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Neuer Wolf bei EngelskirchenVater des Tieres ist Rüde aus Leuscheider Rudel

Lesezeit 3 Minuten

Wolf (Symbolbild)

Engelskirchen – Es war Anfang Februar, als eine Autofahrerin auf einer Straße bei Engelskirchen eine auffällige Beobachtung machte: Ein Tier lief vor ihrem Wagen über die Straße – und die Frau war sich sicher: Das war ein Wolf. Am Freitag nun bestätigte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) auf Anfrage: In den ausgedehnten Wäldern, in denen 2019 zunächst eine einzelne Wölfin nachgewiesen worden war, was nach dem Nachweis des Leuscheider Rudels bei Eitorf an der Sieg schließlich zur Ausweisung des Wolfsgebiets Oberbergisches Land im vergangenen Sommer geführt hat, ist ein neuer Wolf nachgewiesen worden.

Das Tier mit der Kennung GW1804m ist ein Rüde, zwei bis drei Jahre alt und stammt aus einer früheren Liaison des Rüden aus dem Leuscheider Rudels mit einer Wölfin bei Neuwied, wie Wolfsberater Dietmar Birkhahn vom Lanuv auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt.

Wie der Wolfsberater dem Tier nach Hinweisen auf die Spur kam, ist allerdings mindestens ebenso spannend. Er war es nämlich, der die Sichtmeldung der Autofahrerin vom 9. Februar auf den Tisch bekam. „Ich habe ein Protokoll erstellt“, erinnert sich der Lindlarer. Soweit nichts Ungewöhnliches. „Zwei Wochen später ist mir dann ein Wolf auf einer Wildkamera gemeldet worden.“ Als er das Bild sah, stutzte Birkhahn: Das Wolfsbild war von einem Bildschirm abfotografiert. Auf Nachfrage beim Kamerabesitzer habe er erfahren, dass es das Originalbild der Kamera nicht mehr gebe, so Birkhahn.

Auf der Suche nach Spuren

Ein Wolfsfoto gelöscht? Die Erklärung des Kamerabesitzers schien dennoch nachvollziehbar. Erst als die Speicherkarte in der Kamera neu formatiert worden sei, habe er festgestellt, dass die zuvor durchgeführte Sicherung der Fotos auf dem Computer nicht funktioniert habe. So blieb nur das eilig zum Versenden per Handy vom Bildschirm abfotografierte Bild. „Sieht sehr stark nach einem Wolf aus“, zitiert Birkhahn die Bewertung, „aber lässt sich wegen der Qualität der Aufnahme nicht sicher sagen.“ Nun hatte Wolfsberater Birkhahn die Aufgabe, die Wildkameras des Hinweisgebers im Gelände zu überprüfen, um zu schauen, ob sich das Bild anhand des zu sehenden Hintergrundes sicher einem Ort im Gelände zuordnen ließ. „Ich habe die Standorte der Wildkameras überprüft.“ Und: Volltreffer. „Es war eine Landmarke darauf, die war unverkennbar.“ Genauer möchte Birkhahn nicht werden. Denn er weiß aus Erfahrung: „Sonst hätten wir in der Gegend schnell einen Ansturm.“

Kot gefunden

Kommissar Zufall lieferte dem Wolfsberater noch bei der Verifizierung des Bildes aus der Wildkamera einen nächsten Beweis. „Vor Ort habe ich zufällig ein Stück Losung gefunden, also Kot, das habe ich gesichert und beprobt.“ Das Ergebnis: Die Exkremente stammten tatsächlich von einem Wolf, genauer einem zwei bis drei Jahre alten Rüden, der sich anhand des vorhandenen Gen-Materials auch noch genauer zuordnen ließ: Ein Abkömmling des Rüden aus dem Leuscheider Rudel und dessen erster Partnerin, die bei einem Wildunfall ums Leben kam.

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Nach der Bestätigung des Gentests plant Wolfsberater Birkhahn nun, mit der Nachtsichtkamera weitere Hinweise auf das Lebensumfeld des neuen Wolfs von Engelskirchen zu ergründen und gegebenenfalls auch weitere Wildkameras zu installieren – um mehr über den Neuen zu erfahren.