Märchenwald GogartenInitiative Kulturrausch plant Buch und Ausstellung
Marienheide – Werner Rosenthal von der Marienheider Initiative Kulturrausch hat seit einigen Tagen illustren Besuch. Zwei Rotkäppchen sind da, ein böser Wolf, ein liebliches Rehlein und ein ganzer Haufen Zwerge tummeln sich friedlich in seinen Wohnräumen. „Einen Zwergenaufstand“, nennt der Marienheider das lachend und berichtet, dass ein Bekannter schon warnte: „Pass gut auf, nicht dass die Zwerge nachts als Heinzelmännchen nach Köln verschwinden.“
Die märchenhaften Gäste selbst sagen nichts – sie sind aus bunt bemaltem Ton und werden demnächst, voraussichtlich ab Ende Mai, im Schaufenster der ehemaligen Marktapotheke an der Leppestraße zu sehen sein. Für eine Ausstellung zum Märchenwald Gogarten trägt Rosenthal gemeinsam mit den anderen Kulturrausch-Akteuren gerade die Exponate zusammen. Einen angelnden Zwerg besaß der 70-Jährige sogar selbst. „Den habe ich 1984 nach der Schließung des Märchenwaldes gekauft“, erinnert er sich.
Märchenwald verzückte über 50 Jahre lang Kinder und Erwachsene
Generationen von Kindern verzückte der Märchenwald in Gogarten, der von 1933 an in die Welt der Grimm’schen Märchen, der Zwerge und natürlich auch der – im Märchenpark gar nicht so gruseligen – Drachen einlud. Zum Schluss wurde der Park von Ingeborg Kater gemeinsam mit ihrem damaligen Mann geführt. Die Dieringhauserin hat zur Ausstellung ein ganzes Album mit Fotos, Postkarten und Zeitungsausschnitten beigetragen, auch einige der alten Figuren lieh sie für die Ausstellung aus. Überhaupt sei das ein Kennzeichen gewesen, das alle Leihgeber einte, hat Werner Rosenthal beobachtet: „Alle hängen an ihren Erinnerungsstücken an den Märchenwald und möchten sie in jedem Fall zurückhaben.“ Eine ehemalige Mitarbeiterin, die einst im Kassenhäuschen saß, steuerte eine Figur und eine dazu passende Anekdote bei. So erzählte sie, im Winter sei es üblich gewesen, den Figuren einen frischen Anstrich zu verpassen. Man saß also im Kreise der Mitarbeiter gemütlich zusammen und frischte rotbemalte Zwergenmützen, Wämser, Kleidchen und listige Wolfsaugen auf.
Eine Zuschrift erreichte Werner Rosenthal aus Hattingen. Detailliert beschreibt ein inzwischen älterer Herr, wie er mit fünf Jahren 1952 zur Verwandtschaft nach Marienheide geschickt wurde. Das Heimweh, bei dem auch Tränen kullerten, wird von der Aussicht auf einen Märchenpark verscheucht. Und tatsächlich hilft der Besuch bei Hase und Igel mit Tante Martha dabei, sich in Marienheide wohlzufühlen. Postkarten aus dem Fundus von Dr. Ullrich Wimmer vom Kempershöher Drehorgelmuseum, Aufkleber, kleine blaue Klick-Fernseher oder alte Prospekte – die Bandbreite der Exponate ist ebenso groß, wie der Erinnerungsschatz, den Rosenthal zusammenträgt.
Ein Buch mit allen Geschichten
Und auch er hat einen ganz persönlichen Blick rund 65 Jahre zurück: „Mich hat immer die Technik hinter den Figuren interessiert. Ganz toll fanden wir es, dass wir Marienheider Kinder uns durch die Hintertür auf das Areal schleichen durften. Die Besitzer duldeten das, und für uns war es Abenteuer pur.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Aus diesen Geschichten möchte der Marienheider ein kleines Buch machen, darum wird er fleißig weitersammeln. Die Ausstellung selbst wird, nach jetziger Planung, vier Wochen in den Fenstern der ehemaligen Apotheke zu sehen sein.