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Nach 32 JahrenKurator Jörg Deselaers nimmt Abschied vom Stift Ehreshoven

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DeselaersBoeselager

Forstwirt Jörg Deselaers (r.) begann 1990 als Kurator von Stift Ehreshoven. Jetzt übernimmt Clemens von Boeselager (l.), selbst schon länger in verantwortlicher Position im Stift tätig, das Amt. 

Engelskirchen-Ehreshoven – 32 Jahre lang war Jörg Deselaers Kurator von Stift Ehreshoven. Diese Tätigkeit endet jetzt. Deselaers widmet sich freilich nicht dem Ruhestand, sondern seinem eigenen Forst im thüringischen Georgenthal. Clemens von Boeselager übernimmt die vielschichtige Aufgabe im Stift.

Deselaers, Jahrgang 1956, ist gelernter Forstwirt, in vierter Generation, und sein Sohn setzt diese Familientradition fort. Nach dem Studium in Göttingen arbeitete Jörg Deselaers acht Jahre als Beamter in der niedersächsischen Staatsforstverwaltung.

Start kurz nach Orkan Wiebke

Dann kam er mit der Expertise zahlreicher Praktika, die ihn unter anderem nach Korea, Persien, Chile und in die USA geführt hatten, nach Ehreshoven. „Hier bin ich 1990 angetreten mit den Worten meines alten Chefs, Philipp Freiherr von Boeselager: Führe den Betrieb so, als wäre es dein eigener! Und so habe ich das 32 Jahre lang gemacht.“

Gleich zu Beginn galt es, mit den Folgen des Orkans Wiebke umzugehen, der im Frühjahr 1990 seine zerstörerischen Spuren hinterlassen hatte. „Ich habe also mit der Katastrophe hier angefangen“, resümiert er.

Von morgens 4 bis abends 9

Die Forstwirtschaft blieb der Schwerpunkt – 1500 Hektar Wald sind ja auch eine Menge Holz. Die letzten Jahre waren wieder von einer forstwirtschaftlichen Katastrophe geprägt: „Vor einem Jahr hätten sie mich hier sehr traurig vorgefunden, weil wir hunderte von Hektar Wald verloren haben“, sagt er mit Blick auf die trockenen Sommer und die folgende Borkenkäferplage. „Wir haben hier von morgens 4 bis abends um 9 gearbeitet, einschließlich samstags, das ganze mit zwei Förstern, das ist eine Riesenleistung gewesen von unseren Jungs hier.“ Inzwischen seien schon 300.000 Pflanzen neu gesetzt worden.

Spricht Deselaers über diese Mammutaufgabe, findet er als erstes lobende Worte für die Mitarbeiter. „Ich bin nichts anderes gewesen als der Trainer. Den Erfolg, den wir hatten und haben, verdanken wir der Mannschaft. Deswegen gebe ich das auch ganz ruhig ab, denn die Mannschaft bleibt ja.“

Den privaten Charakter erhalten

Der Kurator von Stift Ehreshoven – was macht der eigentlich? „Als Kurator ist man Gesamtgeschäftsführer für den ganzen Betrieb, das heißt für die Forstverwaltung, Vermietung und Verpachtung, die Stiftsverwaltung, für das Schloss als solches, für die Damen und den Geschäftsbetrieb.“ Die Damen, das sind die adeligen, älteren Bewohnerinnen des Damenstifts. „Ich denke“, sagt Jörg Deselaers, „dass ich für sie auch Vertrauensperson bin.“ Gemeinsame Mittagessen, gemeinsame Weihnachtsfeiern waren selbstverständlich.

Dass bei aller Vermarktung des 700 Jahre alten Schlosses der private Charakter erhalten geblieben ist, war ganz wichtig, sagt Deselaers. Und dass, obwohl jährlich 25 000 Besucher kommen, obwohl permanent Veranstaltungen stattfinden, obwohl die Vorabendserie „Verbotene Liebe“ zwölf Jahre lang dort gedreht wurde. „Auch jetzt gerade laufen hier wieder drei Filmprojekte“, verrät Deselaers. Blick über den Schlosshof: Tatsache! Zwei „Diener“ in Livree, scheinbar dem Barock entsprungen, sitzen in einer Drehpause auf einem Mäuerchen.

Verkäufer-Schulungen im "Lehmhaus"

Geschichte ist Deselaers eine Herzensangelegenheit, weshalb er dem Bergischen Geschichtsverein stets verbunden war. Ehrenamtlich tätig war er zudem unter anderem in der Lokalpolitik, im Vorstand der Fischereigenossenschaft und des Archivvereins, war einer der Mitbegründer der Engelskirchener Bürgerstiftung.

Viele Geschäftsfelder wurden in der Pandemie ausgebremst. „Wir haben die Zeit genutzt, um uns komplett digital aufzustellen“, sagt Deselaers. Es sei ihm stets wichtig gewesen, das Stift zeitgemäß aufzustellen. Im „Lehmhaus“, dem nachhaltigen Tagungshaus in Engelskirchen-Oberstaat, „machen wir seit der Pandemie digitale Schulungen für Verkäufer von Elektroautos.“

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Neue Wege gibt es auch forstwirtschaftlich zu beschreiten: „Seit 15 Jahren bauen wir die Esskastanie an. Jetzt müssen wir mal einen Markt finden und sehen, dass sich der deutsche Schreiner überhaupt damit beschäftigt“, sagt er. „Darüber hat sich noch keiner Gedanken gemacht.“ Aus dem Holz einer ausgewachsenen Esskastanie, die er angeboten bekommen hat, hat Deselaers sich eine Haustür fürs neue Heim bauen lassen– auch als Vorzeigeobjekt, wie auch die Esskastanienholz-Fenster, die er gerade in Italien fertigen lässt.

Künftig kümmert er sich also um den Familienbetrieb in Georgenthal, aufgebaut in den letzten Jahren. Aber die Abwechslung bleibt: Im November geht’s zu einem Aufforstungsprojekt nach Uruguay. „Ich sehe mich morgen nicht als Rentner.“