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„Wir tun was für Bienen“Garten in Lindlar bei bundesweitem Wettbewerb ausgezeichnet

Lesezeit 5 Minuten

In Lindlar gibt es einen der bienenfreundlichsten Gärten Deutschlands.

Lindlar – Heimische Sträucher, Blühflächen und eine große Artenvielfalt im eigenen Garten, haben Familie Wopfner den zweiten Platz beim bundesweiten Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ eingebracht.

Und genau das schafft das Ehepaar Wopfner mit ihrem rund 2000 Quadratmeter großen Hanggelände. Bereits am Eingangstor laden Willkommensschilder in den Garten ein. Infotafeln am Tor zeigen, welche Preise Katja und Klaus Georg Wopfner mit ihrem naturnahen Garten bereits gewonnen haben. Beispielsweise gehört der Garten dem Hortus-Netzwerk der UN-Dekade biologische Vielfalt an. Auch als „schmetterlingsfreundlicher Garten“ wurde der Hanggarten schon ausgezeichnet.

Am „Tag der offenen Gartenpforte“ suchen sich einige Besucher ihren Weg durch den Garten der Wopfners. Schmale Wege, dicht bewachsene Beete und verschnörkelte Tore lassen das Grundstück sehr urig und beinahe verwunschen wirken.

Hintergrund

„Wir tun was für Bienen“ , so heißt der Wettbewerb, den die Initiative „Deutschland summt“ der Stiftung Mensch und Umwelt ausrichtet. Ziel ist es, öffentliche Flächen oder Gärten naturnah und bienenfreundlich zu gestalten. So soll mehr Lebensraum für Bienen und andere Insekten entstehen.

2000 Quadratmeter groß ist der Hanggarten, den die Wopfners, nicht weit vom Lindlarer Zentrum angelegt haben. 220 Wildstaudenarten wachsen in diesem Garten. 30 Vogelarten gibt es hier das Jahr über, 13 davon nisten hier auch. 60 Schmetterlingsarten sind zu finden, davon 27 Tagfalter. 15 Wanzenarten sind im Garten der Wopfners zu finden, dessen Besonderheit ist, dass er nahe am Steinbruch auf dem Brungerst liegt. 40 Käferarten gibt es, die überall im Garten Unterschlupf finden. 4500 Liter Regenwasser sammeln die Wopfners in Tonnen, um den Garten zu versorgen.

Austausch mit Gleichgesinnten und Tipps für den Garten holen sich die Lindlarer in ihren vielen lokalen und überregionalen Netzwerken, unter anderem bei Naturgarten e.V. , dem Hortus-Netzwerk für biologische Vielfalt und der Bergischen Gartenarche.

Und auch wenn nach dem sehr trockenen Sommer viele Pflanzen schon verblüht sind, gibt es doch an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Das Ehepaar Wopfner führt interessierte Besucher durch die Anlage, beantwortet Fragen und gibt Tipps und Anregungen für den eigenen Garten mit auf den Weg. Normalerweise bieten Katja und Klaus auch Kaffee und Kuchen am „Tag der offenen Gartenpforte“ an.

Doch das ist in diesem Jahr wegen der Corona-Beschränkungen nicht möglich. Der „Tag der offenen Gartenpforte“ ist ein Projekt der Organisation „Offene Gartenpforte – Rheinland“. An diesem Tag öffnen zahlreiche Gärten. Trotz Corona kommen einige Besucher ins Gespräch und verweilen.

Der Hanggarten bietet viele Sitzgelegenheiten – teils auch etwas versteckt. Ob zwei Stühle im Rosengarten oder eine alte Bank aus Eichenholz unter dem Walnussbaum. Eine Besucherin, die sich bereits mehrere Stunden im Naturgarten aufhält, ist Tanja Sandlöhken.

Menschenfreundlich ist der Garten der Wopfners auch, an vielen Ecke gibt es Sitzgelegenheiten.

Nachdem sie sich in Ruhe umgeschaut hat, nimmt sie an einem Tisch Platz. Dort sieht sie sich Infobroschüren an und unterhält sich mit Katja Wopfner. Tanja Sandlöhken ist 33 Jahre alt und kommt aus Halver. Vor kurzem kauften sie und ihr Lebensgefährte dort auch ein Grundstück.

Lebendiger Naturgarten

Das junge Paar kann sich vorstellen, auf dem Grundstück in Zukunft auch einen Naturgarten zu haben. „Auf mich wirkt dieser Naturgarten hier unheimlich lebendig. Es gibt total viel zu entdecken und man sieht sich einfach nicht satt“, erzählt Sandlöhken begeistert.

Aufgewachsen ist die 33-Jährige mit einem eher konventionellen Garten. Doch das kann sie sich für ihr eigenes Grundstück kaum vorstellen. „Wieso lässt man nicht die heimischen Pflanzen wachsen, die sowieso kommen? Das ist doch auch viel besser für die Tierwelt“, so Sandlöhken. Durch konventionelle Gärten sind viele Insektenarten bedroht. Ein Naturgarten hingegen lockt viele Tiere an und sorgt für Artenvielfalt.

Über 30 Vogelarten, Kröten, Frösche, Libellen, Blindschleichen, Ringel- und Schlingnattern sowie rund 60 Schmetterlingsarten sind nur ein Teil der Tiere, die sich im Garten der Familie Wopfner finden lassen. Auch Käfer und Wildbienenarten sind stark vertreten. Der Naturgarten enthält verschiedene Elemente, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Ein Käferkeller. Der Weg ist ausgehoben, mit Holzhäckseln angefüllt und begehbar.

Dazu gehören nicht nur Bienenhotels, sondern auch der eher unbekannte Käferkeller. Hierfür haben die Wopfners einen Wegabschnitt rund einen halben Meter ausgehoben und mit Holzhäckseln aufgefüllt. Somit dient der Käferkeller als Weg und gleichzeitig auch als ein Ort, an dem sich aus einem Ei eine Larve, dann eine Puppe und letztendlich ein ausgewachsener Käfer bilden kann. Ein anders Element bildet die Steinpyramide. Sie dient Vögeln als Sitzplatz und Insekten als Unterschlupf. Nebenbei kann sie auch noch dekorativ wirken und einen Garten somit verschönern.

Auf Artenschutz achten

Auch wenn der Naturgarten nicht nur auf Begeisterung stößt, finden es Katja und Klaus Wopfner sehr wichtig, auf Naturschutz zu achten. Gerade in Zeiten des „Insektensterbens“. Deshalb geben sie auch Tipps, wie man in einem konventionellen Garten auf mehr Artenschutz achten kann. Am wichtigsten sei es, kein Gift und keine Chemie zu nutzen.

Katja und Klaus Georg Wopfner. Mitte der 1990er haben die beiden begonnen, ihren Garten in Lindlar anzulegen. „Obwohl wir damals vom Gärtnern keine Ahnung hatten“, erinnern sie sich.

„Ein Bienenexperte hat uns mal erklärt, dass selbst der Begriff „bienenfreundlich“ nur bedeutet, dass 50 Prozent der Bienen nicht sofort daran sterben. Das muss man sich mal vorstellen“, berichtet Klaus Wopfner entsetzt. Außerdem sei es ratsam, Totholz von Laubbäumen in den Garten zu legen.

Das dient vielen Insekten als Lebensraum. „Insektenfreundlich ist es auch, einige Stauden über den Winter stehen zu lassen. Denn oft findet man daran Eier oder Puppen von Schmetterlingen. Diese gehen auf dem Kompost oder in der Biotonne kaputt“, erklärt die 54-jährige Katja Wopfner.

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Ganz generell könne man auch sagen, dass es ratsam sei, heimische Pflanzen in seinem Garten zu haben. Dafür setzt sich auch der Verein Naturgarten ein, in dem das Ehepaar aktiv ist. „Man sagt, dass von einer heimischen Wildpflanze rund zehn wilde Arten abhängen. Gibt es zum Beispiel zu wenig blühenden Efeu, stirbt mit der Zeit die Efeuseidenbiene aus“, erklärt Katja Wopfner. „Die Abhängigkeit der Tierwelt von der Pflanzenwelt ist faszinierend und deshalb umso schützenswerter“, so Katja Wopfner.