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Mitstreiter gesuchtOberbergerinnen nähen gegen die Ausbreitung des Virus

Lesezeit 4 Minuten

Kerstin Schulte gehört zu den Oberbergerinnen, die an der Nähmaschine Mundmasken herstellen.

  1. „Besser unsere selbst gemachten Masken als gar keine.“
  2. Das ist das Motto der Maskenfrauen aus Marienheide.
  3. Und mit diesen Masken statten sie jetzt sogar schon den Plegedienste und Ärzte aus dem Kreis aus.

Obernhagen – Alleine ist das nicht zu schaffen: Miriam Neufurth kann täglich nur 15 Mundmasken nähen. Nicht genug, um den vielen Anfragen gerecht zu werden, die Pflegedienste und Praxen in diesen Tagen an sie richten. Die Obernhagenerin appelliert an alle Oberbergerinnen – und auch die Männer: „Helft mit, Masken zu nähen!“

Miriam Neufurth ist Mitbegründerin der bunten Bewegung.

Auch Kerstin Schulte aus Engelskirchen hat sich einer Bewegung angeschlossen, die derzeit bundesweit immer mehr Fahrt aufnimmt. Nachdem Mundschutzmasken wegen des Coronavirus zur Mangelware geworden sind, will auch sie ihren Teil zur Bewältigung der Krise beitragen. Am Wochenende sorgte ein im Internet veröffentlichter Beitrag eines Rechtsanwalts kurz für Verunsicherung unter den Näherinnen: Der Jurist machte auf drohende rechtliche Probleme beim Vertrieb solcher Masken aufmerksam – und erntete dafür herbe Kritik. Trotzdem verzichten die Frauen nun auf das Wort „Schutz“ – machen aber weiter wie bisher.

Positive Reaktionen aus dem Internet

Mit dem sogenannten Upcycling kennt sie sich Neufurth als geübte Näherin aus: Aus Stoffresten stellt sie Kleidungsstücke an der heimischen Nähmaschine her. Vor gut einer Woche stieß sie im Internet auf ein Schnittmuster für eine Mundschutzmaske. Schnell entstand die erste aus einem ungenutzten Baumwollbeutel. Sie postete das bunt gemusterte Ergebnis im Internet – und erntete positive Reaktionen.

Auch ausgediente Stoffbeutel können gegen den Virus schützen.

„Aber einige haben meine Mundschutzmaske auch belächelt und gefragt, was das denn soll“, berichtet die Marienheiderin. Also wartete sie erst mal ab – doch merkte schnell, dass der Bedarf doch da ist. In Sozialen Netzwerken sah Neufurth, dass sich Altenheime, Zahnärzte, Podologiepraxen und sogar Kliniken nach den selbst gemachten Atemschutzmasken erkundigten. Also nähte sie weiter, und erhielt schon bald Anfragen aus dem näheren Umfeld. Bei Schulte war es ähnlich.

160 Masken für den oberbergischen Pflegedienst

Mittlerweile ist das Interesse so groß, dass beide Frauen Prioritäten setzen müssen: Einrichtungen, die Masken für ihre Arbeit brauchen, gehen vor Privatpersonen. So näht Neufurth derzeit für den oberbergischen Pflegedienst Uwe Söhnchen, der gleich 160 Masken dringend benötigt, erzählt Neufurth. Einige sind schon ausgeliefert und wurden von den Mitarbeitern dankend entgegen genommen.

Mundmasken statt Damenbekleidung

„Die Not ist groß“, sagt Michael Konrad von der Stickerei Kilian Konrad GmbH. Deswegen hat das Engelskirchener Unternehmen, das normalerweise unter dem Modelabel „Karin Glasmacher“ Damenbekleidung herstellt, jetzt eine Mundmaske entwickelt. Der ist wiederverwendbar und kann individuell mit einem Logo bedruckt werden. „Damit wollen wir unseren kleinen Beitrag in der Corona-Krise leisten“, sagt Geschäftsführer Georg Konrad. Vor drei Wochen hat die Firma damit begonnen, die Maske zu entwickeln. Jetzt können Pflegedienste oder andere Einrichtungen, die im täglichen Kontakt mit Menschen stehen, die Maske kaufen.

„Als wir von dem Versorgungsengpass gehört haben, wollten wir etwas tun.“ Daher sei auch der Preis erschwinglich. „Wir wollen damit nicht reich werden, sondern einfach unseren Beitrag leisten.“ Die Nachfrage sei groß. „Aktuell kriegen wir viele Bestellungen rein und können denen auch nachkommen, da wir ja vor Ort produzieren“, so Konrad. Wer eine Mundmaske bestellen möchte, meldet sich unter: mns@karinglasmacher.com oder telefonisch unter: 02263 - 921694. (ebu)

Neufurth und Schulte betreuen die Facebook-Gruppe „Nase-Mund-Masken nähen für Oberberg“, die Näherinnen und Abnehmer zusammenbringen soll. Binnen weniger Tage hat die Gruppe an die 300 Mitglieder gesammelt, knapp 40 von ihnen sind Näherinnen. „Zwei Männer haben sogar angeboten, Schutzvisiere mit Hilfe ihrer 3D-Drucker herzustellen“, sagt Schulte. Die Bewegung nimmt schneller Fahrt auf, als die Oberbergerinnen an ihren Nähmaschinen arbeiten können.

„Besser unsere selbst gemachten Masken als gar keine.“

Die Oberbergerinnen wissen sehr wohl, dass ihre Nase-Mund-Masken in Heimarbeit weder irgendeiner Norm entsprechen, noch einen garantierten Schutz gegen das Coronavirus bieten. „Aber besser unsere selbst gemachten Masken als gar keine.“ Dass nun sogar schon Ärzte um ihre Masken bitten, ist für sie Beleg genug, etwas Richtiges zu tun.

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Wer sich den Näherinnen anschließen will, dem will Miriam Neufurth bei Fragen behilflich sein. Erreichbar ist sie telefonisch unter 0176 / 39 92 36 78. Kostenlose Schnittmuster gibt es im Netz, etwa unter www.naehtalente.de.