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Nur mühsames VorankommenGroßprojekte in Lindlar verzögert oder auf Eis

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Blick auf das Rathaus.

Blick auf das Lindlarer Rathaus.

Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz für 2023 und blicken auf das Jahr 2024. Heute geht es um Lindlar.

Viele große Projekte beschäftigten Verwaltung, Politik und Bürger im vorigen Jahr und werden auch im laufenden Jahr für Diskussionen und viel Arbeit sorgen. Das ist zum einen das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) mit seinen verschiedenen Arbeitsfeldern. 2023 wurde das grobe Konzept auch mit Bürgerbeteiligung erarbeitet.

Ursprünglich sollte die Förderung 60 Prozent betragen, doch dann wurde bekannt, dass es nur eine 50-prozentige Förderung gibt und die Gemeinde die Hälfte der Kosten selber tragen muss. Damit stellte sich für die Politik die Frage nach dem Sinn des gesamten Isek-Projektes. Letztlich setze sich die Meinung durch, dass die Gemeindeentwicklung eine solche Priorität genießt, dass die Finanzierung auch mit höherem Eigenanteil gestemmt werden solle — unter Einbeziehung anderer Fördermöglichkeiten. Auch über die Reihenfolge der Maßnahmen diskutierte die Politik. Es blieb aber bei der Entscheidung, mit der Umgestaltung des Bereiches am Kulturzentrum zu beginnen und dann im Ortskern weiterzumachen.

Fördergelder für Isek sind geflossen

Die Fördergelder für den ersten Projektabschnitt des Isek sind mittlerweile geflossen, die Planungen für den Ortskern laufen, für Ende Februar ist eine Bürgerveranstaltung geplant. Ein wichtiger Punkt dabei ist das Nahmobilitätskonzept.

Der öffentliche Personennahverkehr war auch ein Thema, das 2023 in Lindlar verstärkt diskutiert wurde, nachdem im Frühjahr der Fahrplanwechsel der Ovag in Kraft getreten war. Es wurden viele Verbindungen ausgebaut, aber einige Busse fielen weg, so bei den Linien 332, 334 und 335.

Nachbesserungen bei den Fahrplanänderungen der Ovag

Es gab einige Nachbesserungen und auch der Bürgerbusverein Lindlar war von den Fahrplanänderungen betroffen. Er musste einige Linien ändern und startete im August einen sechsmonatigen Probebetrieb am Vormittag. Das Ergebnis fiel sehr unterschiedlich aus. Insgesamt war der Verein mit den Fahrgastzahlen zufrieden, nicht aber mit den Einnahmen, denn nur wenige Fahrgäste zahlten die 2,50 Euro, die meisten hatten Schüler- oder auch das Deutschlandticket. Nach Gesprächen mit Verwaltung und Ovag hat der Verein entschieden, die Routen und den Fahrplan noch einmal umzuändern und den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten.

Für ein anrüchiges Thema fand die Verwaltung doch noch eine Lösung: Windeln. Die Erhöhung der Kosten für Windelsäcke zum 1. Januar 2023 hatte für viel Aufregung bei Familien und Angehörigen von Pflegebedürftigen geführt. Die Gebühren für die Säcke, die diejenigen kaufen konnten, die mit dem Platz in der grauen Tonne nicht auskamen, wurden auf 10 Euro erhöht. Bei den Müllgebühren gelte das Verursacherprinzip, eine Subventionierung durch die anderen Gebührenzahler sei rechtlich nicht zulässig, so die Begründung. Doch Wochen später dann kam die Wende. Auf Vorschlag der Verwaltung beschloss die Lindlarer Politik eine neue Lösung für die Entsorgung der Windeln, jeder volle Sack kostet jetzt 1,50 Euro.

Vermarktung des Neubaugebietes „Am Altenlinder Feld“ läuft schleppend

Alles andere als schnell lief es am Anfang mit dem Neubaugebiet „Am Altenlinder Feld“. Doch nachdem die gemeindeeigene BGW (Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderungs GmbH) das Areal erworben hatte, ging es mit der Erschließung los. Die Interessensliste war ursprünglich lang, doch durch die Kostenexplosion auf dem Bausektor und die steigenden Zinsen sowie den Quadratmeterpreis von 355 Euro ist die Nachfrage schleppend.

Die Einführung von Tempo 30 und Rechts vor Links in Altenlinde ging zügig. Mehr Tempo bei den Plänen zur Erweiterung des Industriegebietes Klause forderten dagegen die Vertreter aller vier Fraktionen in Gesprächen mit unserer Zeitung. Bürgermeister Georg Ludwig widersprach der Einschätzung der Politik. Es gehe mit dem fünften Bauabschnitt in der Klause permanent weiter, auch wenn dies in der Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen werde. Umfangreiche Verkehrszählungen, Berechnung von Schleppkurven für Sattelzüge, Fragen der Oberflächenentwässerung und viele mehr würden geklärt, so der Bürgermeister.

Bei Schloss Heiligenhoven ruhen die Arbeiten

Neue Pläne wurden aber nicht vorgestellt, auch nicht bei dem geplanten Neubaugebiet „An der Jugendherberge“. Nach außen hin sichtbar ist im vorigen Jahr nichts geschehen. Das gilt auch für die Burnoutklinik an Schloss Heiligenhoven. Hier ruhten die Arbeiten komplett. Die Projektgesellschaft hat dem Eigentümer, dem französischen Unternehmen Perial, gekündigt, es gab Schwierigkeiten zwischen Baufirmen und der Projektgesellschaft. An einer Lösung, um den Bau fertigzustellen, wird zurzeit gearbeitet.

Besser Arbeitsbedingungen für Schüler und Lehrer soll durch die Erweiterungen an den Grundschulen in Schmitzhöhe und Lindlar-Ost geschaffen werden. Die Arbeiten in Schmitzhöhe begann 2021, die Baukosten stiegen, die Arbeiten ruhten, nun ist die Fertigstellung beider Schulen in diesem Jahr fest eingeplant.

Container für die Unterbringung von Geflüchteten installiert

Nicht planbar ist dagegen, wie viele Geflüchtete die Gemeinde zugewiesen bekommt. Wohnraum ist so gut wie keiner mehr vorhanden, die kleine Turnhalle schon belegt. Container auf dem Parkplatz daneben sollen nun für eine Entlastung sorgen.

Die Haushaltskasse ein bisschen entlasten soll die Verkleinerung des Rates von 36 auf 32 Mitglieder, die mehrheitlich beschlossen wurde.

Das Jahr 2023 war ereignisreich, in vielen wichtigen Bereichen war nach außen kein Fortschritt zu sehen, auch wenn hinter den Kulissen nach Kräften gearbeitet wurden. Viele Verzögerungen waren durch Personalmangel bedingt. Die Früchte dieser Arbeit sollen in diesem Jahr geerntet werden.