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„Bauen die Schule der Zukunft“Bauarbeiten für Morsbachs Bürgercampus starten bald

Lesezeit 4 Minuten

Florian Stausberg vom Fachbereich Bauen sieht nach dem Rechten

Morsbach – „Springen vom Beckenrand verboten“, mahnt ein Schild an der Wand. Doch wäre Springen ohnehin gerade keine gute Idee: Wasser schwappt im Morsbacher Hallenbad schon lange nicht mehr. Denn dort wird hart geschuftet. Das Bad ist ebenso Teil des Bürgercampus wie auch die Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule. Und auch da sollen schon bald üppige Bauarbeiten starten. Insgesamt rund 16,2 Millionen Euro kann die Gemeinde Morsbach für ihren neuen Campus ausgeben. Dieser gehört zum Integrierten Handlungskonzept (InHK) für die Ortsmitte, für die Projekte fließt Geld aus den Förderkassen von Bund und Land und verschiedenen Programmen mit Quoten zwischen 50 und 90 Prozent.

Weg vom alten Unterricht

Wenn Schulchef Jürgen Greis auf die Pläne und Skizzen tippt, dann gerät er schnell ins Schwärmen. „Wir gehen weg von den Klassenräumen und vom klassischen Frontalunterricht“, sagt er.

Bürgercampus entsteht in drei Phasen

Der erste Bauabschnitt, die Kernsanierung und der Umbau des Hallenbades sowie der Turnhalle, hat im Sommer vergangenen Jahres begonnen und soll im kommenden April beendet werden.

Dann oder im Mai soll der Umbau der Leonardo-da-Vinci-Schule starten. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass die Arbeiten im Frühjahr 2022 abgeschlossen werden. In dieser Zeit ziehen die vom Umbau jeweils betroffenen Klassen in Modulräume um, die sozusagen in Containerbauweise an der Hahner Straße aufgestellt werden.

Im dritten und letzten Bauabschnitt entsteht dann ein Neubau, in den unter anderem die Schulverwaltung einziehen wird. Florian Stausberg von der Bauverwaltung im Morsbacher Rathaus rechnet damit, dass dieses Gebäude in der ersten Hälfte des Jahres 2023 in Betrieb gehen kann. (höh)

Dafür werden Wände fallen, Flure aufgebrochen. Lernnischen sollen entstehen, sodass sich die Schüler zurückziehen können, um allein oder in kleinen Gruppen selbstständig zu lernen. Auch die Klassenräume und Jahrgangsstufen können aufgelöst werden, Kinder und Jugendliche jeden Alters damit gemeinsam lernen. Entwickelt haben die Morsbacher Pädagogen solche Konzepte gemeinsam mit der Bonner Montag-Stiftung.

Von Hahner Straße aus ist bereits zu sehen, wie die neuen Fassaden gestaltet sind.

„Das alles erlaubt uns eine sehr individuelle Förderung“, führt Greis aus. Und weil natürlich die Inklusion Anwendung findet, wird es auch einen Aufzug geben. „Jeder, der viel Aufmerksamkeit braucht, soll diese auch bekommen.“

Fluchttreppe führt auf den Schulhof

Weit fortgeschritten ist nach Angaben des Schulleiters die Digitalisierung. Glasfaserkabel erreichen demnächst jeden Raum, fünf lokale Netzwerke sorgen dafür, dass das Internet überall greifbar ist. Interaktive Tafeln, sogenannte Smartboards, stehen bereits in fünf Klassenzimmern. Doch sollen die Schüler nicht nur Bildschirme vor der Nase haben. „Wir geben Bücher und Kreide nicht auf“, versichert Jürgen Greis. „Wir wollen auch die haptischen Medien weiterhin unterstützen.“

Schulleiter Jürgen Greis führt die interaktiven Tafeln vor

Harte Brocken bei der Planung des Umbaus sind für Florian Stausberg und seine Kollegen vom Fachbereich Bauen der Gemeinde indes der Brandschutz und die Ausweisung der Fluchtwege. Schließlich ist das älteste Schulgebäude an der Hahner Straße Baujahr 1966. „Wir errichten eine Fluchttreppe, die auf den Schulhof führt.“

Gemeindebücherei zieht unters Campus-Dach

Der Hof soll ebenfalls in einem folgenden Bauabschnitt völlig umgekrempelt werden. Ebenso die Klassenräume: „Bisher ist zum Beispiel die Akustik katastrophal, das strengt Schüler und Lehrer gleichermaßen an, körperlich und psychisch“, schildert Schulleiter Greis. Spezielle Decken sollen dies beenden. Zudem wird in den Klassenzimmern demnächst ein angenehmes Klima herrschen. „Für die Kollegen entstehen Ruhebereiche“, kündigt Greis an. Die Lehrer können ebenso Auszeiten nehmen wie ihre Schützlinge, die sich aber auch in einer Pausenhalle bei Tischtennis und Kicker auspowern dürfen.

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Unter dem Dach des Bürgercampus hat die Kulturstätte längst ihren festen Platz. Gesellschaft bekommt sie von der Gemeindebücherei: Diese zieht, entgegen früherer Pläne, vom Rathaus ebenfalls unters Campus-Dach. Greis: „Lehrer und Schüler sollen sie dann für ihre Recherchen nutzen, auch während der Unterrichtsstunden.“ Ist das gesuchte Buch gefunden, nehmen die Sekundarschüler Platz in einem neuen Selbstlernzentrum und erledigen dort etwa ihre Hausaufgaben. Rund 380 Schüler hat die Leonardo-da-Vinci-Schule derzeit, hinzukommen kommen etwa 40 Lehrer und 21 Ganztagskräfte.

Klares Bekenntnis

Für Jürgen Greis ist das Entstehen des Bürgercampus ein klares Bekenntnis für den Bildungsort und den Schulstandort: „Die Schule öffnet sich immer mehr zur Gemeinde, so wie sich die Gemeinde uns gegenüber öffnet“, sagt er mit Blick auf das Schulleben, das dort auf das kulturelle, das gesellschaftliche und nicht zuletzt das sportliche Leben der Bürger trifft. Denn auch vor der Turnhalle macht der große Umbau nicht Halt.

Schulchef Greis ist felsenfest überzeugt: „Wir bauen die Schule der Zukunft.“