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KabarettStephan Bauer in Nümbrecht mit und ohne Tiefgang

Lesezeit 3 Minuten
Kabarettist Stephan Bauer bei seinem Auftritt am Freitagabend im Parkhotel in Nümbrecht.

Humor mit dem Vorschlaghammer (aber nicht nur) gab's in Nümbrecht von Stephan Bauer.

Der Kabarettist Stephan Bauer hatte auch den Humor-Vorschlaghammer mit nach Nümbrecht gebracht. Das kam an.

Gutgelauntes Summen im rappelvollen Kursaal des Parkhotels, gespannt erwartet man in Nümbrecht am Freitagabend den schwäbischen Kabarettisten Stephan Bauer. „Ehepaare kommen in den Himmel, in der Hölle waren sie ja schon“ – mit diesem Programm will Bauer sein Publikum am Valentinstag zum Lachen bringen. Seine Einleitung ist ein erster Schritt: „Meine Frau will nicht mit mir schlafen“, erzählt er. Nun sei er mit seinen 51 Jahren nicht mehr der Schönste, aber wozu sei eigentlich der Lichtschalter erfunden worden? Früher, erinnert sich der Kabarettist, sei in seiner Beziehung noch Feuer drin. Doch dann habe sich sein Sexualleben entwickelt wie die Marke Coca-Cola: „Von normal zu light“, erzählt Bauer mit einer kurzen Pause. „Und dann zero.“ Diese ersten Pointen verfangen, es wird herzlich gelacht.

Sie hatte Besuch von den Zeugen Jehovas, die waren danach Buddhisten
Stephan Bauer über die Überzeugungskraft seiner Frau

Bauers Beziehungsleben bildet den roten Faden seines Programms. Darüber gelangt er etwa zu der Frage, welche neurologischen Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt. Bei Männern sei der für Empathie zuständige Hirnteil ein Sumpfgebiet. Frauen dagegen besäßen ein ausgeprägtes Sprachzentrum. Das beste Beispiel dafür sei die Überzeugungskraft seiner Frau. „Sie hatte Besuch von den Zeugen Jehovas“, verrät Bauer lachend, „die waren danach Buddhisten“.

Schallendes Gelächter im Kursaal

Auch der Zeitgeist dient ihm als Vorlage: Er beschreibt einen moralischen Eifer, der sich beispielsweise in puncto Ernährung Bahn bricht. Was aber nütze der grummelnde Magen nach dem scheinbar gesunden Frühstück, wenn er über die Sprachsteuerung des Handys direkt eine Pizza bestellt? Das Alltagsnahe trifft in Nümbrecht. Es ist nicht immer die feine kabarettistische Klinge, Bauer hat stattdessen den Humor-Vorschlaghammer im Gepäck.

So auch, wenn er über den Wandel in der Sexualität und seine ersten Erfahrungen spricht: „Ich war 17, als ich mich das erste Mal vor einem Mädchen ausgezogen habe“, erzählt Bauer und legt eine Pause ein. „Sie hat geschrien, und dann haben mich die anderen Fahrgäste aus dem Bus geworfen.“ Das schallende Gelächter im Kursaal verhallt meist nur kurz, weil Bauer seine trockenen Pointen eng getaktet präsentiert. Dabei kann er auch Tiefgang. Heute Abend sei das Credo: „Es lebe die Unterschiedlichkeit zwischen Mann und Frau: Wir sind zwar gleichberechtigt, aber nicht gleich.“

Doch auch nach dieser – für Eheleute grundlegenden – Erkenntnis ist der nächste Witz nicht weit. So setzt sich Bauer für reine Männerfriedhöfe ein, nach dem Tod solle schließlich die ewige Ruhe herrschen. Generell, so der Kabarettist abschließend, solle das schwermütige Deutschland mal wieder Spaß haben. Man könne sich etwa bei DHL erkundigen, wo die Sendung mit der Maus bleibt. Oder den Sitznachbarn auf dem Mallorca-Flug fragen, ob er auch in die Türkei möchte. Der Kabarettist selbst hat sich vorgenommen, vor dem eigenen Ableben eine Tüte Popcorn-Mais zu essen: „Das dürfte meine Einäscherung deutlich interessanter machen.“ Mit diesem letzten Feuerwerk entlässt er sein Publikum, der lange Applaus danach ist ehrlich.