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Stärkung einer GemeinschaftKrisenmanagerin Andrea Birkhölzer aus Morsbach bietet Workshops an

Lesezeit 4 Minuten
Andrea Birkhölzer im Porträt.

Beim vierten Internationalen Speakerslam in Wiesbaden hat Andrea Birkhölzer kürzlich mit einem vierminütigen Vortrag über ihre eigene Geschichte ihr Publikum gefesselt.

Ihre Borreliose-Erkrankung mit körperlicher und seelischer Erschöpfung war der Wendepunkt im Leben von Andrea Birkölzer, das heute anders aussieht.

Es schien eine Karriere wie im Bilderbuch zu sein, der sichere Job als Beamtin in einer Bundesbehörde, der berufliche Aufstieg, ein tolles Pferd für die Freizeit, der Umzug zum Freund an die Ahr, – bis vor zwei Jahren das Leben von Andrea Birkhölzer komplett zusammen brach. Sie wurde schwer krank, traumatisiert vom Hochwasser zerbrach die Beziehung, ihr Pferd Fabulus infizierte sich mit der gefährlichen Infektionskrankheit Druse, obendrein wurde ein Gendefekt festgestellt. „Es war eine allumfassende Krise“, erzählt die 35-Jährige.

„Ich dachte, ich hätte einen Burn-Out, konnte ein halbes Jahr lang nicht arbeiten, die Ärzte waren zunächst ratlos. Ich bekam wegen des Ahrhochwassers Psychotherapie, weil alle glaubten, dass ich deshalb so traurig, schwach und mutlos war. Bis sich endlich herausstellte, dass ich Borreliose hatte, es also eine körperliche Ursache gab.“ Heute ist die Morsbacherin überzeugt, dass dieser Tiefpunkt der Anstoß war, alles in ihrem Leben zu verändern. „Es war der Durchbruch!“

In Morsbach hat Andrea Birkhölzer wieder ein Zuhause gefunden

Entspannt sitzt sie am gemütlich bollernden Ofen in ihrer Morsbacher Wohnung, unten wohnen die Eltern, nebenan der Opa, der Hund aus dem Tierschutz döst im Korb. „Familie ist mir wichtig. Hier bin ich verwurzelt, daher bin ich nach Morsbach zurückgekehrt. Innere Ruhe finde ich nur zu Hause, auch das habe ich erkannt“, sagt sie. Inspiriert vom persönlichkeitspsychologischen Bestseller des Autors John Strelecky „The Big Fife for Life“ kam alles auf den Prüfstand, mit der Erkenntnis: „Das Leben, das ich geführt habe, war nicht mein Leben. Ich hatte die Karriere gemacht, die meine Eltern sich für mich gewünscht hatten. Das hatte ich nie hinterfragt. Ich war sehr unglücklich im Beruf, irgendwann hat mein Körper nicht mehr mitgemacht.“

Was sie eigentlich immer wollte: Mit Pferden leben oder Lehrerin werden. Herzenswünsche, die sie gerade verwirklicht. Sie ließ sich zum Coach ausbilden, als Krisenmanagerin für Reiter und Pferd bietet sie eine spezielle Therapie an, wenn die Kommunikation der beiden grundlegend gestört ist. „Sich selbst wiederfinden, jeder für sich, und dann zu einem erfüllten Miteinander zusammenfinden“, umschreibt sie das Konzept. Und weil es offenbar einen großen Bedarf gibt, ist sie inzwischen auch als Dozentin gefragt. Ein paar Stunden arbeitet sie weiterhin in der Behörde, „zur Sicherheit“, sagt sie. Aber sie ist auf dem Sprung in die Selbständigkeit.

Beim 4. Internationalen Speakerslam ihre persönliche Geschichte erzählt

Im Januar erst hat sie beim vierten Internationalen Speakerslam in Wiesbaden mit einem vierminütigen Vortrag über ihre eigene Geschichte ihr Publikum gefesselt. „Ich bin glücklich“, sagt sie. Deshalb möchte sie etwas weitergeben. Auch im Workshop in Morsbach. Da soll es darum gehen, mit Gesprächen, Austausch, praktischen Übungen und inspirierenden Inputs den Teilnehmenden zu Rückbesinnung auf die eigenen Bedürfnisse zu verhelfen: als Schlüssel, um in einer zunehmend anonymen Welt echte Verbindungen zu anderen aufzubauen. „Wenn ich nicht im Reinen mit mir bin und versuche, auf andere einzugehen, wird der Akku leer. Gelungene Gemeinschaft beginnt mit dir selbst“, sagt sie.

Das gelte für die Beziehung zwischen Pferd und Mensch ebenso wie das Zusammenleben in der Gemeinde Morsbach und der umliegenden Ortschaften. „Die Sehnsucht nach echter Gemeinschaft erlebe ich als Sehnsucht gerade in einer Zeit, in der soziale Medien und ständige Erreichbarkeit oft mehr Distanz als Nähe schaffen“, sagt sie.

Dabei orientiert sich Birkhölzer an der positiven Psychologie. Auch das sei eine Erfahrung aus den dramatischen Tagen im Ahrtal. „In der Psychotherapie, die man uns danach angeboten hat, wurde ich gezwungen, die schrecklichen Erlebnisse wieder und wieder zu durchleben, bis eine Art Sucht nach Stress entstand. Das ist nicht mein Weg, ich löse keine Probleme, auch wenn es auch mal um Probleme geht. Mein Fokus sind die Herzenswünsche, positive Veränderungen.“ Wie sie selbst sie erlebt habe. „Das ist gigantisch schön!“


Workshop “Real Community” in Morsbach

Der ganztägige Workshop „Real Community – Wie wir wieder zu mehr echter Gemeinschaft zusammenfinden“ findet statt am Samstag, 8. März, von 10 bis 16 Uhr im Kulturbahnhof Morsbach statt. Er wird veranstaltet von der Gemeinde Morsbach im Rahmen des Kulturprojekts „real communtity – zeigen was geht!“ und wird durch den Landschaftsverband gefördert. Die Teilnahmegebühr von 15 Euro wird komplett an die Feuerwehr Morsbach gespendet. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich per Mail an nadja.schwendemann@gemeinde-morsbach.de, per Telefon (0 22 94) 69 93 37 oder unter kontakt@ceeaph.de.