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Nach Vorbild des WuppertrailsMorsbach plant Förderantrag für touristische Attraktion

Lesezeit 3 Minuten

Testfahrt mit Bürgermeister: Gemeinsam mit Jörg Bukowski (r.) und seiner Tochter stiegen Nadja Maria Schwendemann und Markus Heibach in Radevormwald-Dahlerau auf die Draisine. Solche Fahrzeuge könnten demnächst zwischen Morsbach und Hermesdorf rollen.

Morsbach – Eine Fahrt mit der Draisine ist nicht nur für Touristen lustig. Für die Gemeinde Morsbach könnte der Betrieb solcher Schienenfahrzeuge einen echten Zugewinn bedeuten. Das findet nicht nur Bürgermeister Jörg Bukowski, sondern auch der Rat der Gemeinde: In ihrer jüngsten Sitzung am Dienstagabend stellten die Politiker einstimmig die Weichen für das Projekt „Rail-Radeln in Morsbach“.

Im Jahr 2021 sollen für etwa 122 000 Euro sechs Fahrraddraisinen angeschafft und auf die Gleise gesetzt werden. Geplant ist ein Ausflugsverkehr auf den Schienen der Rhein-Sieg-Eisenbahn zwischen Morsbach und Waldbröl-Hermesdorf. Wirklichkeit werden soll dieses Vorhaben mit Mitteln aus dem Leader-Förderprogramm für die Region Oberberg „1000 Dörfer – Eine Zukunft“. Bei einer Gesamtinvestition von rund 200 000 Euro hofft das Rathaus auf eine Fördersumme von 130 000 Euro.

Auch Künstler wollen auf die Schiene

Und wie ein solcher Betrieb im besten Fall laufen kann, das hat Bürgermeister Jörg Bukowski im Sommer auf dem „Wuppertrail“ zwischen der Brücke am Stausee bei Wuppertal-Beyenburg und dem Bahnhof von Dahlhausen in Radevormwald erlebt: Dort bewegte Morsbachs Rathauschef gemeinsam mit seiner Tochter sowie Nadja Maria Schwendemann und Markus Heibach vom Künstlerverein „kunst-werk-66“ per Muskelkraft eine Draisine von Beyenburg über den stillgelegten Schienenstrang bis zum Etappenziel am Bahnhof von Dahlerau.

Vorbild Wuppertrail

Der Wuppertrail ist eine stillgelegte Eisenbahnstrecke zwischen dem Stausee bei Wuppertal-Beyenburg und Radevormwald. Die eingleisige Route ist etwa 8,5 Kilometer lang und wird von einem Verein in ehrenamtlicher Arbeit unterhalten. Dort sind Fahrraddraisinen in Betrieb, auf denen jeweils vier Gäste Platz finden – zwei strampeln, zwei genießen die Landschaft. Am Bahnhof Dahlhausen sind zudem historische Schienenfahrzeuge zu sehen. Für die Rückfahrt werden die Draisinen von Hand gewendet. (höh)

www.wuppertrail.com

Jetzt folgt die Bewerbung um eine Förderung. In der Republik an der Sieg könnten die handbetriebenen Schienenfahrzeuge das Angebot rund um den historischen Bahnhof bereichern: Dieser wird derzeit für fast 2,5 Millionen Euro als Projekt aus dem Integrierten Handlungskonzept zu einem soziokulturellen Treffpunkt und einem Integrations- und Begegnungshaus umgebaut. Rundherum auf der 23 000 Quadratmeter großen Anlage kann sich Bürgermeister Bukowski Fahrbetrieb mit Museumsbahnen ebenso vorstellen wie Event-Hochzeiten, da in das um 1890 errichtete Gebäude auch ein Trauzimmer einziehen soll.

Elektrische sowie rollstuhlgerechte Fahrzeuge

Auf der Strecke der Wiehltalbahn zwischen dem Bahnhof und Hermesdorf und durch den Kömpeler Tunnel könnten dann die Draisinen rollen, eingesetzt werden sollen sowohl elektrische als auch rollstuhlgerechte Fahrzeuge. Das Gleis wird derzeit nicht genutzt – weil es aber eine Betriebsgenehmigung für die Rhein-Sieg-Eisenbahn gibt, muss es mindestens bis zum Jahr 2058 für Zugverkehr zur Verfügung stehen.

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Sollten die Draisinen kommen, will die Gemeinde 78 000 Euro der kalkulierten Gesamtkosten für den Bau eines Unterstands, für die Anschaffung von Zubehör, für die Herrichtung der Strecke und nicht zuletzt für Sicherungsarbeiten an den Brücken unterwegs ausgeben. Um den Betrieb sicherzustellen, soll zudem ein Verein gegründet werden. Erste Interessierte, die darin mitarbeiten wollen, hätten sich bereits gemeldet – darunter eben Mitglieder der Künstlervereinigung, berichtet Jörg Bukowski. Auch die Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH habe bei Gesprächen signalisiert, das Projekt zu unterstützen.