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Tierschutz in LindlarEhrenamtliche helfen Kröten bei Wanderung

Lesezeit 4 Minuten

Im Schein der Taschenlampe suchen die Helfer Zäune und Eimer nach Amphibien ab und bringen sie über die Straße.

Lindlar-Quabach – Im Strahl der Taschenlampe hüpft ein Frosch auf die Straße. Doch auch die Ehrenamtlichen haben keine Chance mehr, ihn zu retten. Das Auto ist schon zu nah und gemeinsam müssen wir mit ansehen, wie der Frosch unter dem Reifen zerquetscht wird. Das schmatzende Geräusch ist fürchterlich und ich nehme mir vor, so viele Amphibien wie möglich zu retten.

Seit 25 Jahren dabei

Dazu habe ich mich am Freitag gegen 19 Uhr in Quabach mit Marlene Esser getroffen, die schon seit fast 25 Jahren die Amphibienwanderung unterstützt. Sie erklärt mir, dass sobald die Tiere Ende März aus ihrer Winterstarre erwachen, sie zum Laichen zurück zu dem Gewässer wandern, wo sie selbst als Kaulquappe geschlüpft sind. Doch dieser Weg ist gefährlich, da die Amphibien dabei oft Straßen überqueren müssen.

Helfer beim Krötensammeln willkommen

„Achtung Krötenwanderung“ warnen seit diesem Jahr an der L 284 Verkehrsschilder in beide Richtungen die Autofahrer auf Tempo 50 abzubremsen. Das ist zwar eine große Hilfe, doch reicht allein nicht aus. Die nächsten 200 Meter der Straße sind gesäumt mit einem rund 30 Zentimeter hohen Zaun, den zwei Tierschützer jeden Abend und Morgen abgehen. „Dieses Jahr haben sich viele neue Helfer gefunden“, freut sich Esser. Schließlich ist das Sammeln von Amphibien eine gute Möglichkeit trotz der Einschränkungen der Coronapandemie mal aus dem Haus zu kommen und dabei Tierleben zu retten.

Rückgang der Population

2500

Tiere überqueren nach Schätzungen – basierend auf der Zählung – an dieser Stelle in Lindlar die Straße.

4000 Tiere waren es noch vor rund zehn Jahren. Der Rückgang der Population ist laut der Naturschützer auch darauf zurück zu führen, dass hier ein Teich für einige Zeit trockengelegt wurde.

Seit 1967 findet sich die Gruppe Freiwilliger vor allem aus Reihen des Naturschutzbundes Nabu in Lindlar jedes Jahr, um Amphibien zu retten. Amphibienwacht nennen sie sich und suchen Helfer. Wer helfen will, kann sich unter

01 77/ 249 85 77 an Rainer Ufer oder an Marlene Esser unter 0 22 66/23 57 wenden.

Ausgerüstet mit Warnweste, Taschenlampe, Eimer und Corona-Schutzmaske will ich heute mithelfen. Die beiden andern Helfer Georg Esser und Lutz Schmerbauch haben schon angefangen, die beiden Enden des Zauns abzusuchen, damit uns auch keine der Amphibien entweicht. Für mich als Anfänger ist es gar nicht so leicht, die Frösche und Kröten in der Dunkelheit vom Laub zu unterscheiden. „Aber das lernt man ganz schnell“, ermutigt mich Esser. Danach holen die Helfer die übrigen Amphibien aus den Eimern, die entlang des Zauns in regelmäßigen Abständen in den Boden eingelassen sind. Die Tiere springen und kriechen nämlich so lange am Zaun entlang, bis sie in einen der Eimer fallen.

Mit über sechs Grad ist es inzwischen zwar endlich warm genug, doch außer zwei Tropfen kommt an diesem Abend kein Regen vom Himmel. Dabei werden Amphibien besonders bei feuchtem Wetter aktiv.

Kriechende Doppeldecker

Trotzdem füllt sich unser Sammeleimer so langsam mit warzigen Erdkröten, glitschigen Fröschen und kleinen Molchen. Mich beeindrucken insbesondere die kriechenden „Doppeldecker“, bestehend aus einer größeren Kröte, dem Weibchen, an welches sich das kleinere Männchen klammert. Im Gegensatz zu den kriechenden Kröten, sind die Frösche schwieriger einzufangen und versuchen immer wieder, über den Rand des Eimers zu springen. Kaum erkennbar sind dagegen die kleinen Molche, welche sich im Laub auf dem Boden des Eimers verstecken.

Auf halber Strecke kommt uns Schmerbauch mit seinem quakenden Sammeleimer entgegen, „Ein Krötenkonzert im Mondschein“, schmunzelt er. Sobald der Eimer halb voll ist, werden die Tiere auf die andere Straßenseite getragen und ein Stück weiter über die Wiese am Zaun freigelassen, damit sie sicher im Teich ankommen und nicht verwirrt wieder zurückspringen. Komplizierter werde es, sobald in zwei Wochen die Rückwanderung los gehe, erklärt mir Esser, dann bräuchte man zwei Eimer, nämlich einen für jede Richtung und man müsse genau darauf achten, in welche Richtung das Tier gerade schaut.

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Um die Entwicklung der bedrohten Population beobachten zu können, werden die Amphibien genau gezählt. Doch Esser befürchtet, dass durch die Abholzung der Wälder viele Amphibien in den kommenden Jahren ihren Lebensraum verlieren werden.