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Malerische WinkelIn der Ortschaft lebt Manfred Stötzel seit Kindheitstagen

Lesezeit 3 Minuten

Manfred Stötzel genießt die Aussicht. In seiner Kindheit bestand der beschauliche Ort aus gerade mal acht Häusern.

  1. Während seiner Kindheitstage habe es nur acht Häuser im Ort gegeben.
  2. Manfred Stötzel beschreibt eine Idylle wie aus einem Astrid-Lindgren-Kinderbuch.
  3. In sechs Jahrzehnten hat sich Winkel zwar gewandelt, aber seinen Charme bewahrt.

Winkel – Manfred Stötzel hat auf der Holzbank vor der St.-Hubertus-Kapelle in Winkel Platz genommen und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen. Von hier oben, gut 380 Meter in der Höhe, eröffnen sich malerische Aussichten über grüne Felder und Wälder. Sogar der mehrere Kilometer entfernte Unnenberg lässt sich ausmachen – wenn nicht gerade Regenwolken die Sicht verhüllen.

Die Kapelle aus bergischem Bruchstein und modernem Sichtbeton oberhalb von Winkel gehört zu den jüngeren Gebäuden in der Marienheider Ortschaft. Vor 21 Jahren wurde sie von engagierten Einwohnern binnen fünf Monaten errichtet, berichtet Stötzel, dem direkt nebenan ein kleines Wäldchen mit Buchen und Eichen gehört. Jedes Jahr im Sommer feiern die Winkler gemeinsam mit weiteren Gläubigen der Marienheider Pfarrgemeinde hier ein Kapellenfest, im November dann das Hubertusfest.

Zu Kindheitstagen nur acht Häuser

Das mittlerweile knapp 300 Seelen zählende Winkel hat eine lange Geschichte, erstmals soll der Ort im Jahre 1417 urkundlich erwähnt worden sein. Wie alt genau das Haus ist, in dem er geboren wurde und bis heute lebt, weiß Stötzel nicht. „Aber in meinem Schlafzimmer hat sich vor 125 Jahren schon mein Urgroßvater gebettet“, erzählt der 68-Jährige und lächelt.

Während seiner Kindheitstage habe es nur acht Häuser im Ort gegeben. Die Kinder gingen überall aus und ein, um sich zu besuchen. Die Türen standen offen, es herrschte Vertrauen in der übersichtlichen Nachbarschaft. Haustiere und Hühner bewegten sich frei im Ort. Autos, Fernsehen und Straßenlampen gab es nicht. Stötzel beschreibt eine Idylle wie aus einem Astrid-Lindgren-Kinderbuch.

Die Kapelle aus bergischem Bruchstein und modernem Sichtbeton oberhalb von Winkel gehört zu den jüngeren Gebäuden in der Marienheider Ortschaft.

In sechs Jahrzehnten hat sich Winkel zwar gewandelt, aber seinen Charme bewahrt. Mittlerweile hat sich die Zahl der Häuser im alten Ortsteil verdoppelt, und zu ihnen kam Anfang der 2000er Jahre das Neubaugebiet am Ortseingang. „Früher waren dort nur Felder.“

Die dortigen Grundstücke waren schon davor begehrt: In den 60ern sollte eine Erweiterung der Lungenklinik gebaut werden, später war eine Sportschule im Gespräch, dann gab es Überlegungen, eine forensische Klinik zu bauen – „und schließlich wollte ein Investor dort sogar ein Golfhotel errichten“, berichtet Stötzel.

Das mittlerweile knapp 300 Seelen zählende Winkel hat eine lange Geschichte, erstmals soll der Ort im Jahre 1417 urkundlich erwähnt worden sein.

Alt-Winkel hat all diese Pläne unbeschadet überstanden, und mit den Bewohnern Neu-Winkels seien gute Verbindungen entstanden, sagt Stötzel. Die Winkler treffen sich nicht nur an der Kapelle zum Feiern. Jährlich wird auch ein Maibaum gesetzt, zum Advent mit Glühwein angestoßen. Nach wie vor sei es in Winkel gepflegter Brauch, den Nachbarn für Ehejubiläen und andere besondere Feste eine Girlande zu binden.

Bis Ende der 50er Jahre sei auch ein Kinderschützenfest gefeiert worden, berichtet Stötzel. Das hat den Wandel der Zeiten nicht überlebt. Wohl aber die alte Bruchsteinmauer, das wohl älteste Bauwerk im Ort. Im Volksmund heißt sie Schweinemauer.

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Ein Rest steht noch, einst soll sie den ganzen Ort umringt haben, um die Schweine und anderen Hoftiere im Dorf und die wilden Tiere davor zu halten. Seit 1990 steht das Mäuerchen unter Denkmalschutz, die Gemeinde hat ihr eine Plakette gewidmet. Davor stehen Bänke zum Verweilen – ein weiterer schöner Winkel in Winkel.