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Nach 118 Jahren ist SchlussDie Linger verlassen ihr Sängerheim

Lesezeit 3 Minuten

Seit 1952 probten die Linger im eigenen Sängerheim,

Linge – Im Linger Grund neigt sich ein Stück Geschichte dem Ende zu. Hier, am Ufer der Marienheider Talsperre, hat der MGV Sängerbund Linge die längste Zeit seines Bestehens auf eigener Scholle geprobt, jedes Jahr Stiftungsfeste gefeiert, über Generationen hinweg Menschen mit Musik erfreut. Bald ist Schluss, nach 118 Jahren Chorgeschichte. Zumindest offiziell.

Vorsitzender Erich Berges blickt wehmütig in den Saal des Sängerheims. In der Mitte steht noch immer das Klavier, an den Wänden hängen Urkunden und Ehrenteller aus vielen Jahrzehnten. Als die Linger 2003 ihr Hundertjähriges feierten, zählte der MGV 30 Sänger.

Zuletzt waren es noch knapp die Hälfte. Junge Männer für Chormusik zu begeistern, sei schwierig, bedauert Berges (72). Das war mal anders. Der Börlinghausener hatte 1965 seine erste Chorprobe, steht seit 1997 an der Spitze des Vereins.

Saal vom Sängerheim soll abgerissen werden

Dass es seine Aufgabe sein würde, alles abzuwickeln, daran war damals kein Denken. Doch die Verbliebenen gehen den unausweichlichen Schritt mit, sagt Berges. Auch der dienstälteste Sangesbruder Lothar Klingelhöfer, der 1950 als 16-Jähriger beitrat – vor 71 Jahren.

Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang März diesen Jahres votierten die Männer einstimmig für eine Satzungsänderung, die für die Auflösung des Vereins nötig ist. Jetzt ist soweit alles in trockenen Tüchern und vom Notar besiegelt, dass es spruchreif ist: Das Grundstück mit Heim, von den Vorvätern in der Nachkriegszeit mit eigener Muskelkraft aufgebaut, geht in das Eigentum der Gemeinde Marienheide über. Nur die Übertragung im Grundbuch stehe noch aus, berichten Berges und Bürgermeister Stefan Meisenberg. Das 1000 Quadratmeter große Grundstück in Linge will die Gemeinde voraussichtlich im Herbst meistbietend verkaufen.

Der neue Eigentümer muss das Heim abreißen und die Scholle mit einem Wohnhaus wieder bebauen. Ein notwendiger Schritt, sieht Berges ein: „Unser Heim hat schon so viele Jahre auf dem Buckel. Der Saal basiert auf einer Baracke aus dem Zweiten Weltkrieg.“

MGV Sängerbund Linge: Inoffiziell geht's weiter

Wenn die Übertragung bald im Grundbuch festgehalten ist, werde der MGV aus dem Vereinsregister gelöscht, erklärt Berges. „Besser, es jetzt alles zu regeln. Denn wir werden alle nicht jünger.“

So ganz ist der Chor dann aber doch nicht Geschichte, inoffiziell geht’s weiter. Seit wenigen Wochen, nach langer Pandemiepause, proben die verbliebenen Sänger wieder. Zuletzt waren sie elf, sagt Erich Berges – und schmunzelt: „Für einen Auftritt zu wenig, aber trotzdem klang das noch ziemlich gut.“

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Unter Anleitung von Werner Vollberg, seit 1985 Dirigent und damit dienstältester Chorleiter der Linger, frischen die Herren nun altes Liedgut noch mal auf und proben neues ein. Das spontan angestimmte „Jenseits des Tales“ werden sie ausarbeiten. „Das macht Spaß“, sagt Berges. In diesem losen Rahmen wollen sie weitermachen, so lange es geht. Die Sangeslust lässt sich nicht so einfach abwickeln.