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Federvieh mit TraditionDiese Vögel erwarten Oberbergs Schützen in Lindlar

Lesezeit 3 Minuten
Vier Menschen präsentieren fünf Holzvögel.

Mitten in den Vorbereitungen für das oberbergische Bundesschützenfest stecken die Lindlar Grünröcke, hier mit Vorsitzender Alexander Bosbach, Künstlerin Jarina Kisjes, Hauptmann Georg Rüßmann und Vogelbauer Christoph Hachenberg.

Wer gestaltet eigentlich die Vögel für das bevorstehende Bundesschützenfest in Lindlar? Wir geben einen Einblick.

An das alte Zweimarkstück sollten sich Oberbergs Schützen bis zum Wochenende noch einmal ganz genau erinnern. Nach 1996 findet in Lindlar nämlich wieder das Bundesschützenfest des Oberbergischen Schützenbundes (OSB) statt – natürlich inklusive Wettkampf um die oberbergische Königswürde. Doch wer sich krönen lassen möchte, muss erst einmal das Holztier erlegen. Und das ist diesmal exakt dem Adler nachempfunden, mit dem die Bundesbank einst die Münze verzierte.

Rund 40 Schützenvereine zwischen Waldbruch, Windhagen und Wiedenest erwarten die Gastgeber, die das OSB-Treffen in ihr eigenes Schützenfest integrieren. Für Christoph Hachenberg bedeutet das Extraschichten an der Bandsäge, denn der Lindlarer Vogelbauer muss diesmal fünf Flattermänner bereitstellen: je einen für das oberbergische Königs- und das Prinzenschießen am Samstag zusätzlich zu den drei Vögeln, die die Lindlarer Schüler, die Jungschützen und die erwachsenen Grünröcke am Wochenende und Montag ins Visier nehmen.

101 Jahre Vogelbau-Historie bei den Hachenbergs

Aus der Ruhe lässt sich Hachenberg deshalb nicht bringen. Seine Familie blickt in diesem Jahr auf 101 Jahre Vogelbau zurück, angefangen bei Opa Johann, der die schöne Tradition an Vater Erich weitergab. Angesammelt haben sich dabei natürlich unzählige Anekdoten rund um die Federviecher. So kapitulierte der schwächste Vogel der Geschichte 1985 schon nach 69 Treffern, genau zehn Jahre später brauchten die Anwärter dagegen fast 400 Patronen.

Einmal präsentierte sich der Adler mit pikantem männlichen Detail, ein anderes Mal konstruierten die Hachenbergs einen Vogel, der sich auf den Kopf stellte, statt zu fallen. In die Vögel für die bevorstehenden Wettbewerbe seien aber keine Gemeinheiten eingebaut, versichert Christoph Hachenberg mit einem Schmunzeln. Man muss ihm das einfach glauben.

Um die 150 Schüsse muss so ein Königsadler schon vertragen können.
Christoph Hachenberg, Vogelbauer der Lindlarer Schützen

Zwölf Millimeter Sperrholz muss Oberbergs neuer König aber in jedem Fall bezwingen, bei den Lindlarer Schülern sind es fünf, weil sie mit dem Luftgewehr schießen. Zudem unterscheiden sich die Schießwettbewerbe des Bundes und der Gastgeber in einem wichtigen Punkt: Der OSB zielt sofort auf den ganzen Vogel, die Lindlarer arbeiten sich über die Flügel und die Krone vor. „Um die 150 Schüsse muss so ein Königsadler schon vertragen können“, so Hachenberg.

Bereits vor einigen Wochen fuhr er mit den halbfertigen Flattermännern im Kofferraum bei Jarina Kisjes vor. Waren die Schützenvögel lange Jahre in gedecktem Ton gehalten, verwandelt die in Lindlar lebende Niederländerin die aktuellen Exemplare nun im zweiten Jahr in knallige Kunstwerke. Auch den beiden Bundesvögeln ist sie mit Acrylfarbe zu Leibe gerückt. Wichtig sei, dass die Farbe nicht zwischen Rumpf und die Hinterkonstruktion laufe, verrät Kisjes. So geschah es nämlich einst beim Lindlarer Prinzenvogel, was dem Tier eine unglaubliche Festigkeit verlieh, an der die Jungschützen fast verzweifelten.

Von Aspiranten auf die diesjährige Königswürde ist noch nichts bekannt, weder auf die des oberbergischen Bundes noch auf die der Lindlarer. Sicher ist nur: Christoph Hachenberg wird nicht als Bundeskönig für die kommenden drei Jahre regieren. Mitschießen dürfen nach den OSB-Statuten nämlich nur ehemalige Könige eines oberbergischen Vereins und Hachenberg war noch nie Lindlarer Schützenkönig.

Er lehnt sich lieber zurück und beobachtet, was mit den Holzvögeln aus seiner Werkstatt geschieht –und ob es Stoff für neue Anekdoten gibt. Sein Vater und auch der Großvater waren da forscher: Erich Hachenberg holte den selbstgebauten Adler 1973 von der Stange, Vater Johann ging als König des Jahres 1938 in die Lindlarer Schützenchronik ein.


Die neuen Bundesmajestäten werden am Samstag, 5. August, 19 Uhr, vor dem Pfarrer-Braun-Haus, Dr.-Meinerzhagen-Straße, gekrönt. An gleicher Stelle übernehmen die neuen Lindlarer Regenten am Montag, 7. August, 21 Uhr, ihr Amt. Gegen 22 Uhr wird das Feuerwerk abgeschossen, diesmal erstmals aus dem Steinbruch der BGS, wo im Dezember der Nikolaus steht. Das gesamte Festprogramm des Wochenendes ist öffentlich und auf den Internetseiten des Lindlarer Schützenvereins abrufbar.