Die App von Bastian Hollmann, nutzbar auf Handy oder Computer, übersetzt Diagnosen, Befunde, Entlassungsbriefe und Berichte in verständliche Sprache.
„Doctoread“Marienheider entwickelt eine App für die Übersetzung von Arztdiagnosen
Ein Arztbesuch ist oft stressig – man fühlt sich ohnehin angeschlagen und muss auch noch verstehen, was der Arzt diagnostiziert und empfiehlt, also am besten im Kopf behalten, welcher Facharzt nun nötig ist, welche Therapien anstehen. Meist haben Ärzte außerdem nur ein kleines Zeitfenster pro Patient. Kommt nach dem Besuch der Praxis der Arztbericht, wird man mit einer Fachsprache konfrontiert, die gleichermaßen verwirrend wie schwer verständlich ist. Gezieltes Nachfragen ist dann schwierig.
„Nur wer gut informiert ist, kann passende Entscheidungen treffen“
Um hier Abhilfe zu schaffen, hat Bastian Hollmann aus Marienheide-Müllenbach gemeinsam mit der Berliner IT-Firma Viasolutions eine App entwickelt, sein Firmensitz ist in Meinerzhagen. Er ist überzeugt: „Nur wer gut informiert ist, kann für sich oder seine Lieben passende Entscheidungen treffen. Fehlen Informationen, kann das bei vielen Krankheiten sogar gefährlich werden.“
Genannt hat der Gründer die Entwicklung „DocToRead“. Die App, nutzbar auf Smartphone oder Computer, übersetzt Diagnosen, Befunde, Entlassungsbriefe und Berichte in verständliche Sprache. Die Dokumente werden dazu entweder fotografiert oder hochgeladen und dann übersetzt. Das geht sogar in verschiedenen Sprachen – selbst Hindi ist möglich, berichtet Bastian Hollmann. Wer möchte, kann sich diese Texte dann sogar vorlesen lassen, sie per E-Mail oder Messengerdienst wie Whatsapp an Bekannte oder Freunde senden.
Die sensiblen Daten sind geschützt
Wichtig war dem Gründer ein lückenloser Datenschutz, denn im Bereich der Medizin geht es ja oft um sensible Daten. „Wir arbeiten dafür mit der NRW-Datenschutzbehörde zusammen. Außerdem muss jeder Nutzer zunächst einen persönlichen Zugangscode festlegen. Alle Daten bleiben dann nur auf dem Gerät, werden also nicht in der Cloud gespeichert.“ Wichtig sei es, als Nutzer der App ebenfalls den Datenschutz zu berücksichtigen und die Namen der Kliniken, Ärzte und Patienten nicht abzufotografieren beziehungsweise hochzuladen, sagt der Gründer. Die App selbst ist so einfach wie möglich aufgegliedert, damit auch ältere Menschen sie problemlos verwenden können.
Bastian Hollmann ist gelernter Radiologieassistent, war zunächst tätig an der Uniklinik Münster und anschließend viele Jahre in der medizinischen Industrie im Bereich der Radiologie und Strahlentherapie. Er erinnert sich an zahlreiche Gespräche mit Freunden und Bekannten: „Ganz oft wurde ich gefragt, was das eine oder andere Fachwort bedeutet, sollte Diagnosen erklären. Dabei wurde klar, dass es einen generationenübergreifenden Bedarf für solch eine App gibt.“
Und eine große Dringlichkeit, denn viele Krankheitsbilder seien ja auch angstbesetzt. „Wer versteht, was los ist, bleibt ruhiger.“ Es sei erwiesen, merkt Hollmann an, dass Patienten, die ihre Gesundheitssituation besser einschätzen und mitreden können, kooperativer sind, Therapien besser befolgen, Medikamente gewissenhafter einnehmen und – wo es das Krankheitsbild zulässt – auch schneller wieder gesunden.