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Erstes Konzert des JahresJunges Orchester NRW beeindruckt bei Proben in Lindlar

Lesezeit 4 Minuten

Über 100 Musiker aus ganz NRW spielten im Jungen Orchester NRW das Neujahrskonzert im Kulturzentrum.

Wipperfürth/Lindlar – Während sich immer mehr Besucher durch die Eingangstüren des Kulturzentrums drängen, ist das Foyer bereits von den unzähligen Musikern in schwarzer Abendkleidung gefüllt. Bis auf wenige Ausnahmen halten alle ihr Instrument in der Hand und bereiten sich auf das Neujahrskonzert vor, für das sie fast eine Woche lang geprobt haben. Violine, Oboe und Co. wollen für das Konzert am Sonntagnachmittag gestimmt und eingespielt werden. Ihre Klänge mischen sich mit den Konzertbesuchern, die sich vor Beginn noch mit Getränken versorgen.

„Ich bin wirklich gespannt. So ein großes Orchester ist einmalig“, sagt Ulrich Renz, der mit seiner Ehefrau aus Bergisch Gladbach nach Lindlar gefahren ist, um dem Jungen Orchester NRW zu lauschen. Schon die letzten Lindlarer Konzerte des Orchesters hätten sie besucht und sie seien immer begeistert gewesen.

„Kommen jedes Mal gerne nach Lindlar“

Zwei Tage vor dem Konzert stecken die über 100 Musiker aus ganz NRW noch mitten in den Vorbereitungen für den großen Tag. Kurz vor Beginn der rund sechsstündigen Probe herrscht auch hier ein akustisches Durcheinander. Ob Kontrabass, Blechbläser oder Klavier – alle sind dabei, ihr Instrument einzuspielen und lassen sich dabei scheinbar von nichts aus der Ruhe bringen. Auch Dirigent Ingo Ernst Reihl, der gerade seinen Dirigentenstab auspackt, zeigt sich entspannt: „Beim Konzert am Sonntag sollte nichts schiefgehen.“

Berühmte Weltkriegs-Symphonie

Die 7. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch (1906 - 1975), die „Leningrader Symphonie“, ist eines der bekanntesten und populärsten Werke des russischen Komponisten.

Schostakowitsch begann mit der Arbeit, während die deutschen Truppen die Stadt Leningrad – das frühere und heutige St. Petersburg – belagerten und beschossen. Über eine Million Menschen starben während der zweieinhalbjährigen Belagerung an Hunger und Kälte.

In der Sowjetunion galt die 7. Symphonie als eine „heroische Musik gegen den Faschismus“. Vor allem das Thema des 1. Satzes mit seinem monoton stampfenden Rhythmus erinnert an marschierende Soldaten.

Neuere Interpretationen legen nah, dass der Komponist mit seinem Werk generell gegen Krieg und Gewalt protestierte.

Sofia Dimitriadou spielt Oboe und ist im Vorstand des Orchesters tätig: „Wir waren schon einige Male in Lindlar und kommen jedes Mal gerne her.“ Wie auch in den Vorjahren haben sich die Musiker in der Jugendherberge Lindlar einquartiert: „Nicht nur mit den Leitern der Jugendherberge, auch mit den Verantwortlichen von Lindlar-Touristik und dem Kulturzentrum stehen wir inzwischen in einem freundschaftlichen Verhältnis“, berichtet die 26-Jährige. Was die 7. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch „Leningrader“ so anspruchsvoll macht, erklärt Dirigent Reihl: „Nicht nur die vielen Taktwechsel, vor allem auch die versteckten Motive und Themen des Stücks machen die Symphonie so anspruchsvoll aber gleichzeitig auch so besonders.“

Fast zu viele Musiker für einen Raum

Das Stück, das die Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg behandelt, sei darüber hinaus thematisch auch immer noch relevant: „Der eigentlich ängstliche Komponist Schostakowitsch stellt sich klar gegen Gewalt und Diktatur.“ Da die Besetzung des Orchesters so groß ist, hatten die Musiker in den ersten Tagen ausschließlich Registerproben. „Das bedeutet, dass die Streicher, die Bläser und alle anderen Gruppe getrennt voneinander probten“, erklärt Dimitriadou. Nun gelte es, die verschiedenen Gruppen zusammenzuführen.

Zurück zum Konzertabend am Sonntag. Um kurz vor 16 Uhr haben die Besucher die Sitzreihen im Saal und auf der Empore gefüllt. „Volles Haus“, freut sich Doris Kisters von Lindlar-Kultur. Die größte Fläche im Saal nehmen an diesem Abend aber nicht die Besucher ein, sondern die Musiker: Ihre Notenständer und Instrumente füllen die gesamte Ebene inmitten des Raumes und sogar auf die Bühne mussten einige Mitglieder des Orchesters ausweichen. „Wir sind wirklich gespannt auf das Stück. Das scheint ja sehr anspruchsvoll zu sein“, sagt das Ehepaar Renz, das in einer der hinteren Reihen zwei Plätze ergattert hat.

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Bemerkenswerter Konzertabend

Dass sich das viele Proben gelohnt hat, beweist das Junge Orchester NRW am Sonntagnachmittag. Schon im ersten Satz beeindruckt das Orchester mit ausdrucksstarken Klängen. Das Stück, das eher zaghaft und leise beginnt, steigert sich langsam zu einem eindrucksvollen, gewaltigen Klangerlebnis. Nicht nur die Bewegungen von Reihls Dirigentenstab werden schneller und lebhafter, auch die Bögen der Streicher fliegen mit größter Präzision über die Saiten und versprechen einen bemerkenswerten Konzertabend im Kulturzentrum.

Das Junge Orchester NRW gibt noch zwei Konzerte mit der 7. Symphonie von Schostakowitsch: Am Samstag, 11. Januar, 20 Uhr, in der Philharmonie in Essen und am Sonntag, 12. Januar, 18 Uhr, in der Historischen Stadthalle in Wuppertal.

www.djo-nrw.de