Lindlar sucht MitarbeiterDie Gemeinde kann viele Stellen nicht mehr besetzen
Lindlar – Es klingt in der Tat erschreckend, was die CDU in ihrem Antrag zum Haushalt schon in der Anrede an den Bürgermeister formuliert: „ . . . mit Blick auf die besorgniserregende Unterversorgung an zahlreichen Stellen in der Gemeindeverwaltung ...“ Die CDU fordert daher ein zunehmend professionalisiertes Personalmarketing oder außergewöhnliche „Recruitmentaktionen“, um Fachkräfte für das Rathaus zu holen.
Bislang ist es nicht gelungen, den Mangel zu beheben
Die Vielzahl der aus verschiedenen Gründen zeitweise vakanten Stellen auf Fachbereichsleiter- aber auch Sachbearbeiter-Ebene erfordere ein schnelles und zielgerichtetes Handeln sowie Investitionen in das Personalwesen, so die CDU weiter. Ausdrücklich betont sie die „intensiven Bemühungen“ von Bürgermeister Georg Ludwig und dem Beigeordneten Michael Eyer, aber dennoch sei es bislang nicht gelungen, den Mangel zu beheben.
Wie die Situation aktuell aussieht und warum es schwierig ist, Personal für die Verwaltung zu bekommen, erläuterte Beigeordneter Eyer auf Nachfrage ausführlich. Die reinen Zahlen sehen erst einmal nicht ungewöhnlich aus. In der Gemeinde gibt es aktuell 18 Stellen für Beamtinnen und Beamte, von denen 16 Stellen konkret besetzt sind, sowie 101 Stellen für Tarifbeschäftigte, von denen 99 besetzt sind.
Die Gemeindeverwaltung in Zahlen
18 Beamtinnen und Beamte hat das Rathaus auf dem Papier. Besetzt sind 16 Stellen.
101 Stellen für Tarifbeschäftigte gibt es außerdem, davon sind 99 besetzt. Enthalten sind Langzeiterkrankte.
50 Jahre und älter sind die Mitarbeiter der Gemeinde im Durchschnitt.
Drei Verwaltungsfachangestellte werden jedes Jahr ausgebildet.
6 Uhr: Wer will, kann so früh im Rathaus mit der Arbeit anfangen. Der Arbeitszeitrahmen ist flexibel bis 20 Uhr abends.
Auf dem Papier gibt es damit eine Vakanz von vier Stellen. Ab März werden vier weitere Stellen nicht besetzt sein, unter anderem durch Elternzeit. Das klingt immer noch nicht besorgniserregend. Wo und wie viel Personal fehlt denn?
Diese Frage sei nicht einfach zu beantworten, so der Beigeordnete. Die rein zahlenmäßige Stellenbesetzung liege in einem üblichen Bereich. Das Problem sei, dass Beschäftigte durch eine schwere Erkrankung über mehrere Wochen oder gar Monate ausfielen. Formal sei die Stelle besetzt – „alleine die Arbeit wird dadurch nicht erledigt“.
Die Krankheitsvertretung sei oft schwierig, da bei vielen Stellen ein hohes Maß an Fachwissen und beruflicher Qualifizierung erforderlich sei und zudem ungewiss, wie lange die Vertretung benötig werde. Aktuell gibt es im Hoch- und Tiefbau und dem Bauamt Engpässe, die zu längeren Bearbeitungszeiten führen könnten.
Neben der Krankheitsstand komme hinzu, dass Lindlar in den vergangenen zehn Jahren in der Haushaltssicherung war. Neue Stellen konnten kaum geschaffen werden – wenn überhaupt – wurde damit der durch einen Aufgabenzuwachs entstehende Bedarf nur unzureichend gedeckt, so Eyer. Aktuell sei durch die Digitalisierung und den Distanzunterricht an den Schulen der Bereich IT zu nennen.
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Die Gemeinde bemühe sich, durch eine zusätzliche IT-Fachkraft eine gute Betreuung sicherzustellen. Doch IT-Kräfte seien knapp und die Verdienstmöglichkeiten in der freien Wirtschaft meist deutlich besser, so die Erfahrung des Beigeordneten.
Zudem sei es schwierig, überhaupt Verwaltungsfachkräfte in die kleineren Kommunen zu bekommen. Ein weiterer Aspekt sei die Altersschnitt, der in der Verwaltung bei deutlich über 50 Jahren liege.
Um Personal zu gewinnen, setze die Gemeinde zum einen auf Ausbildung – drei Verwaltungsfachkräfte würden pro Jahr ausgebildet –, zum anderen auf die weichen Faktoren, also die Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes.
Lindlar bietet ein umfangreiches Gesundheitsmanagement
Dazu zähle das Betriebliche Gesundheitsmanagement, das von Workshops über wie Rückentraining, Vorsorgeuntersuchungen. Sozialberatung, „BetterDoc“ bis zu einem Schrittzählerwettbewerb reiche.
Zur Work-Life-Balance und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehöre auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die 2019 eingeführt worden sei. Der Arbeitszeitrahmen reiche von 6 bis 20 Uhr und Zeitguthaben könnten durch zusätzliche freie Tage abgebaut werden.
Auch Homeoffice, das durch Corona an Bedeutung gewonnen habe, biete den Mitarbeitern mehr Flexibilität. Flankierend dazu sei schon vor Beginn der Pandemie damit begonnen worden, die so genannte elektronische Akte einzuführen. Somit könne besser ortsunabhängig gearbeitet werden.
Auch durch Fortbildung und Weiterqualifizierung versuche man, attraktive Bedingungen zu schaffen. Der Verwaltungsvorstand habe sich zum Ziel gesetzt, aus den eigenen Reihen die Führungskräfte von morgen zu gewinnen. Er hoffe, dass die zahlreichen Maßnahmen auch Wirkung zeigten, denn die aktuelle Situation sei in der Tat sehr belastend für alle Mitarbeiter, so Eyer.