Weil in Morsbach ein Schüler mit dem Handy Straftaten begangen hat, gelten an der Leonardo-da-Vinci-Schule ab sofort strengere Regeln.
Neue RegelnSo gehen Oberbergs Schulen mit dem Smartphone um
Startet der Unterricht, kommen alle Handys in spezielle Taschen, die in den Klassenzimmern an die Wand gehängt werden. Sie erinnern an Adventskalender: Jede Tasche trägt nämlich eine Nummer. Mit Beginn des neuen Schuljahrs gelten an der Morsbacher Leonardo-da-Vinci-Sekundarschule striktere Regeln für die Nutzung von Mobiltelefonen: „Die werden ab sofort ausgeschaltet und abgegeben“, sagt Leiter Jürgen Greis.
Auf den Weg gebracht worden ist dieses Vorgehen noch vor den Sommerferien – „mit klarem Votum aus der Elternkonferenz“, berichtet Greis. „Nur wenn es der Unterricht verlangt und zum Beispiel eine Recherche es erfordert, darf das Handy aus jener Tasche geholt und benutzt werden.“ Gerade sei ein Rundbrief an die Familien unterwegs, der über die Neuerungen informiert.
Schule in Morsbach hat Anzeige gegen Jugendlichen erstattet
Denn Greis, das Kollegium und auch die Eltern sahen sich zum Handeln gezwungen, nachdem ein Schüler eine Lehrkraft heimlich gefilmt, die Aufnahmen verfremdet, mit Kommentaren versehen und zuletzt im Internet verbreitet hatte — Ergebnis: Der Staatsschutz stand auf der Matte wegen der „antisemitischen, rassistischen und sexistischen Inhalte“. „Dieser Jugendliche hat die Schule inzwischen verlassen, er war strafmündig“, schildert Greis. „Der Schulfrieden war massiv gestört, wir mussten Anzeige erstatten.“
Neu ist auch, dass Handys nur noch in festgelegten Zonen auf dem Schulhof benutzt werden dürfen. „Das Fotografieren, Filmen und das Anfertigen von Tonaufnahmen sind aber verboten“, führt der Pädagoge aus. „Leider besitzen manche Schülerinnen und Schüler längst zwei Handys, sodass Kontrollen für uns schwierig werden.“
Ebenfalls überarbeitet und verschärft worden sind die Handy-Regeln auch am Hollenberg-Gymnasium in Waldbröl, dort besteht überall ein rigoroses Handyverbot für die Jahrgangsstufen fünf bis neun. „Und das auch während der Pausen auf dem Hof“, betont Direktor Frank Bohlscheid. „Wir wollen, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler bewegen, sich auspowern und miteinander ins Gespräch kommen – und sich keine Nachrichten schreiben.“
So sollen nämlich auch Konflikte besprochen und geklärt werden, damit sie keine Fortsetzung in der Freizeit finden und etwa zu Pöbeleien und Mobbing in den sozialen Netzwerken führen. „Das, was früher die Klopperei auf dem Schulhof war, das ist heute leider die Beleidigung im Internet“, weiß Bohlscheid. Ab der Klasse zehn ist die Nutzung des Mobiltelefons dagegen in Freistunden und in bestimmten Bereichen des Gymnasiums erlaubt, für die zehnte Klasse neuerdings ausgeschlossen sind indes die Pausen. „Neu ist seit diesem Schuljahr zudem, dass die Handys nun auch in den Fluren in der Tasche bleiben müssen.“
Auch in Waldbröl werden Handy-Verstöße umgehend geahndet
Wer in Waldbröl dennoch den Plauderknochen zückt, der erhält eine Ermahnung, das Handy wird kassiert und am Ende des Schultags ausgehändigt. Bei jedem weiteren Verstoß aber kommt es in eine Kiste, in ein „Handy-Hotel“. Dieses hütet das Sekretariat. „Und dort bleibt das Gerät für die drei folgenden Tage – es sei denn, die Eltern wollen es vorher abholen.“ Bevor es aber zurückgegeben werde, ergänzt Bohlscheid, sei ein Gespräch mit ihm oder seiner Stellvertreterin Dr. Ilona Schramm fällig.
Erlaubt ist der Einsatz eines Smartphones auch in der Marktstadt während des Unterrichts nur dann, wenn es eine Aufgabe verlangt. Zudem führt die Schule Buch: „Im vergangenen Schuljahr hatten wir fast 80 Verstöße“, verrät Bohlscheid.
Auch in Morsbach wird das Telefon nach einem Verstoß eingesammelt und später den Eltern bei einem Gespräch übergeben. Denn Eltern seien gelegentlich sehr blauäugig, was den Umgang damit angehe, hat Schulleiter Jürgen Greis beobachtet. „Und oft wissen sie nicht, dass sie sich schlimmstenfalls mit strafbar machen.“