Eltern in Nümbrecht-Lindscheid kämpfen seit Jahren für einen sicheren Schulweg. Ein neuer Bürgerantrag hat die Debatte wieder befeuert.
SchulwegsicherheitWas kann man den Kindern in Nümbrecht-Lindscheid zumuten?
Die Ausgangslage ist einfach: Eltern aus der Nümbrechter Ortschaft Lindscheid wollen seit Jahren, dass ihre Kinder auf dem Schulweg sicher zum Bus und wieder zurück kommen. Dafür haben auch ausnahmslos alle, die an der Lösung des Problems beteiligt sind, Verständnis geäußert.
Zwei verschiedene Lösungsansätze werden – ebenfalls seit Jahren – diskutiert. Lösung eins: Der Bus soll die Kinder nicht an der Haltestelle „Lindscheider Mühle“ an der unübersichtlichen L 320 abholen, sondern direkt im Ort. Lösung zwei: Der Weg vom Ort zur bestehenden Bushaltestelle soll richtig sicher gemacht werden.
Über Chancen, Möglichkeiten oder Alternativen eines Busses, der in den Ort fährt, spricht heute der Schulausschuss. Über den Aspekt des sicheren Schulweges hat am Dienstag der Bau- und Verkehrsausschuss beraten. Stand der Dinge ist seit geraumer Zeit, dass im Bereich der Haltestelle eine Tempobegrenzung auf 70 Stundenkilometer beschlossen ist, ebenso der Bau einer Überquerungshilfe mit Mittelinsel.
Kritik an Einbahnstraßen-Idee
Das sei das Ergebnis eines langwierigen und sehr zähen Ringens mit dem zuständigen Landesbetrieb Straßenbau NRW, erinnerte Fachbereichsleiter Jan Foerster und ergänzte: „Ich bin überzeugt, dass wir mehr nicht erreichen können. Und ich bin auch sehr zufrieden mit dem, was wir da erreicht haben.“
Tempo 30 oder eine Ampel, die sich Lindscheider Eltern an dieser Stelle wünschen, seien nicht möglich, weil es sich bei der Straße um eine Landesstraße handelt, die bestimmte Funktionen zu erfüllen habe und auf der per se bestimmte Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht umsetzbar seien. Dass die Straße ihre Tücken hat und auch eine Querungshilfe nicht jede Gefahr vollständig bannen kann, wird von niemandem bestritten. Doch in der Frage, ob man Kindern den Weg so zumuten kann oder nicht, scheiden sich die Geister.
„Dass die Kinder aus Lindscheid den Schulweg ohne fremde Hilfe zurücklegen, ist zurzeit nicht möglich“, findet Reiner Rübhausen, der einen Bürgerantrag gestellt hatte (wir berichteten). Seine Stoßrichtung: Der kombinierte Rad-/Gehweg, über den die Kinder aus Lindscheid zur Haltestelle gehen, müsse beleuchtet, regelmäßig gereinigt und mit Pollern bestückt werden, damit weder der fließende Verkehr noch Anlieferer, die zur Saftkelterei wollen, dort die Kinder gefährden könnten.
Sein Fazit: Die L 320 sei so unübersichtlich, dass selbst die beschlossene Einführung von Tempo 70 und die Querung mit Fußgängerinsel, die ab kommendem Jahr gebaut werden soll, keine ausreichenden Maßnahmen darstellten. Er forderte stattdessen Tempo 30, eine Fußgängerampel oder Ähnliches sowie die genannten Maßnahmen bezüglich des Rad-/Gehweges.
In der Sitzungsvorlage hatte die Verwaltung ins Gespräch gebracht, dass die Fruchtsaftkelterei Weber für die Dauer der Erntezeit beim Straßenverkehrsamt die Einführung einer Einbahnstraßenregelung beantragen solle, um den Rad-/ Gehweg von anlieferndem Verkehr zu entlasten.
Keltereichef Klaus Weber betonte allerdings, er halte diese Maßnahme für „völlig unverhältnismäßig“ und schilderte, dass der Anlieferungsverkehr auch während der Erntezeiten im Herbst nur wenige Tage beträfe. Und die Lieferungen seien für den Betrieb nun einmal von essenzieller Bedeutung. Sein Vorschlag, ganz im Sinne der Lindscheider Eltern: „Der Bus soll nach Lindscheid reinfahren und fertig.“
Auch Antragsteller Rübhausen lehnte die Einbahnstraßen-Idee ab: „Das würde dem Fass den Boden ausschlagen, denn dann könnten die Eltern ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto zur Bushaltestelle bringen.“
Werner Demmer (CDU) sagte, auch er halte es für einen Erfolg, dass die Gemeinde es geschafft habe, Tempo 70 und eine Fußgängerinsel durchzusetzen; mit Blick auf den Bürgerantrag zum Rad-/Gehweg fragte er: „Es hat 40 Jahre oder länger funktioniert. Wieso funktioniert es jetzt nicht mehr?“