Die Theologin Rita Müller-Fieberg referierte im Lindlarer Severinushaus über bekannte und unbekannte Frauen in der Bibel
Theologische LesungIn Lindlar waren die Frauen in der Bibel Thema
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Rita Müller-Fieberg in Lindlar: Die Bensbergerin studierte Theologie, Romanistik und Germanistik in Mainz, Toulouse und Bonn.
Copyright: Dennis Börsch
Es ist beileibe nicht nur ein Thema der christlichen Kirchen: Frauen sind in vielen Bereichen oft nicht so bekannt wie ihre männlichen Kollegen – sei es in Wissenschaft, Wirtschaft oder Religion. Zu diesem Thema fand am Dienstagabend im Severinushaus am Lindlarer Kirchplatz ein Vortrag der promovierten Theologin Rita Müller-Fieberg aus Bensberg statt.
Der Titel des Vortrags lautete: „Nur die Spitze des Eisbergs – bekannte und weniger bekannte Frauen der Bibel“. Und wie es für einen Eisberg typisch ist, ist auch die Zahl der bekannten Frauenpersonen in der Bibel überschaubar, während sich unter der Wasseroberfläche eine ungleich größere Anzahl interessanter und wichtiger Frauengestalten befinden.
Die Bibel in gerechter Sprache
„Das Thema ist dabei gar nicht so neu, es ist seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen der Forschung, Frauen sichtbarer zu machen“, sagte die Theologin, die bereits zum dritten Mal für einen Vortrag nach Lindlar gekommen war. Die ersten beiden Vorträge drehten sich um die Themen Bibel-Übersetzungen und die vier Evangelisten. „Das Frauen-Thema war hingegen ein Wunsch aus der Gemeinde“, sagte die Referentin.
Dabei war eine Sache direkt von vornherein klar. „Die Bibel ist aus einem patriarchalen Kontext heraus entstanden, das muss man immer mitbedenken“, sagte Rita Müller-Fieberg. Daher verwunderte es auch nicht, dass es nur drei Bücher der Bibel gibt, die nach Frauen benannt sind: Rut, Judit und Ester. Eine erschreckend geringe Zahl im Kontext der insgesamt 73 Schriften aus Altem- und Neuem Testament. Die Referentin brachte hier ein „sowohl umstrittenes wie interessantes Projekt“ mit in ihren Vortrag ein: die „Bibel in gerechter Sprache“.
Referentin ging vor allem auf die Schriften ein, die Frauennamen tragen
Hier wurde etwa aus dem Brief des Paulus an die Korinther der Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth – Männer und Frauen mitgemeint. Eine Kleinigkeiten vielleicht, aber eben auch eine durchaus aktuelle Herangehensweise in Anbetracht der Gender-Debatte.
Die Referentin ging dann aber vor allem auf die drei Schriften ein, die Frauennamen tragen. So berichtete sie etwa über das Buch Rut als eine Geschichte über Flucht, Integration und Frauensolidarität, die vielleicht auch eine weibliche Verfasserin hatte. „Man weiß es nicht, aber die Meinung geht dahin, dass es das Buch Rut ist, das am wahrscheinlichsten von einer Frau geschrieben wurde“, sagte Rita Mülller-Fieberg.
Das Buch Judit ist hingegen ein vergleichsweise junges Werk des Alten Testaments. Es sei „rein fiktiv, aber großartig erzählt“, wie die Referentin sagte. Die Protagonistin ist eine schöne und reiche Witwe und Schriftgelehrte, die quasi als „Hand Gottes“ wirkte und so in der Lage gewesen sei, den „Kriegen ein Ende zu setzen“. Dass das durch den Tyrannenmord am babylonischen Feldherren Holofernes geschah, sei eine blutige Randnotiz.
Das Lindlarer Publikum stellte viele Fragen und ging so in den Dialog mit der Referentin. Rita Müller-Fiebergs Vortrag machte deutlich, dass Frauen in der Geschichte der Welt bislang doch recht wenig Beachtung gefunden haben.