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„Gräber erzählen Geschichten“Die Geschichten des Lindlarer Friedhofs

Lesezeit 3 Minuten

Viel Interessantes über den Friedhof und die Gräber berichtete Winfried Panske (r.).

Lindlar – Ob ehemalige Bürgermeister, Ärztefamilien oder Zwangsarbeiter – bei der Führung unter dem Titel „Gräber erzählen Geschichten“ lernten knapp 30 Teilnehmer am Samstagnachmittag einiges über Lindlarer Persönlichkeiten und die Grabkultur. Winfried Panske, Natur- und Landschaftsführer, begann seine Führung nicht auf dem Friedhof, sondern am Brunnen auf dem Kirchplatz an der Hauptstraße.

„Viele wissen nicht, dass genau hier früher der Lindlarer Friedhof lag. Erst 1804 wurde er an seinen jetzigen Standort verlegt“, erklärt er. Das habe damals ganz praktische Gründe gehabt: „Wasser und Gräber vertragen sich nicht gut“.

Erinnerung an Kriegsgefangene

Doch noch heute findet man an der Kirchenwand einige Relikte, die an die Vergangenheit erinnern. Darunter ist auch eine Gedenktafel in Erinnerung an zehn Kriegsgefangene, die 1945 in Lindlar erschossen wurden. Es handelte sich um eine Vergeltungstat für einen in Overath erschossenen NS-Parteigenossen. Das Grab der osteuropäischen Kriegsgefangenen wurde jedoch 1947 in eins der beiden Gemeinschaftsgräber auf den heutigen Lindlarer Friedhof verlegt: „1947 legte man das Grab jedoch außerhalb der Friedhofsgrenze an, weil Kriegsgefangene damals, genau wie Selbstmörder, nicht auf Friedhofsgrund beerdigt wurden“, erklärt Panske.

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Inzwischen liegt es innerhalb der Friedhofsgrenze und wurde vor einigen Jahren restauriert. Die kyrillische Botschaft auf dem Grabstein ließ der Arbeitskreis für Regionalgeschichte übersetzen. „Hier ruhen zehn während des Krieges 1941/45 verstorbene russische Staatsbürger“, liest sich die Übersetzung auf dem zweiten Grabstein. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass unter den Verstorbenen auch andere osteuropäische Nationalitäten vertreten waren, so Panske. „Die Inschrift ist aber relativierend, schließlich wurden die Kriegsopfer ermordet“, findet ein Teilnehmer.

Gräber bekannter Lindlarer

Gleich neben dem Eingang des Friedhofs befindet sich das Grab von Fritz Bergerhoff, dem ehemaligen Bürgermeister, der von 1934 bis 1945 im Amt war. Er war Mitglied der NSDAP, galt jedoch als Mitläufer und wurde als kollegialer Bürgermeister geschätzt, berichtet Panske. Einige Meter weiter liegt das Grab von Dr. med. Hugo Joerrens, der in der Gemeinde, wie auch einige seiner Vor- und Nachfahren, als Arzt tätig war, und 1869 außerdem den Titel des Lindlarer Schützenkönigs trug.

Der Großteil der Teilnehmer erinnert sich an die Kaufhauskette Dahl, die im Bergischen und auch in Lindlar vertreten war. Das Grab des Gründers Franz Dahl ist am südlichen Ende des Friedhofs zu finden. Neben weiteren bekannten Lindlarer Persönlichkeiten bewunderten die Teilnehmer auch besonders detailreich gestaltete Grabsteine: „Einige der Grabsteine aus Grauwacke sind 300 bis 400 Jahre alt und zählen zu den kunstvollsten im ganzen Rheinland“, erklärt Panske.

Die Grabsteinkultur habe sich über die Jahre stark gewandelt und auch vor dem Zeitalter der Digitalisierung keinen Halt gemacht: „Anderorts gibt es sogar QR-Codes an den Grabsteinen, mit denen man sich dann online zu den Verstorbenen informieren kann“.