Maske, Abstand und TestsDas Corona-Abitur in Wipperfürth – drei Schüler berichten
Wipperfürth/Lindlar – Das Abitur in NRW beginnt. Am Freitag stehen die ersten schriftlichen Prüfungen an. Unter Corona-Bedingungen, das macht die Sache nicht leicht. Monatelang haben sich Michalena Gurlt, Christin Wycisk und Ekin Dalmizirak unter schwierigen Voraussetzungen auf das Abitur vorbereitet. Die drei Zwölftklässler besuchen alle das Engelbert-von Berg-Gymnasium in Wipperfürth. Jetzt wird es Ernst.
Die Vorbereitung
„Unsere Lehrer haben uns gut vorbereitet und versucht, den Druck herauszunehmen“, sagt Wycisk – ihre Mitschüler stimmen zu. Dennoch sei im vergangenen Schuljahr coronabedingt viel Unterricht ausgefallen. Mittlerweile funktioniere der Online-Unterricht gut. „Manche Themen haben wir analog erarbeitet, und manche nur digital“, sagt Dalmizirak. Gemeinsames Lernen über Skype und Microsoft Teams - für die Abiturienten schon so normal wie das Tragen von Masken. Auch während der Abiklausuren besteht Maskenpflicht - und wahrscheinlich auch bei den mündlichen Prüfungen.
Lernen unter Corona-Bedingungen habe nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile gebracht, findet Huub Offermann, Abiturient am St.-Angela-Gymnasium Wipperfürth. „Vieles mussten wir uns selbst erarbeiten, das kommt meinen späteren Alltag in Studium und Beruf zugute.“
Die Räume
Für die Abitur-Klausuren greifen die Schulen auf die größten Räume zurück, auf Schulaula, Turnhalle oder - im Fall des Lindlarer Gymnasiums – das Kulturzentrum. „Am Montag haben sich alle Schüler der Stufen Q2 und Q1 testen lassen, alle Schnelltests waren negativ“, sagt Christoph Menn-Hilger, Leiter des Lindlarer Gymnasiums.
Dennoch macht die Pandemie ihm Kopfzerbrechen. Vor einem Jahr, bei dem ersten Abitur unter Corona, habe die Sieben-Tage-Inzidenz bei unter 35 gelegen, jetzt liegt Oberberg bei rund 250. Was passiert, sollte ein Schüler nach einer Klausur positiv getestet wird? Das ist die Sorge, die Schüler und Schulleiter vereint. Vermutlich müssen dann alle Schüler und Lehrer, die im gleichen Raum waren, ebenfalls in Quarantäne. Dann aber droht der gesamte Zeitplan für das Abitur aus den Fugen zu geraten.
Schnelltest vor dem Abitur
Ein große Thema sind die Corona-Schnelltests für die Schüler. Die werden sowohl am Tag zuvor als auch direkt vor den Prüfungen angeboten. Das Schulministerium hat klare Vorgaben gemacht: Niemand darf zu einem Corona-Schnelltest gezwungen werden, auch Testverweigerer haben das Recht, die Klausuren mitzuschreiben – allerdings in einem separaten Raum.
Für Werner Klemp, den Leiter des St.-Angela-Gymnasiums, ein Problem. „Welchen Lehrer schicke ich da zur Aufsicht hin?“ Als Dienstherr habe man ja schließlich eine Fürsorgepflicht. Klemp geht davon aus, dass sich eine Reihe seiner Abiturienten nicht testen lassen wird, auch aus Sorge vor einem möglichen falschen Testergebnis. Denn wer positiv getestet ist, muss sich sofort in Quarantäne begeben – Klausur hin oder her – und dann die Nachschreibetermine wahrnehmen.
Bedenken, die auch Sina Schacherer vom St. Angela teilt. Sie will sich nicht testen lassen. „Ich habe Angst, dass ein falsches Ergebnis herauskommt, die Tests sind ja auch nicht so zuverlässig.“ Viele ihrer Mitschüler würden genauso denken.
Ihr Mitschüler Huub Offermann will dagegen auf jeden Fall am Schnelltest teilnehmen. „Ohne Test wäre ich noch unsicherer“, und man habe ja auch eine Verantwortung für Andere. Auch die drei EvB-Abiturienten wollen sich testen lassen. Die Schulleiter von EvB und des Lindlarer Gymnasiums sind sich sicher, dass der ganz große Teil ihrer Abiturienten mitziehen und sich dem Test nicht verweigern werde.
Die Benotung
Einen Corona-Bonus wird es bei den Abiturprüfungen nicht geben, macht EvB-Schulleiter Erhard Seifert klar. Die einzige Ausnahme: Die Zeit, die die Schüler für das Schreiben der Klausur haben, wurde ein wenig verlängert, bei der Themenauswahl haben – je nach Fach – die Schule oder die Schüler eine etwas größere Auswahl. Externe Korrekturen entfallen, ebenso wie die Abweichungsprüfungen, falls Erst- und Zweitkorrektor sehr unterschiedlich bewerten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nach dem Abitur
Abitur unter Corona-Bedingungen, das heißt auch: Kein Abiball, keine Party, keine tollen Reisen nach der Prüfung. Am EvB musste die traditionelle Uni-Schnupperwoche ausfallen, die Mottowoche mit Kostümen konnte, wie an den anderen Gymnasien, nur ganz reduziert stattfinden. „Dieser Verzicht, das tut schon weh“, sagt Michalena Gurllt vom EvB. In irgendeiner Form soll das bestandene Abitur gefeiert werden - je nachdem, was dann möglich ist.