Bruchertalsperre MarienheideNeujahrsschwimmen bei 5,2 Grad
Marienheide – „Frohes Neujahr“, ruft Krystian Mącznik am Vormittag des ersten Januartages, aus dem kalten Wasser der Bruchertalsperre den Umstehenden zu, die sich das Neujahrsschwimmen am DLRG-Haus nicht entgehen lassen wollten. Eisschwimmen ist eine Leidenschaft des 62-Jährigen, der in Gummersbach lebt und in Polen, in Danzig, aufgewachsen ist. Das Eisschwimmen als Sportart betreibt er seit seiner Jugend: „An manchen Winterwochenenden springen in Danzig Tausende in die Ostsee und es werden diejenigen verwundert angesehen, die angezogen am Strand stehen bleiben“, erzählt er.
„Nach kurzer Zeit spürt man die Kälte nicht mehr“
Der mehrfache Medaillengewinner bei der 4. Internationalen Polnischen Meisterschaft im Kaltwasserschwimmen steigt nach etwa fünf Minuten aus dem Wasser, nicht ohne zuvor den Kopf in dem 5,2 Grad kalten Wasser untergetaucht zu haben: „Das ist das i-Tüpfelchen bei so einer Schwimmrunde“, sagt er und erklärt, dass man eigentlich erst bei einer Wassertemperatur von unter fünf Grad von Eisschwimmen spreche. „Nach kurzer Zeit spürt man die Kälte nicht mehr, aber es ist wichtig, sich dann schnell abzutrocknen.“
Premiere im kalten Wasser
Mit von der Partie ist Heike Gackstetter-Lambrecht aus Kierspe. Sie ist auf Mącznik in den sozialen Medien aufmerksam geworden. „Früher bin ich regelmäßig im Sommer in der Lingesetalsperre geschwommen“, erzählt sie. Nun hat sie sich mit Mącznik gemeinsam seit September an der Bruchertalsperre etwa drei- bis viermal in der Woche auf die kalten Wassertemperaturen im Winter eingestimmt: „Vor ein paar Tagen war es noch wesentlich kälter – bei zwölf Grad Lufttemperatur heute könnte man glatt einen Liegestuhl aufstellen.“
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Neu in der Runde ist Kim Heitmann aus Amsterdam. Sie ist über Weihnachten bei ihren Eltern in Marienheide und ihre Mutter hatte sie gefragt, ob sie sich nicht das Neujahrsschwimmen anschauen sollen: „Kommt nicht in Frage – da mache ich gleich mit“, meinte Heitmann. Krystian Mącznik erklärt ihr, wie sie sich am besten vorbereitet: Erst ein paar Aufwärmübungen, ohne ins Schwitzen zu kommen, danach ein paar schnelle Atemzüge und dann hinein ins Wasser. „Das hat sich angefühlt wie 1000 Nadeln“, schildert die 32-Jährige hinterher. „Anfangs war es schwierig, ruhig zu bleiben. Aber ich mache auch Yoga – da hat es bald ganz gut geklappt.“
Neben ihr steht eine Gruppe von vier Frauen aus Marienheide mit ihren Männern. Während die Männer, eingehüllt in dicke Winterjacken, zuschauen, hüpfen Bianca Breloer, Elke Lange-Ficht, Petra Niehus und Ute Schmitz fröhlich in die Fluten. Die Frauen vom TuS Kempershöhe haben Mącznik vor einigen Wochen beim Laufen kennengelernt und sich zum Eisschwimmen an Neujahr verabredet. „Seit vier Jahren gehen wir hier einmal im Monat schwimmen“, sagt Breloer. Begonnen habe das mit Erzählungen einer Sylter Freundin über das dortige Neujahrsschwimmen. In Sylt fielt das wegen zu hoher Wellen aus, „aber wir waren hier im Wasser.“
Kaltwasserschwimmen hilft dem Körper
„Kaltwasserschwimmen ist ähnlich wie Kryotherapie in der Kältekammer“, erklärt Krystian Mącznik. „Durch die verbesserte Durchblutung nach der Abkühlung wirkt es Wunder bei Gelenkschmerzen.“ Zudem baue es psychische Stärke auf. „Das ist eine fantastische Möglichkeit, seinen Körper wieder spüren zu lernen.“ Der Altenpfleger schildert, dass er seit vielen Jahren nicht mehr erkältet war. „Ich würde mich freuen, wenn sich uns noch weitere Leute anschließen.“
Die Gruppe trifft sich dienstags, donnerstags, samstags und sonntags um 14.30 Uhr am DLRG-Haus. Einen weiteren Fan hat Mącznik schon: Alexandra Gerth aus Gummersbach ist durch diese Zeitung auf die Veranstaltung aufmerksam geworden: „Ich könnte mir vorstellen, demnächst mitzuschwimmen.“