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„Ein Armutszeugnis“Marienheide fühlt sich in der Flüchtlingspolitik allein gelassen

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An der Gesamtschule Marienheide wurden bis Wochenbeginn bereits 17 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Marienheide – Der Marienheider Gemeinderat hat seine Sitzung am Dienstag mit einer Schweigeminute für die Kriegsopfer in der Ukraine begonnen. Dass die Folgen der russischen Invasion auch in der Gemeinde zu spüren sind, belegte Bürgermeister Stefan Meisenberg mit Zahlen. Ausgehend von der Annahme, eine Million Flüchtlinge käme nach Deutschland, und einem theoretischen Verteilerschlüssel müsste Marienheide 200 Geflüchtete aufnehmen, rechnete er vor: „Doch schon Stand Dienstagmittag sind 164 Ukrainer bei uns angekommen.“ Es gebe bereits Terminvereinbarungen im Rathaus für 30 weitere Anmeldungen.

Im Vergleich mit anderen Kommunen im Kreis habe Marienheide eine sehr hohe Aufnahmequote. Meisenberg fühlte seine Gemeinde mit der Aufgabe von der großen Politik ziemlich alleingelassen: „Was auf Bundes- und Landesebene an Koordination läuft, ist ein Armutszeugnis.“ Als Grund für die vielen Ukrainer in Marienheide nannte der Rathauschef, dass im Gemeindegebiet viele Russlanddeutsche ihren Wohnsitz haben, bei denen die Geflüchteten nun privat untergekommen sind. Sein Dank galt der Baptisten-Brüdergemeinde, die bei der Unterbringung intensiv unterstütze.

Personalaufrüstung soll helfen

Um die Herausforderung meistern zu können, habe die Gemeinde bereits eine Dolmetscherin auf 450-Euro-Basis angestellt. Zudem soll ab Mai ein Fallmanager für Integration seine Arbeit aufnehmen, dessen Stelle über das Teilhabegesetz voll bezahlt werde. Meisenberg richtete den Appell an Rat und Bevölkerung, Wohnraum im Rathaus zu melden. Dass die derzeit noch 30 bis 40 zur Verfügung stehenden Unterbringungsplätze schnell belegt werden, sei absehbar. Das Rathaus habe zudem die Option, über die örtliche Baugenossenschaft noch Wohnungen anzumieten.

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Derweil läuft die Integration der bereits angekommenen Ukrainer, so Meisenberg. Erste Arbeitserlaubnisse wurden bereits ausgesprochen, und auch in den örtlichen Schulen sitzen schon junge Ukrainer: Die Grundschule Müllenbach hat vier Kinder in drei Klassen, die Heier Grundschule im Hauptort wird von 16 Kindern besucht, und an der Gesamtschule wurden 17 Schüler in den Klassen 5 bis 10 angemeldet. An der Heier Grundschule und an der Gesamtschule solle es sogenannte Begrüßungsklassen für die Ukrainer geben, in denen sie die deutsche Sprache lernen.