Bei der Neuauflage untersucht „Wissenschaft vor Ort“ in Morsbach diesmal das Zusammenleben aus Sicht verschiedener Disziplinen.
„Wissenschaft vor Ort“Professor spricht in Morsbach über das Menschsein

Mit einem philosophischen Blick auf die Dinge machte der Siegener Professor Michael Bongardt in dieser Woche den Anfang.
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Unter dem Leitthema „Wie wollen wir zusammen leben?“ ist die Veranstaltungsreihe „Wissenschaft vor Ort“ in dieser Woche im Kulturbahnhof in eine neue Runde gestartet. In den beiden Jahren zuvor waren es „Das Böse“ und „Das Phänomen Macht“. Ziel ist nun, bei rund zehn Veranstaltungen Antworten aus der Sicht verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zu finden.
„Diese Frage hat mich schon seit meinem Studium beschäftigt“, verriet Initiator Michael Braun im Rahmen der Begrüßung. Im Laufe seines Lebens sei er mit vielen Kulturen in Kontakt gekommen, die ganz andere Wege des Zusammenlebens beschritten hätten. In der heutigen Zeit sei das Problem, dass die technische Entwicklung schneller voranschreite als die gesellschaftlichen Veränderungen. So sei die Frage geblieben: „Wie finden wir Orientierung in einer Welt des Wandels?“
„Weil wir die Frage stellen können“
Bei der Auftaktveranstaltung schenkte der Siegener Professor Michael Bongardt dem Thema einen philosophisch-anthropologischen Blick. Eine banale Antwort auf die Frage nach dem Zusammenleben sei: „Weil wir nicht alleine leben können.“ Oder etwas philosophischer: „Weil wir die Frage stellen können.“ Seit Anbeginn der ersten Kulturen sei es elementarer Bestandteil des Menschseins, Fragen zu stellen . Dabei sei das Wissen über die Lebensweise selbst unserer näheren Vorfahren nur rudimentär. Drei Punkte seien jedoch wichtig für die Beschreibung eines kontinuierlichen Geschichtsverlaufs: Überlebensfragen, Ordnung und Weltgestaltung.
Trotz Vielfalt gemeinsamer KernDabei sei Vorsicht geboten bei der Anwendung von „anthropologischen Konstanten“, etwa dass der Homo sapiens grundsätzlich klug oder religiös sei, ökonomisch denke oder Familiensinn habe. Viel zu oft würden derartige Annahmen polemisch missbraucht. Klar sei jedoch, dass die Menschen zwangsläufig die gleichen Fragen hätten, was das Zusammenleben betrifft. Aber: „Die Antworten darauf können grundverschieden sein.“
Am Ende hatte Bongardt eine Idee, wie das Zusammenleben funktionieren kann: „Die Anerkennung der Vielfalt der Individuen kann zu einem gemeinsamen Kern werden, in dem die Menschen ihre Verschiedenheit akzeptieren. Unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung der menschlichen Psyche wird die Reihe am Donnerstag, 24. April, um 19 Uhr mit dem Klinischen Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten Professor Michael Klein fortgesetzt.