LindlarFreilichtmuseum strukturiert historische Sammlung um
Lindlar – Raus aus den Kartons und ab ins Regal, heißt es in diesen Wochen bei den Mitarbeitern im Lingenbacher Tal. Das LVR-Freilichtmuseum hat eine komplette Rollregal-Anlage erhalten – und nutzt jetzt die Gelegenheit, große Teile seines Fundus neu zu ordnen.
Die gewaltigen Archivmöbel standen bislang der LVR-Zentralverwaltung in Köln-Deutz zur Verfügung. Weil der Landschaftsverband dort aktuell einen neuen Mittelpunkt baut, sortierte man die Regale aus. In Lindlar wurde man hellhörig und meldete sofort Interesse an – schließlich wechselten die hellgrauen Schränke tatsächlich vom Rheinufer ins Bergische.
Jedes Regal ist bereits penibel beschriftet und lässt sich mit einer Kurbel zur Seite bewegen, so dass ein begehbarer Gang entsteht. „Wir sprechen von insgesamt 420 Regalböden, die für uns einen enormen Fortschritt bei der Dokumentation bedeuten“, berichten Petra Dittmar und Stefan Rüßmann vom Museum.
Bislang lagerten nämlich viele Bestände in Kartons. In diesen Stapeln die Übersicht zu behalten, glich einer Sisyphusarbeit. Dazu kam, dass Gegenstände eher sammlungsbezogen sortiert waren. Ein Beispiel: Als das Bandweberhaus von Mariechen Thiemann aus Wuppertal ins Museum zog, nahm der LVR auf dem Dachboden auch eine Kiste mit allerlei Haushaltsgegenständen an sich, die fortan eine Sammlung bildeten.
"Qualifizierende Sammlung"
„Künftig wird es so sein, dass etwa alle Tischlampen in einem Regal stehen werden – unabhängig davon, wann und woher wir sie bekommen haben“, erklärt Dittmar die Grundsätze der sogenannten „qualifizierenden Sammlung“.
Für die Forschung, aber auch zur Vorbereitung von Ausstellungen biete der eine Blick auf die gesamte Themengruppe klare Vorteile. „Wenn wir dann gefragt werden, ob wir Interesse an einer Tischlampe haben, sehen wir sofort alles, was wir zu diesem Thema haben, in welchem Zustand unsere Lampen sind und ob das angebotene Modell tatsächlich für uns interessant ist“, so Rüßmann.
Zeitgleich arbeitet der Lindlarer daran, dass sich die Kollegen demnächst sogar manchen Gang ins Sammlungsarchiv sparen können. Denn parallel zum Umräumen in die neuen Regale erneuert das Museum sein digitales Archiv.
Bis 2007 wurden Objekte regelmäßig in Schwarz-Weiß fotografiert und die Aufnahmen in Ordnern abgeheftet. Mit Hilfe eines kleinen Fotostudios rückt Stefan Rüßmann den Fundus derzeit hochauflösend ins rechte Licht – seine Bilder stehen dann über die LVR-Datenbank zur Verfügung, inklusive abgebildeter Inventarnummer. Bei landwirtschaftlichem Gerät und allem, was die Dimension der Fotobox sprengt, wird an der frischen Luft fotografiert.
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Für Petra Dittmar stand bei der Archiv-Modernisierung das Spielzeug ganz oben auf der Prioritätsliste – nicht zuletzt, weil vor allem dieser Bestand in Kartons lagerte.
330 Inventarnummern sind bislang allein für diese Sparte vergeben worden. Manchmal besteht eine Nummer aus einem einzigen Schaukelpferd, manchmal gibt es allerdings auch Miniatur-Küchen oder Spielzeug-Schlachtfelder aus dem Ersten Weltkrieg mit etlichen Unternummern. „Gemessen am Gesamtbestand nimmt das Spielzeug nur eine untergeordnete Stelle ein – nur gut betuchte Eltern konnten ihrem Nachwuchs früher Spielzeug kaufen“, erklärt die Volkskundlerin.
Um Nachschub für sein Fotostudio muss sich Stefan Rüßmann trotzdem nicht sorgen – im Gegenteil. Gerade zur Pandemiezeit bekomme das Museum viele Anfragen, ob es diese oder jene Gegenstände gebrauchen könne, verrät Petra Dittmar. „Die Menschen räumen ihre Keller und Scheunen auf und entdecken derzeit eine ganze Menge.“