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Beerdigungen und CoronaSo arbeitet ein Lindlarer Bestatter unter Pandemiebedingungen

Lesezeit 3 Minuten

Särge im Lager zeigt hier Bestatter Christoph Hachenberg, er hat zur Demonstration Schutzkleidung angelegt.

Lindlar – Christoph Hachenberg kennt sich aus mit dem Tod. Zusammen mit seiner Frau führt er das älteste Lindlarer Bestattungshaus mitten im Ortskern. Auch auf seine Arbeit hat die Corona-Pandemie Auswirkungen. „Es gibt einen gewissen Anstieg an Sterbefällen, aber der ist nicht dramatisch“, sagt er.

Trotzdem hat sich vieles verändert. „Die Bestattungskultur leidet“, sagt der hünenhafte Mann. Beerdigungen werden immer unpersönlicher, was fehlt, ist der körperliche Kontakt: Der mitfühlende Handschlag mit den Hinterbliebenen, die tröstende Umarmung. Auch kommen immer weniger Menschen aus Angst um die eigene Gesundheit zu Beerdigungen, vielleicht noch ein Drittel von dem, was man zu normalen Zeiten hätte erwarten können, beobachtet der Bestatter.

Selbst bekannte Persönlichkeiten der Gemeinde werden im engsten Familienkreis zu Grabe getragen, Reu-Kaffees wie früher mit 150 oder 200 Gästen finden überhaupt nicht mehr statt. „Selbst wenn man wollte, es fehlen ja auch die Räumlichkeiten, wo man so etwas veranstalten könnte“, so Hachenberg. Die Gastronomie ist geschlossen, das gilt auch für Trauerfälle.

Was für normale Menschen – zum Glück – eine Ausnahmesituation darstellt, den Verlust eines geliebten Menschen, ist für Christoph Hachenberg tägliche Routine, mit der es in Corona-Zeiten pragmatisch umzugehen gilt.

Absprachen über Telefon, E-Mails und Videokonferenz

Stirbt ein Mensch an oder mit Corona, dann sind die nahen Angehörigen ja in aller Regel in Quarantäne und können sein Institut nicht persönlich aufsuchen. Besprechungen über das weitere Vorgehen führt der Bestatter mit den Hinterbliebenen dann auch mal per Video-Konferenz oder per E-Mail.

Trauerfeiern und Corona

Erd- und Urnenbestattungen sowie Totengebete und Trauerfeiern sind in NRW im engsten Familien- und Freundeskreis weiter möglich, so die Landesregierung. Der Bundesverband Deutscher Bestatter hat auf seiner Internetseite Hinweise für Trauernde zusammengefasst.

Sind nahe Angehörige in Quarantäne, werden Beerdigungen entsprechend verschoben. „Eine Erdbestattung sollte normalerweise innerhalb von zehn Tagen erfolgen, aber die Behörden sind in so einem Fall sehr kulant“, so Hachenberg.

Natürlich hat die Pandemie Auswirkungen auf den rein technischen Ablauf seiner Arbeit. Sein Institut ist Mitglied im Verband Deutscher Bestatter, der steht im engen Austausch mit den Behörden. Regelmäßig werden die Mitglieder über neue Verhaltensregeln informiert. Dort gibt es Vorgaben zum Beispiel über bestimmte Schutzkleidung wie Handschuhe, Ärmelschoner, Überziehschuhe oder zu tragende Haarnetze, die stetig aktualisiert werden. Muss ein an Corona Verstorbener aus einer Wohnung geholt werden, so muss die sterbliche Hülle zuvor in einen sogenannten „Body Bag“ überführt werden, erst dann kann der Abtransport erfolgen.

Desinfiziertes Tuch im Gesicht

Bei der Sarglegung wird dem Verstorbenen ein desinfiziertes Tuch über das Gesicht gelegt, denn beim Bewegen des Körpers wird auch die Lunge bewegt und es können Aerosole freigesetzt werden, gegen die es sich zu schützen gilt. Details eines verantwortungsvollen Berufs.

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Am Wesen seiner Arbeit ändert sich für Hachenberg dadurch aber nichts. „Ich habe mir eine spezielle Maske mit Filtern angeschafft, zusammen mit der anderen Schutzkleidung fühle ich mich sicher“, sagt er. „Eine Beerdigung ist immer eine traurige Sache. Im Moment ist es durch die Situation oft noch trauriger“, so der Bestatter. Trotzdem bemerkt er eine positive Veränderung: „Der Gemeinsinn kommt etwas zurück.“ Im ersten Lockdown habe man noch beobachten können, wie sich die Leute in den Supermärkten gegenseitig das Klopapier aus den Einkaufswagen gerissen hätten. Doch da ändere sich in gerade etwas: „Die Menschen besinnen sich wieder mehr auf die wichtigen Dinge des Lebens.“