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Nach BeschwerdeMGV Marienberghausen wird Meisterchor im zweiten Anlauf

Lesezeit 4 Minuten
Ein Männerchor in dunklen Anzügen beim Auftritt.

Bei der Feier zum 170-jährigen Bestehen im Juni mussten die Sänger noch das Scheitern im ersten Versuch verdauen.

Nach einem Protestbrief des Chorleiters hatte der Landeschorverband ein Einsehen und änderte die Richtlinien.

Die Enttäuschung war im Juni groß, die Stimmung beim Fest anlässlich des 170-jährigen Bestehens getrübt. Die Genugtuung drei Monate später fällt dementsprechend umso größer aus: Der Männergesangverein 1854 Marienberghausen hat es im zweiten Anlauf geschafft, den Meisterchortitel zu verteidigen. Dafür bedurfte es noch einmal intensiver Proben. Und einer Änderung der NRW-Chorverbandsrichtlinien.

Denn bisher galt, dass ein Chor nach einem gescheiterten Versuch erst im Jahr darauf wieder antreten darf, und dann mit einem komplett neuen Programm. Dass der älteste Chor des Oberbergischen Landes nach der Pleite im Juni nun erneut in Dortmund singen durfte, ist auf eine neue Regelung zurückzuführen: „Durch Juryentscheidung kann einem Chor, der sein Ziel beim Meisterchorsingen nicht erreicht hat, nach einer Beratung durch die Jury sein Ziel mit demselben oder etwas verändertem Literaturprogramm innerhalb eines Jahres erneut angehen“, heißt es nun in den Richtlinien des NRW-Chorverbands. „In begründeten Fällen ist diese Vorgehensweise im Sinne des musikalischen Wachsens der Chöre durch das Leistungssingen zu sehen.“

Marienberghauser Chorleiter legt Protest ein

Im Juni war Chorleiter Konrad Ossig „mehr als überrascht“ gewesen, als die Jury dem Chor die erforderliche Punktzahl verweigerte. „Nach mehr als 40 Jahren als Chorleiter und elf Meisterchortiteln darf ich mir da ein Urteil erlauben“, ist der frühere Kreischorleiter überzeugt. Von anderen Profis habe es viel Zuspruch gegeben. Darauf habe er einen Beschwerdebrief an den Musikausschuss des Chorverbands aufgesetzt und die zu harte Bewertung beanstandet. Parallel protestierten Chorsprecher Markus Stöcker und andere Kritiker in den sozialen Medien.

Rolf Udo Schneider aus dem Leitungsteam des Kreischorverbands gehörte zu den Zuhörern, die das negative Urteil der Jury über das anspruchsvolle Programm des MGV im Juni „mit ungläubigem Staunen“ aufgenommen haben. Darum trat er ebenfalls an den NRW-Verband heran, um zu vermitteln. Schneider glaubt, dass auch andere Chöre protestiert haben.

Jurymitglied kommt nach Marienberghausen

Im Fall Marienberghausen kam es jedenfalls zu einer Online-Besprechung mit einem Mitglied der Jury. Und schließlich zu dem Angebot, es noch einmal zu versuchen. Der Juror fuhr sogar zweimal zu den Proben nach Marienberghausen, coachte die Sänger und half ihnen beim Feinschliff am Programm. Chorleiter Ossig gibt zu: „Das hat uns noch mal ein entscheidendes Stückchen nach vorn gebracht.“

Wie schon in den Monaten davor traf sich der Chor nun wieder zweimal die Woche, berichtet Ossig. „Wir hatten ja nur zweieinhalb Monate Zeit, um die Mängel abzustellen.“ Keiner der anderen Chöre, die im Juni gescheitert sind, habe sich diesem Stress nach der kurzfristigen Richtlinienänderung aussetzen wollen. „Wir aber waren selbstbewusst genug und wussten, dass wir gut sind.“ Am Nachmittag des 21. Septembers bekamen die Marienberghausener dann im Dortmunder Reinoldissaal ihre zweite Chance. Um 18 Uhr wurden die Ergebnisse bekannt gegeben: Der MGV hatte es knapp geschafft, mit zweimal „sehr gut“ (für „Der alte Barbarossa“ und „Ave Maria“) und zweimal „gut“ (für „L'amour de moy“ und „Ich seh' dich“) reichte es für den Titel.

Ende gut, alles gut? Chorsprecher Markus Stöcker und Chorleiter Konrad Ossig wundern sich, dass diesmal alle Meisterchoranwärter erfolgreich waren, nachdem beim letzten Mal ein Drittel durchfiel. Das Vertrauen in die Objektivität der Jurywertungen hat bei den Marienberghausenern gelitten.

Auf den Ärger und die Extrarunde in der Vorbereitung hätten sie allemal gern verzichtet. Konrad Ossig sagt: „Das Proben war ziemlich stressig. Jetzt haben wir uns erst einmal eine Pause verdient.“


Erfolg für Wendershagen/Wildbergerhütte

Beim Leistungssingen des Chorverbandes NRW am Samstag im Dortmunder Reinoldisaal hat die Chorgemeinschaft Wendershagen-Wildbergerhütte unter der Leitung von Linus Stahl mit einem dreifachen „sehr gut“ ein überragendes Ergebnis erzielt und darf nun den Titel „Leistungschor“ tragen. In der neuen Konstellation als Chorgemeinschaft war es die erste Teilnahme der Oberberger an einem Leistungssingen des Chorverbandes.

Vor zwei Jahren haben sich der Männergesangsverein „Harmonie“ Wendershagen und der MGV „Glückauf-Sangeslust“ Wildbergerhütte zu einer Chorgemeinschaft zusammengeschlossen, um wieder einen gut besetzten Chor zu bilden. Zuvor waren beide Meisterchöre. Gemeinsam wagten sie nun den ersten Schritt auf dem dreistufigen Qualifikationsparcours mit dem Ziel, eines Tages wieder den Titel „Meisterchor“ zu führen.

Das Wahlchorwerk „Unser täglich Brot“ wurde mit 23 von 25 möglichen Punkten bewertet, das Volkslied „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“ bekam 22,5 Punkte und das durchkomponierte Volkslied „Kein Feuer, keine Kohle“ erzielte 22 Punkte. Der Wendershagener Vorsitzende Marko Roth schildert, dass die Jury lobend angemerkt habe, dass in den Vorträgen deutlich die Handschrift des erst 20-jährigen Chorleiters zu erkennen gewesen sei. Der Erfolg wird in dieser Woche im Dorfhaus in Morsbach-Ellingen gefeiert, gemeinsam mit den Sängerfrauen, die den Chor in Dortmund unterstützend begleitet haben.