Aus TierpräparatenNümbrechter Schloss Homburg zeigt moderne Stillleben
Nümbrecht – Die menschliche Tierliebe ist paradox. Das deutet auch der Ausstellungstitel „Zum Fressen gern“ an. Pünktlich zum Bergischen Landschaftstag, der am Sonntag auf dem Gelände stattfindet, hat das Museum Schloss Homburg seine Sammlung mit allerlei exotischen Tieren angereichert. Diese finden sich neben den Wild-Präparaten in der naturkundlichen Ausstellung des Forsthauses, im Jagdsaal und in der Burgküche, aber auch an Stellen, an denen man keine Fauna vermuten würde.
Es handelt sich um Bilder aus einer Serie, die die Berliner Fotografen Sebastian Köpcke und Volker Weinhold 2016 im Kloster Admont in der österreichischen Steiermark aufgenommen haben. Dort gibt es seit der Barockzeit eine umfangreiche naturkundliche Schau.
Tiefsinn und Humor
Im Zuge einer Restaurierung bekamen die als „Sammlungsfotografen“ einschlägig bekannten Künstler Gelegenheit, die Tierpräparate zu eigenen Stillleben zu arrangieren. Dafür durften sie auch Bände aus der Bibliothek und Stücke aus der kunsthistorischen Sammlung ausleihen.
Die scheinbare Lebendigkeit der Tiere, ihr Schicksal als Trophäe oder Sonntagsbraten, das ganze Fressen und Gefressenwerden – all das gibt hier Denkanstöße, ganz so wie die barocken Stillleben im 17. Jahrhundert an die Sterblichkeit des Menschen erinnerten und ihn vor der Eitelkeit warnten.
Bilder wurden gemeinsam aufgehängt
Museumschef Steffen Müller gefiel aber vor allem der Humor, als er vor einigen Jahren auf die Fotoserie aufmerksam wurde. Deshalb möchte er die Bezüge, die durch die Hängung in der Dauerausstellung entstehen, nicht allzu ernst verstanden wissen.
Zusammen mit Köpcke und Weinhold ging das Museumsteam durch das Haus, um für jedes der 55 Bilder einen geeigneten Platz zu finden. Nun flitzt ein Schneehase durchs Treppenhaus, und ein Maulwurf schlummert im Biedermeierschlafzimmer. Ein Helmkasuar hat sein Ei gleich neben ein echtes Kinderbett gelegt, ein gepanzertes Gürteltier gastiert im Rüstungszimmer. Und gleich am Eingang sagen Fuchs und Hase (und Reh, Wolf und Eichelhäher in paradiesischer Eintracht) Guten Tag.
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Sebastian Köpcke ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Es ist eine lustige Entdeckungsreise geworden.“ Besonders gefreut habe ihn, dass das Museum für diese „Ausstellung in der Ausstellung“ ihr Jagdstillleben von Bernaert de Bridt (1688–1722) umgehängt hat: „Im Jagdsaal korrespondiert es hervorragend mit unseren Motiven.“
Wenn er mit seinem Partner Weinhold Anfang Januar wiederkommt, um die Bilder einzupacken, will er die Fotoausrüstung mitbringen und mit dem Fundus des Schlossmuseums das ein oder andere Stillleben arrangieren. Bis dahin sind die Ausstellungsbesucher eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen. Am Ende des Rundgangs wartet eine Fotostation mit Objekten, die zu einem Stillleben kombiniert und mit dem Handy fotografiert werden können.
Das Museum ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonntag ist der Eintritt ermäßigt.