Süngs erster Lehrer kam noch aus Engelskirchen: Am Freitag feiert die Lindlarer Grundschule ihr Jubiläum.
150 JahreSo feiert Lindlar-Süng das Grundschuljubiläum
Dass die Menschen in Lindlar-Kapellensüng wissbegierig sind, zeigen zwei beeindruckende Jubiläen: Seit 225 Jahren findet Unterricht im Dorf statt, seit 150 Jahren gibt es eine Schule. Und das wird am heutigen Freitag, 7. Juni, ab 15 Uhr am Schulweg 2a groß gefeiert.
Es gibt eine Fotoausstellung, die Ergebnisse der Projektwoche werden präsentiert, und der Schulsong „Gemeinsam stark“ hat Premiere. Rektorin Saskia Bohnenkamp berichtet in der Chronik von Höhen und Tiefen und davon, dass die Schule sogar einst von Schließung bedroht war.
Historische Fotos zur Schulgeschichte von Süng
„Heute freuen wir uns über ein konstruktives Miteinander von Eltern, Pädagogen, Schulteam und Kindern, das uns stark macht. Wir haben Schule neu gedacht, und dabei immer die Perspektive der Kinder in den Vordergrund gerückt.“
Aktuell besuchen 134 Kinder die Grundschule. Unterrichtet wird, bis auf den vierten Jahrgang, in jahrgangs- und lerngruppenübergreifenden Lerngruppen. Ab dem kommenden Schuljahr sollen dann alle Kinder zu den Familiengruppen gehören, kündigt die Schulleiterin an.
Zum Konzept sagt die Pädagogin: „Die Zeit in der Schule wird zunehmend zum Lebensraum für viele Kinder, da sie immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Deshalb ist es für uns wichtig, dass dieser Raum den Bedürfnissen der Kinder entsprechend eingerichtet und organisiert ist.
Bei uns haben die Kinder keinen festen Sitzplatz und es gibt viele Möglichkeiten, dass sie in Partner- oder Gruppenarbeit in ihrem Lerntempo gemeinsam arbeiten. Durch das jahrgangs- und lerngruppenübergreifende System funktioniert es ähnlich wie in einer Familie und alle lernen voneinander und helfen sich gegenseitig.“
Solche modernen Konzepte hatte Schulvikar Brombach, der in einer kleinen Vikarie, die 1799 neben der Kirche erbaut wurde, die rund 120 Kinder unterrichtete, vermutlich noch nicht im Sinn. Er bat 1840 den Schulvorstand zunächst um ein angemesseneres „Schullokal“ mit dem Argument, dass ohne gute Umgebung „die Lust und Freude am Lernen, wie bei dem Lehrer der Eifer und das Vergnügen am Unterricht sehr geschwächt werden“.
Erster Lehrer war Peter Groneuer aus Engelskirchen
Er „erflehte Abhilfe“ und hatte zumindest teilweise Erfolg: 1847 wurde die Schule von der Vikarie getrennt, als erster Lehrer kam Peter Groneuer aus Engelskirchen an die einzügige Schule, die zu diesem Zeitpunkt mehr als 150 Kinder besuchten.
1874 wurde in Süng ein Schulneubau errichtet – mit einer Wasserleitung! Der ersten im Gemeindegebiet. Jungen und Mädchen wurden zunächst getrennt unterrichtet. Als Lehrer Johann Schmidt aber eine Unter- und eine Oberstufe etablierte, war die Koedukation zurück und blieb.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine „Suppenanstalt“ eingerichtet, um ärmere Kinder mit einem warmen Essen zu versorgen. Mitte der 1950er wurde die Schule erweitert, zwanzig Jahre nach Kriegsende war es wieder eng.
Weitere Klassenräume entstanden sowie ein Lehrerzimmer. 1968/69 verwandelte sich die neunklassige Volksschule in eine Grundschule mit erstem bis viertem Schuljahr. Die Schülerzahlen sanken, Ende der 1970er wurde eine Schließung der Schule diskutiert. „Aber Kollegium, Eltern und Gemeinde haben mit kreativen Ideen für den Erhalt der Schule gekämpft“, blickt Saskia Bohnenkamp zurück.
Kinder lernen in Familiengruppen statt Klassen
Es glückte. 1997 wurde ein neuer Erweiterungsbau eingeweiht, die Schule war nun zweizügig, ein Förderverein entstand zur Unterstützung. Die Kinder der heutigen Lernfamilien „Luft und Meer“ sowie „Wald und Wiese“ und die Viertklässler kommen aus Linde, Hartegasse/Kapellensüng und den umliegenden Ortschaften, das Schulgebäude ist ein Mix aus altem Mauerwerk und moderner Schularchitektur, auf dem Schulhof können die Kids toben.
Und eben auch feiern – wie am heutigen Freitag, wenn ihre Schule ihren 150. Geburtstag begeht. Das Fest in der Grundschule, Schulweg 2a, beginnt um 15 Uhr. Die Gäste erwartet ein buntes Programm.