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Ein Stück Friedhof gibt’s dazuIn Morsbach-Ellingen steht die Kirche zum Verkauf

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Eine steinerne Kirche steht in einer grünen Landschaft.

Wer will ein Gotteshaus? In Morsbach-Ellingen steht die Christ-König-Kirche zum Verkauf für rund 175.000 Euro.

Kein gewöhnliches Geschäft für das Morsbacher Maklerbüro: Derzeit steht die Christ-König-Kirche in Ellingen zum Verkauf.

24 Meter misst die Immobilie in der Länge, 15 Meter sind es in der Breite, die Nutzfläche beträgt gute 233 Quadratmeter. Im Kaufpreis von rund 175.000 Euro enthalten ist zudem ein insgesamt etwa 2335 Quadratmeter großes Grundstück. Auf einem Teil davon aber ruhen Ellingens Tote.

Wer sich die katholische Christ-König-Kirche in dieser Ortschaft Morsbachs leistet, der darf ihre Gräber bis zum Jahr 2065 nicht anrühren. Aber das Gotteshaus steht heute schon zum Verkauf – ein Ausnahme-Objekt, so nennt es das Morsbacher Maklerbüro Matschke. Und Friedhofsparzellen gibt es eben dazu. „Auch für mich ist das alles andere als ein gewöhnliches Geschäft“, verrät Geschäftsführer Christoph Langer. Gleichwohl habe er schon Immobilien aus dem Besitz des Kölner Erzbistums veräußert, „zum Beispiel das Pfarrhaus nebenan“.

Natürlich ist auch die Nutzung als Wohnraum nicht ausgeschlossen. Aber das bedeutet ein aufwendiges Verfahren.
Christoph Langer, Makler

Dass das von 1926 bis 1928 errichtete Gotteshaus folgen soll, sei im Sommer vergangenen Jahres beschlossen worden, berichtet Tobias Zöller, Leitender Seelsorger im Sendungsraum Oberberg-Süd, und blickt zurück: „Eigentlich ist dieses bereits 2020 stillgelegt worden, an Palmsonntag vergangenen Jahres haben wir darin dann den letzten Gottesdienst gefeiert.“ Entweiht – profaniert – worden ist die Kirche also noch nicht.

Und geht es nach Richard Klein, dann bleibt das auch so. Der Vorsitzende des „Trägervereins ehemaliger Schulbezirk Ellingen“ möchte rasch einen Förderverein gründen und Mitstreiter finden, um die Christ-König-Kirche zu erhalten – mit sakraler Funktion. Kleins Verein hütet bereits das Bürgerhaus mitten im Ort. „Jetzt gilt es, die Kirche vor dem Verfall zu bewahren“, sagt der 64-Jährige, der sich dem Gotteshaus eng verbunden fühlt. „Mein Vater war der letzte Kirchenschweizer, als zehnjähriger Junge habe ich bei einer der Sanierungen geholfen.“ Überhaupt habe Ellingen immer kräftig angepackt, wenn es an der Kirche etwas zu tun gab – zuletzt musste etwa das Dach wenigstens notdürftig dicht gemacht werden. „Ein Grund mehr, sie zu erhalten“, findet Klein.

Morsbach: Der Verkauf der Christ-König-Kirche ist nur eine Option

Bliebe die Kirche ein Gott geweihtes Gebäude, wäre dies für den Geistlichen Zöller ebenfalls die beste aller Lösungen. „Der Verkauf ist nur eine Option, mit der wir ausloten wollen, ob überhaupt Interesse an einem solchen Objekt besteht“, führt der Morsbacher aus. Denn klar sei: „Das Erzbistum wird sich in den kommenden zehn Jahren ganz sicher von weiteren Kirchen trennen – dies ist nur der Anfang.“ Im Frühjahr 2017 war bereits die Schließung des Friedhofs beschlossen worden: 2041 soll dort die letzte Beerdigung erfolgen, danach gilt eine Ruhefrist bis 2065.

„Die Zeit und die Umstände zwingen heute zu solchem Handeln“, bedauert Zöller. In seinem neuen Zuständigkeitsbereich stehen 16 Kirchen – welche als nächste zum Kauf angeboten werde, das könne niemand sagen. Zurzeit sei im Kreisgebiet keine im Gespräch, bestätigt Kreisdechant Christoph Bersch. Auch könne er sich bisher nur an eine einzige Kirchenschließung in Oberberg erinnern: „Das war 2014 in Wipperfürth-Ommerborn.“

Was aber kann ein neuer Eigentümer mit der Christ-König-Kirche anfangen? „Natürlich ist auch die Nutzung als Wohnraum nicht ausgeschlossen“, betont Makler Christoph Langer. „Aber das bedeutet ein aufwendiges Verfahren mit erheblichen Kosten.“ Er selbst habe zwei Ideen für eine künftige Nutzung: Zum einen schwebe ihm eine Event-Location für Hochzeiten vor, zum anderen könne er sich in den Mauern ein Kolumbarium, also eine Grabstätte für Urnen, vorstellen.

„Als Makler und gläubiger Christ befinde ich mich in einem Zwiespalt: Begegne ich der Kirche mit Ehrfurcht oder sehe ich sie bloß als Gebäude?“ Dass das Gotteshaus zuletzt als Abstellraum gedient habe, mache den Verkauf leichter, urteilt der Wildberger. Erste Besichtigungen durch mögliche Interessenten hätten übrigens schon stattgefunden.


Evangelische Kirchen in Oberberg auf dem Prüfstand

Bis 2027 heben auch der Evangelische Kirchenkreis An der Agger und die darin organisierten Kirchengemeinden ihre Gebäude auf den Prüfstand und entscheiden, welche davon bis 2035 aufgegeben werden sollen. Das sieht ein Beschluss der jüngsten Sommersynode vor.

Zuletzt sind nach Angaben von Sprecherin Judith Thies zwei Gotteshäuser veräußert worden: 2007 wurde die evangelische Kirche von Engelskirchen-Osberghausen entwidmet und 2011 verkauft, im Jahr 2020 folgte die Versöhnerkirche in Bergneustadt.