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Fliegen wie 007Piloten in Marienheide und Meinerzhagen erlangen Lizenz zum Abheben

Lesezeit 3 Minuten
Tragschrauber Aggertalsperre

Burkhard Rösner fliegt im Mini-Copter über die Aggertalsperre.

  1. In Meinerzhagen und Marienheide absolvieren Menschen die Ausblidung für die Sportpilotenlizenz.
  2. Dabei fliegen sie Tragschrauber. Diese sind Hubschrauber der besonderen Art.
  3. Was diesen so besonders macht und wie so eine Ausbildung abläuft.

Marienheide/Meinerzhagen – Am Steuerknüppel lässt Burkhard Rösner den Bremshebel los. Jetzt röhrt der Verbrennungsmotor am Heck des Tragschraubers auf, die 115 PS treiben den Propeller zur vollen Stärke an, auf der Startbahn nimmt das Luftfahrzeug Fahrt auf – und steigt nach gut 200 Metern in die Höhe. Rösner fliegt seiner Heimat entgegen, Kurs 250 Grad, in Richtung Gummersbach.

Es sind Hubschrauber der besonderen Art, die beinahe täglich auf dem Flugplatz im Grenzgebiet von Marienheide und Meinerzhagen starten und landen. Tragschrauber ähneln in ihrem Aussehen und ihrer Funktionsweise zwar Helikoptern, doch vom Fleck weg senkrecht in den Himmel steigen und dort schweben können sie nicht. Es braucht den Schub des Heckpropellers, um die Tragschrauber in die Luft zu bringen und dort zu halten.

Faszinierende Technik

Denn der große Rotor über der Pilotenkanzel wird während des Flugs allein vom Fahrtwind in Bewegung gehalten. So entsteht der nötige Auftrieb.Faszinierende Technik, findet Burkhard Rösner, dem das Tragschrauberfliegen seit gut zwei Jahren Ausgleich zu seinem Beruf als Geschäftsführer des Abfall- Sammel- und Transportverbands Oberberg ist.

Als der heute 58-Jährige Ende 2018 die Sportpilotenlizenz für den Tragschrauber in der Tasche hatte, lagen knapp zwei Jahre Ausbildung hinter ihm. In denen hat er den Tragschrauber, der auch Gyrocopter genannt wird, aus dem Effeff kennengelernt – und den professionellen Umgang damit.

Gyrocopter in der Luft

Der Tragschrauber ist ein Oldie der Luftfahrt. Jahre bevor es der erste Hubschrauber stabil in den Himmel schaffte, hatte der Gyrocopter in den 1920er Jahren bereits die Lüfte erobert. Für seinen Popularitätsschub sorgte James Bond 007, als der Film-Spion Ihrer Majestät 1967 in „Man lebt nur zweimal“ mit einem Tragschrauber abhob.

In der Luftfahrtrealität verlassen sich Piloten nicht auf ein zusätzliches Leben, stattdessen aber auf redundante Systeme. Der Verbrennungsmotor am Heck ist dem eines normalen Autos ähnlich, wird mit Super gespeist statt Kerosin – hat aber wichtige Teile doppelt. Zündkerze, Benzinpumpe, Zündkreislauf sind zweimal verbaut, damit der Ausfall eines Teils nicht gleich zum Absturz führt. Was zu tun ist, sollte der Motor tatsächlich komplett zum Stillstand kommen, hat Burkhard Rösner während seiner Ausbildung trotzdem gelernt.

Mehr Sicherheit als ein Hubschrauber

Der Gyrocopter gebe ein Stück mehr Sicherheit als ein Hubschrauber, erklärt er: Eben weil nur der Fahrtwind den auftriebgebenden Rotor in Bewegung hält, falle der Tragschrauber nicht vom Himmel, sondern könne kontrolliert zu Boden gebracht werden. Im Ernstfall hat Rösner solch eine Situation aber noch nicht erlebt. „Die vergleichsweise simple Technik macht den Tragschrauber nicht so störanfällig.“

Die „Notlandeübungen“ waren nur einer von vielen Punkten in der praktischen Ausbildung. Immer wieder brach Rösner mit dem Fluglehrer im Cockpit zu Flügen auf, um nach und nach mit allen Situationen vertraut zu werden. In der 60-stündigen Theorieausbildung beschäftigte sich der Gummersbacher mit allem, was er für das Steuern des Gyrocopters braucht, wie Luftrecht, Flugfunk, Meteorologie, Navigation und Technik.

Tragschrauber-Vorbeiflug

Ein Traghubschrauber in der Luft

Rösner zur Seite stand in den letzten Monaten seiner Ausbildung Lehrer Dirk Leyendecker, der die Flugschule am Flugplatz Marienheide/Meinerzhagen im Juni 2018 übernahm. Vier bis sechs Schüler bildet er zeitgleich aus, viele kommen auch aus dem Oberbergischen. Die meisten Piloten-Anwärter lassen sich ein paar Jahre Zeit mit der Ausbildung, obwohl diese theoretisch bereits nach gut acht Monaten abgeschlossen werden kann.

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Für die Pilotenlizenz braucht es ein paar tausend Euro mehr als für den Autoführerschein. Weil er seine Pilotenlizenz längst hat, kommt Rösner nach wie vor einmal bis zweimal pro Woche zum Flugplatz und leiht sich einen der beiden Tragschrauber für einen Rundflug aus. Über das Gefühl, seine oberbergische Heimat aus luftigen Höhen zu sehen, gehe nichts.