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Marienheiderin ist in großer SorgeRussland-Deutsche fürchtet Ausgrenzung

Lesezeit 4 Minuten

Auch Elisabeth Dusdal musste sich bereits für die Kriegshandlungen Putins rechtfertigen.

Müllenbach – „Was habt Ihr bloß mit dem Putin angestellt?“ Diese Frage musste sich Elisabeth Dusdal aus Marienheide-Müllenbach jüngst anhören. „Da war ich echt geschockt“, sagt sie. Dusdal ist in Russland geboren – im tiefsten Sibirien, wie sie sagt, im Dorf Waldheim.

Im Alter von zehn Jahren kam die heute 43-Jährige nach Oberberg und hat hier längst ihre Heimat gefunden. Dass sie sich als russisch-deutsche Bürgerin derzeit für die Kriegshandlungen Wladimir Putins rechtfertigen muss, ärgert sie. „Ich verurteile den Krieg Putins zutiefst und distanziere mich klar davon“, betont sie. Das habe sie auch ihrem Bekannten auf seine Frage sehr deutlich geantwortet.

Ehrenamtliches Engagement

Seit vielen Jahren engagiert sich Dusdal ehrenamtlich in Vereinen und ist in der Politik tätig. Für die Christdemokraten sitzt sie in mehreren Fachausschüssen des Marienheider Gemeinderates und ist Vorsitzende der CDU-Frauenunion Oberberg.

Biografie

Elisabeth Dusdal wurde als jüngstes von sieben Kindern in Russland geboren. Sie wuchs in in dem deutschen Dorf Waldheim auf, wo sie die ersten beiden Schuljahre absolvierte.

Im Alter von zehn Jahren kam sie in den 1980er Jahren nach Oberberg, in das damalige Aufnahmelager im Gummersbacher Ortsteil Brink. In den 1970er Jahren war bereits ein Teil ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Dusdals Großvater war zuvor als Mitglied der evangelischen Kirche in Russland verfolgt und in Russland mehrfach inhaftiert worden.

Für die Familie war die Verfolgung damals die Möglichkeit nach Deutschland zu kommen. Erst etwa zehn Jahre später war es auch für Elisabeth Dusdal, ihre Eltern und Geschwister möglich, zu folgen. Lediglich ihr ältester Bruder blieb vorerst in Russland, folgte aber Mitte der 1990er Jahre nach Deutschland.

Ihre Eltern haben beide deutsche Wurzeln. „Wir haben uns auch in Russland immer als Deutsche gefühlt“, erzählt sie. Wie sich die Menschen, die derzeit ihre Heimat verlassen müssen, fühlen, kann sie gut nachvollziehen. Denn auch Elisabeth Dusdal kam als Kind lediglich mit einem Koffer nach Oberberg. Sie sagt: „Ich sehe das deshalb mit anderen Auen, da ich einiges selbst erlebt habe. Ich weiß wie es ist, seine Heimat verlassen zu müssen.“ (lth)

Die sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine häufenden Diskriminierungen gegenüber russland-deutschen Menschen beobachtet Elisabeth Dusdal mit Sorge. „Ein sehr großer Teil der Menschen, auch in Russland, verurteilt den Krieg. Einfach alle in eine Schublade zu stecken, das darf nicht passieren“, sagt sie und berichtet von einer Situation, die sie erschreckt habe. Dabei seien Menschen mit russischem Pass in einem Gastronomiebetrieb in Berlin nicht erwünscht gewesen. „So etwas macht mich wütend“, sagt sie.

Schweigen ist nicht ihr Ding

Hinnehmen und schweigen ist nicht ihr Ding. Elisabeth Dusdal macht lieber den Mund auf, denn „es ist längst Zeit, über die Geschichte der Russland-Deutschen aufzuklären“, betont sie. Denn Diskriminierung hätten diese Menschen schon in Russland erfahren. Dusdal befürchtet nun, dass durch eine erneute Diskriminierung in Deutschland – abgeleitet durch die bloße Herkunft – die Stimmung kippen und diese Menschen erst Recht in die Arme Putins führen könne. „Das wäre das Schlimmste, das passieren könnte.“ Dabei habe Putin durch sein aktuelles Handeln den Rückhalt vieler längst verloren, die zuvor hinter ihm gestanden hätten. „Die Art, wie er Krieg führt – also auch gegen die Bevölkerung und gegen Kinder – hat vielen spätestens jetzt die Augen geöffnet.“

Cousins leben noch in der alten Heimat

Direkte Familienangehörige hat Elisabeth Dusdal in Russland nicht mehr. Lediglich Cousins und Cousinen leben noch in der alten Heimat. Kontakt bestehe wenig, erzählt sie. „Keiner von ihnen steht hinter dem Krieg. Aber in Russland haben viele Angst, ihre Meinung frei zu äußern. Demonstration wie hier sind dort undenkbar und gefährlich“, weiß sie. Von den in Oberberg wohnenden russland-deutschen Menschen würde sich Dusdal hingegen eine klare Distanzierung zum Krieg in der Öffentlichkeit wünschen. „Sie sind hier gut integriert, aber bleiben unsichtbar und halten sich im Hintergrund.“

Liegt das vielleicht daran, dass die Freikirchen, in der viele der Russland-Deutschen organisiert sind, in der Pandemie immer wieder in die negativen Schlagzeilen geraten sind? Dusdal schließt das zumindest nicht aus. „Eigentlich sind wir doch Brückenbauer zwischen den Kulturen. Meine Familie ist selbst in der Freikirche engagiert. Viele habe sich auch an die Corona-Regeln gehalten, aber leider nicht alle. Und diese negativen Beispiele sind in die Schlagzeilen geraten. Das heißt aber nicht, dass man das verallgemeinern kann.“ Den Imageschaden der russischen-deutschen Bürgerinnen und Bürger bezeichnet sie als „immens“.

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Sie werde sich auch in Zukunft für eine friedliche und freie Welt einsetzen, betont Dusdal. Ihr großes Netzwerk nutzt sie derzeit auch, um Hilfsaktionen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterstützen, sie ist überwältigt von der großen Solidarität der Menschen. „Das gibt einem Hoffnung. Ich bin Demokratin durch und durch und hoffe nun, dass auch Russland und die Ukraine einen diplomatischen Weg finden, diesen Krieg zu beenden.“