Exemplaren mit geringem Braunanteil.

Die Ornithologen Jürgen und Thomas Roth sagen über den Mäusebussard, dass ihn eine „Aura der Abgeklärtheit“ umgibt. Sie sehen in dem Greifvogel einen „Experten in der Kunst des Zeit-verstreichen-lassens“. Dieses Urteil resultiert aus der regelmäßigen Nutzung von Ansitzen, also Zaunpfählen, Ästen und Scheunendächern. Man könnte meinen, „die Natur hat dem Mäusebussard eine exquisite Begabung zum Sitzen und zum Wohlbehagen mitgegeben. Selbst eisiger, schneidender Wind scheint den Beutegreifer beim Sitzen nicht anzufechten“. Nüchterner betrachtet handelt es sich um die Jagdstrategie eines Greifvogels, der sich auf bodenlebende Beutetiere spezialisiert hat.

Mäusebussard: Greifvogel mit „stoischem Charakter“

Im Flug gleitet er auf aufsteigenden Luftströmen. Es wirkt, als versuche er, bloß keinen Flügelschlag zu viel zu unternehmen. Auch hier ist wohl eher die Energieeinsparung als der „stoische Charakter“ die Ursache.

Er gibt sich mit fast allen Kulturlandschaften Europas zufrieden. Während andere Greifvögel wie der Rotmilan und der Wespenbussard das Bergische Land im Winter meiden, ist der Mäusebussard hier ganzjährig anzutreffen. Allerdings sind es oft Vögel, die aus nordöstlichen Ländern nachrücken, während viele bergische Brutpaare in mildere Gefilde nach Belgien und Frankreich ziehen. Durch die Fußringe verstorbener Bussarde konnte dies bereits in den 1950er Jahren nachgewiesen werden. So oder so scheint der Mäusebussard ein Faible für unsere Region zu haben, wie Untersuchungen der Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen bestätigen.

Ruf erinnert an das Miau einer Katze

Für das Gebiet der Stadt Overath und angrenzende Bereiche liegen aus den 1990er Jahren gut dokumentierte Erhebungsdaten vor. Im Durchschnitt brüteten dort 81 Mäusebussardpaare. Das entspricht einer durchschnittlichen Anzahl von 63 Brutpaaren auf 100 Quadratkilometer Fläche bei einem Spitzenwert von 73 Brutpaaren pro 100 Quadratkilometer im Jahr 1999. 71 Brutpaare, die in England gezählt wurden, waren damals als bisher höchste gemeldete Dichte Europas angegeben. Overath konnte das toppen. Bis dato gab es keine Publikation, die eine höhere Dichte festgestellt hat.

Um sich zu ernähren, jagen Mäusebussarde, wie der Name verrät, vorwiegend Wirbeltiere, die kleiner als ein Kaninchen sind, aber auch wirbellose Tiere wie Regenwürmer und Insekten. Übrigens kommt der Name „Bussard“ von dem Wort „Buse“ was im Althochdeutschen eine Bezeichnung für Katze war. Denn obwohl sein Ruf meist als „Hiäh“ beschrieben wird, erinnert er viele Menschen an das „Miau“ einer Katze.

Feinde: Autos, Windräder, Uhu

Anders als die Katze, die Beute mit einem Biss erlegt, gilt der Mäusebussard als „Grifftöter“. Eine leichte Beute stellt für ihn zudem Aas dar. Das wurde allerdings bereits einigen Vertretern dieser Art zum Verhängnis, wenn an der A4 ein überfahrener Igel einen Mäusebussard anlockte, der dann selbst zum Kollisionsopfer wurde.

Außer Autos oder Windräder muss der Bussard auch den Uhu fürchten. Nachts ist der tagaktive Jäger selbst eine hilflose Beute für die wesentlich größere Eule, die in der regionalen Vogelwelt an der Spitze der Nahrungskette steht. Häufig zu beobachtende Phänomene sind Konflikte zwischen Greif- und Rabenvögeln. Im Bergischen Land bedrängen Rabenkrähen gerne den Mäusebussard. Der umgekehrte Fall ist eher selten und hat meist mit vorsorglichem Jungenschutz zu tun. Immer wieder kursieren Berichte, dass Bussarde Jogger attackierten. Vor allem Ende der 1980er Jahre kam es im Bergischen Land vermehrt zu Scheinangriffen auf Erholungssuchende. Teilweise erlitten die Eindringlinge ins Brutrevier leichte Kopfverletzungen. Diese ebenfalls sehr seltenen Fälle sprechen dafür, die Brutreviere von Greifvögeln im Frühjahr nicht zu stören.

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Der Ornithologe Oliver Krüger berichtet aus Ostwestfalen von der vielleicht ersten dokumentierten Ménage-à-trois in der Greifvogelszene: Ein Mäusebussardmännchen wurde dort vor einigen Jahren mit zwei parallel im selben Nest brütenden Weibchen gefilmt. Das wirft plötzlich ein ganz anderes Licht auf diesen „Stoiker“ unter den Greifvögeln.