Projekt „Kids save Kitz“Nümbrechter Schüler retten junge Rehe aus der Luft
Nümbrecht – In gleichmäßigem Flug, etwa sechs bis acht Meter hoch, fliegt eine Drohne über die noch taunasse Wiese. Kurz vor dem Waldrand hält sie an, schwenkt zur Seite und kehrt auf einer Parallelbahn zurück. Wieder ein Stück versetzt wiederholt sich der Vorgang.
Plötzlich bleibt die Drohne in der Luft stehen und die Umstehenden jubeln – die Drohnenpilotin Christa Wirths, Studienrätin am Homburgischen Gymnasium Nümbrecht (HGN), hat das Rehkitz „Rudolf“ nach nicht einmal zwei Minuten auf der riesigen Wiese gefunden.
Wärmflasche als Kitz-Dummy
„Rudolf“ ist natürlich kein echtes Rehkitz, sondern ein Stofftier mit einer Wärmflasche im Bauch, das die 14-jährige Schülerin Cleo Schröder für den Demonstrationsflug für Wirths unsichtbar vorher versteckt hat. Möglich wurde diese Vorführung des Schulprojektes „Kids save Kitz“ durch die Finanzierung des rund 3000 Euro teuren Quadrokopters mit einer Wärmebildkamera durch das Wiehler Maschinenbauunternehmen Kampf Schneid- und Wickeltechnik.
Personalreferent Heinrich Thorwesten betonte die langjährige, gute Zusammenarbeit mit dem Gymnasium schon bei früheren Projekten. Doch sei die Unterstützung nicht ganz uneigennützig und eine gute Brücke: „Ab nächstem Jahr wollen wir auch in IT-Berufen ausbilden.“ „Es ist eine befriedigende, aber auch aufwendige Arbeit, Kitze vor dem Mähtod zu retten“, sagte Schulleiter Thorgai Wilmsmann. „Wir möchten neben Tierschutz auch Technikaspekte vermitteln.“
„Wir möchten die Kinder für die Natur begeistern“
Besonders hob er die Synergieeffekte mit den Kooperationspartnern Kampf, Volksbank Oberberg, Kreisjägerschaft, Hegering Nümbrecht und dem Förderverein hervor, der auch die „Drohnen-AG“ unterstützt. Deren Leiter Achim Jaeger und Sven Sievers möchten dabei auch für den verantwortungsbewussten Umgang mit modernen Technologien sensibilisieren.
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Katrin Rademacher, die das Projekt gemeinsam mit Christa Wirths leitet, schilderte, dass sich rund 25 Schüler für die Rehkitzrettung einsetzten. „Wir möchten die Kinder für die Natur begeistern und gleichzeitig auf die Probleme im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Kulturlandschaft aufmerksam machen.“ Der Nümbrechter Bernd Steinhausen, seit Sonntag neuer Vorsitzender der Kreisjägerschaft Oberberg, beschrieb die Interessenkonflikte zwischen Jägerschaft und Forstwirtschaft: „Wir sind Jäger, keine Metzger.“ Durch eine vernünftige Form der Aufforstung nach der Borkenkäferkalamität könnten Massentötungen vermieden werden: „Wild gehört in den Wald.“
Christa Wirths erläuterte, dass die Schüler bislang nach einer Information der Landwirte über einen bevorstehenden Mähvorgang an den Hegering auf der Wiese ausgeschwärmt seien. Bislang hätten sie so knapp 100 Kitzen das Leben gerettet, 17 allein in diesem Jahr. Hegeringleiter Andreas Engelbert bezeichnete diese Vorgehensweise bei modernen Kreiselmähern als nicht flurschädlich, jedoch sei die Suche der Kitze mit einer Drohne wesentlich effektiver.