Portrait Michael GrüderNümbrechter Pastoralreferent nimmt Abschied im Advent
Nümbrecht – „Oooch, bei uns hier brauchen Sie nicht aufgeregt zu sein“, erinnert sich der katholische Pastoralreferent Michael Grüder vom Seelsorgebereich „An Bröl und Wiehl“ genau an die Worte des Nümbrechter Originals Erika Hauck, die ihn vor gut 20 Jahren als Erste nach dem Wechsel ins Oberbergische begrüßte. Zuvor hatte er ihr gestanden, dass er unsicher sei, wie er auf dem Land angenommen werde, da er bisher nur in der Stadt gearbeitet habe.
Nach zwei Jahrzehnten in der Seelsorge geht Grüder zum Jahresende in den Ruhestand und die Oberberger sind ihm längst ans Herz gewachsen: „Viele unterschätzen das Land, aber eigentlich ist hier viel mehr los – das ist ein richtig lebendiges Miteinander.“
Schulgottesdienst, Kommunion, Seniorenhilfe
Nach dem Studium hatte er zunächst zehn Jahre lang in Königswinter gearbeitet, dort lernte er auch seine spätere Frau Rita kennen. Anschließend ging es nach Düsseldorf ins Pastoralteam von Klaus-Peter Jansen, heute Leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs und Geistlicher von St. Michael in Waldbröl. Als dieser in die Marktstadt zog, habe er ihn als „seinen Pastoralreferenten“ hinterher gelotst, erzählt Grüder: „Er hatte eine Stelle zu besetzen und glücklicherweise war kurz zuvor die Küsterwohnung in Nümbrecht frei geworden – das passte einfach.“
Seit dem 1. September 2000 kümmert sich Grüder unter anderem um ökumenische Schulgottesdienste, die Vorbereitung von Kommunionkindern, das Nümbrechter Jugendzentrum und die Caritas-Arbeit. „Lebendig vor Ort und gemeinsam stark zu sein“, ist sein Motto. Besonders stolz ist der 65-Jährige darauf, dass er in den vergangenen zehn Jahren mit bis zu 300 Sternsingern rund eine halbe Million Euro sammeln konnte.
Er bedauert jedoch, dass die nächste Aktion coronabedingt nicht wie gewohnt stattfinden kann. „Wegen der problematischen Bildung von Fahrgemeinschaften können die rund 90 Außenorte nicht wie üblich besucht werden.“ So wird es in Kirchen und Geschäften Sammeldosen mit einem „Segen to go“, zugunsten etwa des Kürmi-Kinderhorts in Bolivien oder des Projektes Aanchal in Bhopal, Indien, geben.
Besuch bei Kranken und Alten
Ein besonderer Schwerpunkt in Gründers Arbeit ist die Seniorenarbeit geworden. Er besuchte kranke und alte Menschen zu Hause oder in den Altenheimen, brachte ihnen die Kommunion. Mit dem Regionalreferenten Elmar Trapp hat er das ökumenische Forum „Altenheimseelsorge Oberberg-Süd“ mit regelmäßigen Treffen der sozialen Dienste und Mitarbeitern der Altenheime gegründet. Er ist froh, dass sich der evangelische Pfarrer Sándor Károly Molnár und die Seniorenreferentin Anette Weber bereit erklärt haben, diese Arbeit fortzuführen.
Wichtig ist Grüder die Ökumene. „Ich habe sogar einen evangelischen Weihnachtsbaum vom CVJM“, sagt er und schmunzelt. „Ich freue mich, dass ich die ökumenische Entwicklung im Oberbergischen mitgehen durfte.“ So habe er einmal spontan und unvorbereitet – wegen eines Fehlers im Terminkalender – im Haus Bergfrieden einen Gottesdienst zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Ralf-Andreas Kliesch gefeiert: „Kirche ist ein offenes System, auf Entwicklung und Dynamik ausgerichtet – das ist die Tür zur Freiheit.“
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Michael Grüder bedauert, dass etwa der Krankenhausbesuchsdienst und auch der „Runde Tisch Caritas“ eingeschlafen sind. Doch ist er glücklich, dass Diakon Hans Wilhelm Schmitz und Pastoralassistent Markus Müller große Teile des weiten Aufgabenbereiches fortführen: „Das macht den Abschied etwas leichter. Ich könnte es nicht ertragen, ein so tiefes Loch zu hinterlassen. Dann hätte ich das Gefühl, meine Lebensarbeit wäre umsonst.“
Mitte Januar stehe der Umzugswagen vor der Tür, erzählt unterdessen Rita Grüder, die mit ihrem Mann jüngst Silberhochzeit gefeiert hat. „In den Jahren hat sich so einiges angesammelt.“ Auf jeden Fall aber gehe Kater Mautz mit auf Tour in ihre Heimat ins Siebengebirge und dort nach Bad Honnef-Ägidienberg.
Mautz ist dem Pastoralreferenten vor 13 Jahren auf dem Waldbröler Pfarrparkplatz ins Auto gesprungen, seitdem ist er Familienmitglied. Am Rhein will sich Michael Grüder dem Wandern und Radfahren widmen und als begeisterter Sänger Anschluss an einen Chor suchen. Und das ist ihm wichtig: Mensch zu bleiben – „Mach es wie Gott – werde Mensch“.