Serie „Mein Ort, meine Heimat“ (2)Stefanie Hützen schwärmt vom Leben in Überholz
- Stefanie Hützen ist mit ihrem Mann von Leverkusen nach Oberberg gezogen.
- Nach der Geburt der Tochter war die Wohnung in Holpe aber zu klein.
- Bei einer ihrer Radtouren fuhr die Familie durch Überholz und war so begeistert, dass sie dort hinzog.
Überholz – Bei unserem Sommerwettbewerb stellen wir gemeinsam mit der Volksbank Oberberg Lieblingsorte von 20 Oberbergern vor. Folge 2 führt ganz in den Süden.
„Morgens steht manchmal ein Reh auf der Wiese hinter dem Haus, im Sommer weiden dort Kühe und abends sitze ich häufig mit einem Glas Rotwein auf dem Balkon und genieße die Aussicht in den Westerwald.“ Stefanie Hützen schwärmt vom Leben in der Morsbacher Ortschaft Überholz. „So etwas hat man sonst nur im Urlaub.“
Ursprünglich stammt Hützen aus Leverkusen, die Lust auf Land führte die 53-Jährige und ihren Ehemann bei der Suche nach Wohneigentum dann in den südlichsten Zipfel Oberbergs. Zunächst fand sie ihre neue Heimat in einem Häuschen oberhalb von Holpe, doch nach der Geburt der Tochter wurde das zu klein.
Radtouren brachten sie auf Überholz
Schon damals führten sie ihre Radtouren auch durch Überholz: „Wie herrlich müsste es sein, hier ein Haus zu haben und vom Balkon die weite Aussicht zu genießen. Bis zum Horizont sanfte, grüne Hügel, die Täler durchzogen von Nebelschwaden und ein Licht wie in der Toskana.“ Immer öfter führten sie ihre Runden auch über die Eisenstraße, die die Kreisgrenze markiert und die Orte Überholz im Oberbergischen und Kohlberg im Rhein-Sieg-Kreis voneinander trennt. Doch die Suche nach einer passenden Immobilie wurde zur schier endlosen Odyssee. „Eine Besichtigung jagte die nächste, Hoffnung, Euphorie, Ernüchterung.“
Als sie die Hoffnung auf ihr Traumhaus schon aufgegeben hatte, habe sie plötzlich auf dem Heimweg ganz in der Nähe ihres heimlichen Lieblingsplatzes ein Schild „Zu verkaufen“ im Fenster entdeckt. „So wunderschön. Ein riesiger Balkon, eine Terrasse und ein herrlicher Garten“, schwärmt sie. Noch am selben Abend habe sie den Kauf perfekt gemacht – und es bis heute nicht bereut.
„Auch wenn man den Oberbergern nachsagt, dass sie anfangs etwas stur seien, ist man mittendrin, wenn man sich eingelebt hat“, schildert die Frau ihre Beziehung zur Nachbarschaft. So sei sie von der Dorfgemeinschaft mit einer „Schüppentaufe“ herzlich begrüßt worden. „Zuerst gab es mit einer Schaufel einen Klaps auf den Po und anschließend wurden wir mit einem Schnaps im Dorf willkommen geheißen.“
Dass ihre Arbeitsstelle in Köln liege, sei kein Problem: „Oft bin ich im Home-Office und ansonsten fahre ich gerne Auto. Schon auf der Heimfahrt erhole ich mich – hier ist meine Basis, und mein Haus ist meine Trutzburg.“ Geschäfte gebe es hier allerdings nicht. „Meist fahre ich mit dem E-Bike nach Windeck-Rosbach, das ist nur halb so weit wie nach Morsbach.“
Die Gemeinschaft der 200 Einwohner
Daher hat sie auch das Projekt „Mitfahrbank“ angeregt, doch habe sich durch Corona alles etwas verzögert. Umso mehr genießt sie den Kontakt zu den „vielen, netten, hilfsbereiten Menschen“ im Dorf. Gefeiert wird oft bei der Grillhütte auf dem Hügel oberhalb des mehr als 400 Jahre alten Ortes mit gut 200 Einwohnern.
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Einen Großteil ihrer Freizeit verbringt Hützen in Kohlberg. Dort liegt der Alpaka-Hof der Familie Borrmann. Seit rund zehn Jahren führt sie das ganze Jahr über Alpaka-Touren, oft mit Traumatisierten oder Menschen, die an Burn-Out leiden: „Die Leute finden Ruhe durch das freundliche Wesen der Alpakas.“ Auf den Wanderungen erklärt sie den Umgang mit den Tieren, zeigt die Plätze mit der schönsten Aussicht über das Siegtal bis ins Siebengebirge, und weist auf die Pflanzen am Wegesrand hin.
Darunter sind seltene Orchideen und das Mädesüß in feuchten Bachauen, dessen ursprüngliche Bezeichnung dem Aspirin seinen Namen gegeben hat. Am Ende der Wanderung nimmt Hützen liebevoll das neugeborene Alpakahengstfohlen „Kaisers Churchill“ auf den Arm: „Er ist gerade mal 17 Stunden alt.“ Gleich daneben versorgen Schwalbeneltern ihre Jungen im Nest in einer Stallecke. „Wir leben hier, wo andere Urlaub machen.“ So habe sie auch die Einschränkungen durch Corona kaum empfunden: „Mir ist wichtig, im Rhythmus der Natur zu leben.“
„Hier ist einfach alles Aussicht“, freut sich Hützen. Ihre 16-jährige Tochter Eva ergänzt: „Ich kann mir nicht vorstellen, hier wegzuziehen.“